Fragen und Antworten
–
Leeres Haus, mulmiges Gefühl: Wie man seine Wohnung vor Einbrechern schützt
picture alliance/imagebroker/J.Tack
Audio: radioeins | 26.07.2025 | Mario Heinemann | Bild: picture alliance/imagebroker/J.Tack
Wer Haus, Hof oder die Wohnung verlässt, um in die Ferien zu reisen, sorgt sich oft, dass während seiner Abwesenheit eingebrochen werden könnte. Doch man kann vorsorgen.
Im Jahr 2024 gab es 8.529 Fälle von Einbrüchen in Wohnungen und Einfamilienhäuser in Berlin. Nur etwa zehn Prozent, so die polizeiliche Kriminalitätsstatistik [berlin.de], konnten aufgeklärt werden. In den allermeisten Fällen brachen die Diebe in Wohnungen ein und erbeuteten im Durchschnitt Diebesgut im Wert von mehr als 8.000 Euro.
In Brandenburg gab es im Vorjahr 2.557 erfasste Wohnungs- beziehungsweise Hauseinbrüche. Aufgeklärt davon wurden 17,7 Prozent und die erbeutete Summe lag im Durchschnitt bei 3.698 Euro, so die polizeiliche Kriminalitätsstatistik [mik.brandenburg.de].
Wie lässt sich das Risiko eines Einbruchs verringern? Die häufigsten Fragen rund um Prävention, Technik und Verhalten im FAQ.
Ganz einfach: im Regelfall die Anwesenheit von Menschen. „Einbrecher wollen nicht ertappt werden. Sie wollen ungestört die Wohnung durchsuchen und alle Schubladen öffnen. Dabei ist eine anwesende Person hinderlich“, sagte Polizeihauptkommissar Mario Heinemann auf Radioeins vom rbb.
Die Diebe wollen also unentdeckt bleiben und schnell sein. Zeitaufwand und Krach können sie abschrecken. Tatsächlich scheitern fast die Hälfte aller Einbrüche, weil sich die Täter nicht schnell genug Zugang verschaffen konnten. Viele sind Gelegenheitstäter und lassen nach wenigen Minuten von ihrem Vorhaben ab. Denn mit jeder Minute steigt das Risiko, dass sie entdeckt werden.
Je besser das Zuhause gesichert ist, desto weniger Einbruchsversuche gelingen. In Berlin wurden 2024 sogar 46 Prozent aller Einbruchsversuche abgebrochen, so die Kriminalstatistik des Landes – weil die Einbrecher am kritischen Punkt nicht weiterkamen.
Welche Häuser oder Wohnungen sind für Einbrecher interessant?
„Wer im Erdgeschoss wohnt, ist eher von Einbrüchen betroffen. Denn Einbrecher sind per se keine Fassadenkletterer. Sie gehen im Regelfall nicht in den zweiten oder dritten Stock, sondern ins Erdgeschoss“, sagt Polizist Heinemann.
Anders als man vielleicht glauben könnte, sind Einbrecher auch nicht nur in Städten unterwegs. „Einbrecher suchen auch sehr kleine Orte auf, wo sie in der Hoffnung sind, dass die Sicherungseinrichtungen noch nicht so weit sind, wie in manchen größeren Städten, wo man tatsächlich schon mehr mit dem Phänomen Einbruch zu tun hatte“, sagte Kriminaloberkommissar Dieter Melzner dem BR.
Mario Heinemann, Polizeihauptkommissar Brandenburg
Wie kommen die Täter ins Haus oder in die Wohnung?
Vor allem über Fenster. Die meisten nutzen die Methode Aufhebeln, zum Beispiel mit einem großen Schraubenzieher – das geht bei einem gewöhnlichen Fenster in Sekundenschnelle und verursacht kaum Geräusche. Aufhebeln lassen sich auch nicht eigens gesicherte Türen, Tore oder Balkontüren.
