Auch der ehemalige Bundeskanzler Olaf Scholz trug sich ins Goldene Buch der Stadt Eschweiler ein. Foto: Stadt Eschweiler -

Eschweiler. – Nicht nur eine Unterschriftensammlung: Im Goldenen Buch der Stadt Eschweiler verewigten sich schon viele, die Rang und Namen haben. 

Es ist ein wichtiger Programmpunkt bei hochrangigem Besuch: Die Gäste tragen sich ins Goldene Buch der Stadt ein – als Erinnerung, dass sie in Eschweiler gewesen sind. Dabei ist das Buch nicht wirklich golden. Der Einband besteht aus schwarzem Leder, allerdings verziert mit einem goldschimmernden Stadtwappen. Man spricht geläufig vom Goldenen Buch aufgrund des herausragenden Stellenwerts – weil es sozusagen im inhaltlichen Sinne „Gold wert“ ist. Das kostbare Werk zeigt auf, dass bekannte Menschen nicht nur in die Großstädte, sondern auch zu uns nach Eschweiler kommen.

Zu besonderen Anlässen wird das 1,65 Kilogramm schwere Buch aus einem Schrank im Büro der Bürgermeisterin herausgeholt. „Die Geste steht bei diesen bedeutsamen Einträgen im Vordergrund. Es ist eine Ehre für den Gast sich einzutragen und eine Ehre für uns, dass derjenige hier war. Er soll sich daran erinnern und wir auch“, beschreibt Nadine Leonhardt. Das aktuelle Exemplar ist das vierte Goldene Buch der Stadt. Die drei Vorgänger-Ausgaben, eingesetzt von 1974 bis 1991, 1991 bis 2004 und 2005 bis 2014 werden im Rathaus natürlich aufbewahrt.

Den ersten Eintrag gestattete man am 22. Oktober 1974 den Teilnehmern einer Kabinettsitzung des Landes NRW in Eschweiler. „Anfangs ließ man ohnehin noch mehr Gruppen eintragen“, weiß René Costantini, Leiter des zuständigen Amts für Öffentlichkeitsarbeit. „Es verlagerte sich im Laufe der Zeit dahin, dass es meist Einzelpersonen sind.“ Dazu zählten bereits Regierungspräsidenten, Minister und Staatssekretäre, Bürgermeister anderer Städte, namhafte Besucher, aber ebenso engagierte einheimische Würdenträger. Wiederkehrend in jedem Jahr unterzeichnen der jeweilige Eschweiler Karnevalsprinz und sein Zeremonienmeister, der Träger des europäischen Sozialpreises und, so die Verwaltung, künftig auch die Sieger der gewachsenen Aktion Eschweilers Sportler des Jahres.

Sie gesellen sich unter anderem zu Prominenten und sogar Adeligen wie ihre Königliche Hoheit Prinzessin Brigitta von Schweden und Hohenzollern, die im Jahr 2000 in der Indestadt zu Gast war. In den Büchern finden sich beispielsweise Einträge von dem Kosmonauten Gennadi Strekalow, dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden Ignatz Bubis, dem Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Peter Grünberg, Politikern wie Wolfgang Schäuble, Franz Müntefering und Armin Laschet, Musikern wie den Bands „Kool & the Gang“ und „Level 42“, dem Kölner Volksschauspieler Willy Millowitsch, dem Bischof von Kopenhagen, dem Botschafter Portugals, einer Delegation aus Ägypten, lokalen Größen sowie Gruppen aus Brauchtum und Sport. Die Liste der größeren und kleineren Stars, die sich einmalig verewigen durften, ist lang. Dennoch auffällig: So manche Persönlichkeit, die für viele mit Eschweiler in Zusammenhang steht, ist nicht abgebildet. „Das liegt daran, dass wir keiner bestimmten Auswahl folgen, sondern die Einträge immer mit Anlässen verbunden sind“, klärt Nadine Leonhardt auf.

Im Jahr 1999 veränderte sich im Rathaus Entscheidendes: Die Position des Stadtdirektors, der bis dahin der leitende Verwaltungsbeamte war, entfiel. Der Bürgermeister war fortan nicht mehr vor allem repräsentativ tätig, sondern zugleich hauptamtlicher Verwaltungschef. Mit der Stärkung dieses Amtes wollte man auch die Einträge im Goldenen Buch weiter aufwerten und führte zusätzlich das Gästebuch ein (aktuell ist davon das dritte im Einsatz). Darin darf jeder unterschreiben, der bei Veranstaltungen wie dem Neujahrsempfang und dem Tag des Ehrenamtes anwesend ist. Das Gästebuch liegt dann am Eingang des Ratssaals aus. Beim Goldenen Buch hingegen sind die Bürgermeisterin oder einer ihrer Stellvertreter immer mit dabei, wenn Einträge vorgenommen werden.

Die Seiten bereitet das Amt für Öffentlichkeitsarbeit in einheitlicher Struktur vor: Auf der linken Seite ein großes Portraitfoto des Auserkorenen, rechts Name, Funktion, Anlass und das Datum über der Fläche, die für die Unterschrift vorgesehen ist. Ein spezieller Füller liegt bereit. Bundeskanzler Olaf Scholz zückte 2024 seinen eigenen, als er in den Räumen eines Kosmetikunternehmens in Weisweiler signierte. „Wo man sich einträgt, ist flexibel. Wir passen gut auf das Buch auf“, betont René Costantini. So wie es sich gehört bei einem Stück Stadtgeschichte und einem stummen Zeitzeugen für die, die schon ihren Fußabdruck in Eschweiler hinterlassen haben.

Tim Schmitz

Dieser Artikel wurde in der Juni-Ausgabe des REGIO LIFE-Magazins veröffentlicht. REGIO LIFE erscheint alle zwei Monate und liegt kostenlos zum Mitnehmen in vielen Geschäften und an weiteren Stellen in Eschweiler und Umland aus.