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US-Präsident Donald Trump geht auf Ex-Konkurrentin Kamala Harris, Moderatorin Oprah Winfrey und Sängerin Beyoncé los. Dahinter steckt wohl ein Kalkül.
Washington, DC – In einem nächtlichen Post auf Truth Social hat Donald Trump zum Rundumschlag gegen ein Frauen-Trio ausgeholt. Der amtierende US-Präsident attackierte die ehemalige Vizepräsidentin Kamala Harris, die TV-Moderatorin Oprah Winfrey und die Sängerin Beyoncé und erhob schwere Anschuldigungen.
Konkret geht es in der Attacke Donald Trumps auf Harris und Co. um den Vorwurf illegaler Zahlungen im Umfeld der Demokraten während des Wahlkampfs der US-Wahl 2024. Die Demokraten hätten „wahrscheinlich illegal elf Millionen Dollar an die die Sängerin Beyoncé“ gezahlt. Oprah Winfrey habe drei Millionen Dollar von den Demokraten erhalten. Dabei habe es sich um illegale Werbung für die Harris-Kampagne gehandelt. „Es ist nicht erlaubt, für eine Werbung zu bezahlen. Das ist völlig illegal“, schrieb Trump in Großbuchstaben und forderte: „Sie sollten alle strafrechtlich verfolgt werden.“
Donald Trumps Kabinett: Liste voller skandalöser ÜberraschungenFotostrecke ansehenOprah Winfrey und Beyoncé unterstützten Kamala Harris – zum Ärger Trumps
Sowohl Beyoncé als auch Winfrey traten während des Wahlkampfs vor der US-Wahl 2024 auf Wahlkampfveranstaltungen der Demokraten auf. Die Sängerin stattete einem Event der Harris-Kampagne in Houston einen Besuch ab, die Moderatorin hielt eine Rede auf der Abschlusskundgebung der demokratischen Präsidentschaftskandidatin.
Dass Prominente sich im Wahlkampf engagieren, ist in der US-Politik gängige Praxis. Auf der Seite der Demokraten stehen dabei unter anderem Sängerin Beyoncé und ihr Ehemann Jay-Z, Schauspieler Tom Hanks, Popstar Taylor Swift oder der Basketballer LeBron James. Auf Seiten der Republikaner und Donald Trumps finden sich Namen wie der von Schauspieler Silvester Stallone und Eishockey-Legende Wayne Gretzky und Youtuber Jake Paul. Auch der kürzlich verstorbene Wrestling-Star Hulk Hogan galt als lautstarker Trump-Unterstützer.
Donald Trump attackiert Kamala Harris, Oprah Winfrey und Beyoncé auf Truth SocialDonald Trumps Truth Social Post im Wortlaut
„Ich sehe mir die hohen Schulden der Demokraten nach den Präsidentschaftswahlen an und die Tatsache, dass sie zugeben, wahrscheinlich illegal elf Millionen Dollar an die Sängerin Beyoncé für eine WERBUNG gezahlt zu haben (sie hat nie gesungen, nicht eine einzige Note, und hat die Bühne unter Buhrufen und vor einem wütenden Publikum verlassen!), drei Millionen Dollar für „Ausgaben“ an Oprah, 600.000 Dollar an den sehr schlecht bewerteten TV-Moderator Al Sharpton (ein absolutes Leichtgewicht!) und andere, die genannt werden müssen, für absolut NICHTS! Diese lächerlichen Honorare wurden in den Büchern und Aufzeichnungen falsch angegeben. ES IST NICHT ERLAUBT, FÜR EINE WERBUNG ZU BEZAHLEN. DAS IST VÖLLIG ILLEGAL. Können Sie sich vorstellen, was passieren würde, wenn Politiker anfangen würden, Leute dafür zu bezahlen, dass sie für sie werben? Es würde ein riesiger Aufruhr entstehen! Kamala und alle, die Geld für Werbung erhalten haben, HABEN GEGEN DAS GESETZ VERSTOSSEN. Sie sollten alle strafrechtlich verfolgt werden! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit.”
In seinen Angriffen auf die Unterstützerinnen der Demokraten ließ Donald Trump völlig offen, was genau die illegalen Zahlungen gewesen sein sollen. Auch woher er die von ihm genannten Zahlen hat, sagte der US-Präsident nicht. Die offiziellen Angaben der Demokraten zur Finanzierung ihrer Kampagne weisen lediglich eine Zahlung von 165.000 US-Dollar an die Produktionsfirma Parkwood Entertainment aus, die von Beyoncé betrieben wird. Auch Winfreys Produktionsfirma „Harpo Productions“ wird in dem Finanzbericht genannt – mit der Summe von einer Million Dollar.