In Berlin hatte die Polizei vor einiger Zeit mitgeteilt, Einbrecher testeten mit kaum sichtbaren Klebefäden, ob Bewohner zu Hause seien, und verschafften sich dann mittels Säure, die das Türschloss aufätze, Zutritt zur Wohnung.
Die meisten Wohnungseinbrüche finden in der dunklen Jahreszeit statt, weil das frühe Schwinden des Tageslichts Einbrechern die Möglichkeit bietet, unbemerkt tätig zu werden, während die Bewohner noch auf der Arbeit sind [ardaudiothek.de].
Einbrüche werden, oft aus der Not heraus, von Gelegenheitstätern oder gezielt von Banden verübt. Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen [kfn.de] von 2017 fokussieren sich die Diebe dabei vor allem auf eine „günstige Gelegenheit“. Auch die Aussicht auf lohnende Beute spiele für die Einbrecher dabei eine Rolle. Besonders professionelle Täter, die nicht aus finanzieller Not handeln, würden dafür sogar in Kauf nehmen, nicht ganz ungehindert eindringen zu können. Hinweise darauf, dass es etwas zu holen gibt, sind demnach etwa hochwertige Autos vor dem Haus oder gepflegte Gärten.
Manche Einbrecher suchen laut Studie gezielt ältere Menschen als Opfer aus. Sie vermuten, dass Ältere im Gegensatz zu Jüngeren mehr Wertsachen wie Schmuck und Bargeld im Haus aufbewahren, statt ihr Geld auf der Bank zu lassen. Zudem fühlen sich viele Täter körperlich überlegen und scheuen daher auch eine mögliche Begegnung nicht.
Welche Mittel sind effektiv, um Einbrüche zu verhindern?
Wer sein Zuhause schützen will, sollte, da sind sich sämtliche Experten einig, Fenster und Türen sichern. Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses sollten demnach sämtliche Fenster und Außentüren – letztere zweifach – ab- beziehungsweise geschlossen werden.
Weil Täter oft im Vorfeld Tatorte ausspionieren, hilft ansonsten: Anwesenheit suggerieren. Polizeihauptkommissar Heinemann empfiehlt im rbb: Briefkasten leeren, Hecke schneiden und Rasen mähen, damit das Grundstück nicht verwahrlost aussieht. Außerdem sollte man den Nachbarn Bescheid sagen.
Präsente Nachbarn könnten eine äußerst positive Rolle in Sachen Einbruchschutz spielen: „Die Nachbarn zu bitten, das Haus oder die Wohnung im Blick zu behalten, ist immer gut. Gute Nachbarschaft hilft, zu verhindern, dass Einbrecher ein Haus oder eine Wohnung attraktiv finden.“
Ein Fan von Videoüberwachung ist Heinemann nicht unbedingt. Auch, weil aus Gründen des Datenschutzes immer nur in den eigenen Bereich gefilmt werden dürfe.
Hauptkommissar Heinemann sagt, in Polizeikreisen gelte: Mechanik vor Technik. Er empfiehlt neben einem Türspion zusätzliche Türschlösser, abschließbare Fenster sowie Sperr-Riegel. Da komme es aber auf die baulichen Gegebenheiten vor Ort an. Heinemann verweist darauf, dass die Polizei auch vorbeikomme und zu diesen Themen individuell berate, ohne dass das Geld koste.
Einbauen kann man Schlösser mit zertifizierten Widerstandsklassen, die Täter für eine bestimmte Zeit abhalten: „Eine RC-2-Klasse beispielsweise hält den Täter drei Minuten ab. Er muss drei Minuten an der Tür arbeiten, bis er dieses Schloss aufhat“, so Heinemann.
Was Fake-Schlösser zum Aufkleben betrifft, sagt Experte Heinemann: „Einbrecher-Banden lassen sich davon vermutlich nicht abhalten, sie werden diese erkennen.“ Auch vor Kamera-Attrappen im Außenbereich warnen einige Experten: Statt abzuschrecken, könnten sie Einbrechern signalisieren, dass sich ein Einbruch lohnt.
Man könnte stattdessen Außen- oder Innenbeleuchtungen mit Zeitschaltuhren anbringen, sodass das Licht zu unregelmäßigen Zeiten an- und ausgeht. Oder die Jalousien per Zeitschaltung hoch und runterfahren lassen.
Die meisten Einbrecher sind nicht auf größere Wertgegenstände aus, sondern vor allem auf Bargeld, Gold und Schmuck.
Eher selten stehlen der oben genannten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen nach Täter Dinge, die sich nicht zu Geld machen lassen, die sie aber selbst gebrauchen können. Für Täter, die aus der Not handelten oder einen extravaganten Lebensstil hätten, gelte das aber nicht zwangsläufig.
Was ist kontraproduktiv in Sachen Einbruchschutz?
Experten empfehlen, Rolläden nicht dauerhaft geschlossen zu lassen. „Man muss auch nicht unbedingt die Mülltonne so stehen haben, dass sie als Einstiegshilfe ins Obergeschoss dient“, sagt Polizist Heinemann. Einen Schlüssel unter der Fußmatte zu deponieren sei auch keine gute Idee. Und: „Gekippte Fenster sind offene Fenster“. Heinemann warnt auch davor, Hinter- und Terrassentüren offen zu lassen, „damit die Kinder rein können“.
In einem Mehrfamilienhaus sollte man vor allem in den Ferien nicht einfach den Haustürsummer bedienen, wenn es klingelt, sondern stets durch die Gegensprechanlage fragen, wer da ist. Und im Zweifelsfall keinen Einlass gewähren.
Grundsätzlich, da sind sich alle Experten einig, sollte man es vermeiden, vor oder während der Reise Inhalte über den eigenen Urlaub in sozialen Medien zu veröffentlichen. Aktuelle Fotos vom Strand oder aus den Bergen zeigen auch potenziellen Einbrechern, dass die Wohnung derzeit unbewohnt ist.
Wer ist in einem Mietverhältnis für den Einbruchschutz zuständig?
Vermieter müssen nur vorhandene Sicherheitstechnik instand halten, sie sind nicht verpflichtet, spezielle Einbruchsicherungen zur Verfügung zu stellen.
Mieter, die extra Einbruchsicherungen anbringen wollen, sollten sich vorsichtshalber, auch wenn sie das auf eigene Kosten tun, mit dem Vermieter abstimmen. Denn Mieter dürfen keine baulichen Veränderungen in Wohnungen oder Häusern vornehmen, die die Bausubstanz verändern. Investiert ein Vermieter in Einbruchsicherungen, wird er die im Regelfall in der nächsten Betriebskostenabrechnung auf den Mieter umlegen.
Welche Rechte beim Einbruchschutz Mieter gegenüber ihren Vermietern haben, regeln nicht nur individuelle Mietverträge, sondern auch gesetzliche Vorgaben – etwa im Bürgerlichen Gesetzbuch oder in den Bauordnungen der Bundesländer. Dazu zählen unter anderem eine abschließbare Haustür und verschließbare Fenster. Als sicherheitsrelevante Mängel gelten defekte Schlösser oder beschädigte Scheiben – solche Schäden muss der Vermieter beseitigen.
Was sollte man tun, wenn doch eingebrochen wurde?
Wenn tatsächlich Diebe in die eigene Wohnung eingedrungen sind, sollte man keine Spuren vernichten. Also erst mal Ruhe bewahren und nicht anfangen, sich einen Überblick über den Schaden zu machen oder gar aufzuräumen. Stattdessen sollten Haus oder Wohnung so wenig wie möglich betreten werden. Erst wenn die Polizei die Wohnung freigegeben hat, darf das Chaos für die Versicherung fotografiert und beseitigt werden.
Sind die Einbrecher noch vor Ort, sollte der Polizei-Notruf 110 gewählt werden, und man sollte sich zur eigenen Sicherheit vom Haus beziehungsweise der Wohnung fernhalten.
Sendung: radioeins, 24.07.2025, 12:10 Uhr