Beoyncés Mutter wirft Donald Trump „eine Lüge“ vor
Weder Kamala Harris noch Oprah Winfrey haben sich bislang zu den Vorwürfen Donald Trumps geäußert. Tina Knowles, Mutter von Beyoncé, nannte die Behauptungen des US-Präsidenten in einem Instagram-Post „eine Lüge“. Ihre Tochter habe für ihren Auftritt auf einer Harris-Kundgebung überhaupt kein Geld erhalten. „Tatsächlich hat sie sogar ihre Flüge für sich und ihr Team selbst bezahlt“, so Knowles.
Den Präsidenten Donald Trump und die TV-Moderatorin Oprah Winfrey verbindet eine lange, gemeinsame Geschichte voller Höhen und Tiefen. © dpa
Es ist nicht das erste Mal, dass Donald Trump auf Unterstützerinnen der Demokraten aus dem Entertainment-Umfeld losgeht. Vor allem mit Oprah Winfrey verbindet den US-Präsidenten eine lange Geschichte. Trump erwog einst sogar, die TV-Moderatorin als seine Vizepräsidentin zu nominieren. In einem Interview auf CNN im Jahr 1999 lobte Trump Winfrey gegenüber Larry King in den höchsten Tönen. „Sie ist wirklich eine großartige Frau, sie ist eine fantastische Frau. Sie ist jemand ganz Besonderes“, so Trump damals. Würde er jemals das Präsidentenamt anstreben, Oprah wäre „immer die erste Wahl“. Die TV-Moderatorin dankte es ihm ein Jahr später in einem Brief, in dem sie laut der Nachrichtenplattform Daily Beast schrieb: „Schade, dass wir nicht kandidieren. Was für ein Team!“
Donald Trump und Oprah Winfrey: wie aus Freunden Feinde wurden
Doch als aus dem Immobilienmakler und Reality-TV-Star 18 Jahre später der Kandidat der Republikaner wurde, kam es zum Zerwürfnis. Oprah sei zu einer „großen Spalterin unseres Landes geworden“, so Trump vor der US-Wahl 2016. Winfrey wiederum teilte in ihrer Rede vor der US-Wahl 2024 gegen Trump und seinen Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance aus. Bei einem Sieg der Republikaner drohe den USA der Absturz in ein autoritäres Regime, so Winfrey.
Sie ist wirklich eine großartige Frau, sie ist eine fantastische Frau. Sie ist jemand ganz Besonderes.
Trump gewann die Wahl bekanntlich. Warum also weiter auf der längst geschlagenen Konkurrenz rumhacken? Laut mehreren US-Medien gibt es dafür vor allem ein Grund: der Skandal rund um Jeffrey Epstein. Elon Musk hatte den US-Präsidenten nach deren Zerwürfnis in die Nähe des an Suizid verstorbenen Unternehmers gebracht, dem hundertfacher Missbrauch teils an minderjährigen Opfern vorgeworfen wird.
Trump-Angriff auf Harris und Co.: Ablenkungsmanöver wegen Epstein-Affäre?
Im Wahlkampf hatten Trump und seine Verbündeten immer wieder versprochen, nach einem Sieg alle Akten rund um Jeffrey Epstein offenzulegen. Die Verschwörungsmythen rund um die vielen offenen Fragen im Fall Epstein wurden zum Mantra der MAGA-Bewegung. Doch kaum im Amt ruderte die Trump-Regierung, allen voran Justizministerin Pam Bondi und FBI-Direktor Kash Patel, zurück. Es gebe keine Akten, keine weiteren Verbrechen und ohnehin nichts zu sehen. In der Folge kamen immer mehr Details ans Licht, die eine deutlich engere Freundschaft zwischen Trump und Epstein vermuten lassen, als der US-Präsident das bislang zugegeben hatte.
Kamala Harris und Beyoncé im Wahlkampf der US-Wahl 2024. Donald Trump wiederholte nun Vorwürfe gegen die einstige Kandidatin der Demokraten und ihre Unterstützerinnen. © imago
Die Angriffe Trumps auf Harris und ihr prominentes Umfeld dürften in erster Linie also ein Ablenkungsmanöver sein. Seit mehreren Wochen bemühen sich der US-Präsident und sein Team, die Kontrolle über das Narrativ in der eigenen Basis zurückzuerobern. Bislang aber ohne Erfolg. Die Befragung von Epsteins ehemaliger Vertrauten Ghislaine Maxwell durch den stellvertretenden Justizminister Todd Blanche, ehemaliger Anwalt Trumps, brachte bislang keine weiteren Erkenntnisse. Am 11. August soll Maxwell aber zur Aussage im US-Kongress erscheinen und könnte dort auch Fragen von demokratischen Abgeordneten gestellt bekommen. Zwar ist laut ihrem Anwalt noch nicht entschieden, ob sie dort aussagen wird. Die Epstein-Affäre bleibt für Trump aber zunächst ein Pulverfass.