Diana Staehly ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Unzählige Rollen und vielfältige Charaktere geben ihrem Erfolg recht. Im Interview mit GALA spricht sie über neue Arbeiten und alte Figuren und warum sie mit ihrem Ehemann nie Rollen durchspricht.
Mal ist sie die taffe Kommissarin, mal die fleißige Sachbearbeiterin und aktuell die Anwältin Laura in „Ein Hof zum Verlieben“: Diana Staehly, 47, hat viele Talente und zeigt sie in ihren Rollen. Im Interview mit GALA berichtet sie über persönliches Wachstum, Freizeit trotz Arbeitsstress und erklärt, warum ihr Mann sie nicht bei ihrer Arbeit berät.
Diana Staehly verliert seltene Worte über ihre Familie
Wie läuft der Dreh am Set von „Ein Hof zum Verlieben“ aktuell?
Wir stecken noch mitten in den Dreharbeiten und sind noch nicht mal bei der Hälfte angekommen. Es werden insgesamt 120 Folgen gedreht – also geht es noch bis spät in den Herbst hinein. Es gibt aber eine zweiwöchige Sommerpause, über die ich sehr froh sein werde, weil ich dann wenigstens ein bisschen Sommerferien mit meiner Familie habe.
Sie sprechen Ihre Familie an. Lässt sich das gut koordinieren? 120 Folgen sind natürlich eine Menge!
Das stimmt, ja! Es sind zwei Faktoren, die hier wichtig sind: Wir drehen zum Großteil in Berlin-Brandenburg und ich wohne in Potsdam. Nur ein kleiner Teil wird tatsächlich am Bodensee gedreht, weshalb ich aktuell abends zu Hause bin – mal früher, mal später. Natürlich arbeite ich und bin tagsüber weg, aber wir haben freitags einen Vorbereitungstag und dann kann ich meine Tochter zum Beispiel auch mal von der Schule abholen oder wir machen etwas Schönes zusammen. Dadurch lässt sich das auch über einen so langen Zeitraum vereinbaren – das ist in anderen Projekten nicht der Fall.
Aber ich komme nach Hause und das ist sehr viel wert. So nehme ich im Alltag meiner Familie ein bisschen mehr teil.
Eine Rolle mit Herz, die anders ist als andere
Was hat Sie an dieser Produktion so gereizt?
Ich mochte diese Figur von Anfang an. Schon beim ersten Lesen fand ich sie wahnsinnig sympathisch. Und die Grundidee der Serie – etwas zu erzählen, das sich an die ganze Familie richtet – hat mich sofort angesprochen. Ich bin in den Achtzigern groß geworden. Damals gab es nur einen Fernseher im Haus, drei Programme – und man hat Serien gemeinsam als Familie geschaut. Ich erinnere mich sehr gerne daran, wie wir zusammen auf dem Sofa saßen, und sowohl die Eltern als auch die Kinder Spaß an einer Serie hatten. Genau dieses Gefühl wieder aufleben zu lassen – das fand ich sehr reizvoll. Auch als Mutter finde ich es spannend, wenn etwas entsteht, das verschiedene Generationen anspricht.
Gab es auch andere Rollen, bei denen das nicht so war?
Klar, ich habe schon viele Rollen gespielt – auch welche, die ich über Jahre gespielt habe, ohne dass ich den Charakter wirklich mochte. Ein Beispiel: Bei den „Rosenheim-Cops“ habe ich meine Rolle sehr gern gespielt, aber ehrlich gesagt, wäre das kein Mensch gewesen, mit dem ich privat befreundet wäre.
Das ist ein spannender Aspekt – eine Figur mit Spaß zu spielen, die man persönlich nicht so sympathisch findet.
Absolut! Das macht für mich auch einen Unterschied. Bei der Rolle der Laura Albers war das ganz anders: Da habe ich sofort gespürt – die mag ich!
Das hatte ich bei „Stromberg“ mit der Tanja Seifert auch nicht. Die war eher spießig und spaßbefreit – ganz anders als ich. Ich würde jetzt nicht sagen, dass das meine Freundin wäre.
Haben Sie sich in der Rolle der Laura auch selbst wiedergefunden?
Das ist auch eine interessante Frage. Da habe ich ehrlich gesagt noch nicht so drüber nachgedacht. Vielleicht sehe ich mich ein Stück weit in ihr – vielleicht macht sie mir deshalb so viel Spaß. Ich kann es gar nicht so klar sagen, aber sie war mir von Anfang an sympathisch.
Ist das für Sie generell entscheidend, ob eine Rolle Ihnen persönlich liegt?
Nicht unbedingt. Ich finde es spannend, Figuren zu spielen, die mir nicht nahe sind. Aber klar: Wenn man eine Figur auf Anhieb mag, macht es vieles leichter.
Haben Sie durch Dreharbeiten auch etwas Neues an sich entdeckt oder gelernt?
Nicht direkt durch eine bestimmte Rolle.
Was ich merke – vielleicht hat das mit dem Älterwerden zu tun – ist, dass ich immer mehr zu der Person werde, die ich schon immer war, mich aber früher nicht getraut habe zu sein.
Ich stehe heute mehr für mich ein, weiß besser, wo meine Grenzen liegen, spreche auch mal unangenehme Dinge an. Das zeigt sich natürlich auch bei der Arbeit, aber es ist eher eine allgemeine Entwicklung als eine, die direkt aus einem Projekt kommt.
Zwischen „Stromberg“ und Freundschaft
Sie haben im März noch an „Stromberg“ gearbeitet und dann direkt im Mai mit „Ein Hof zum Verlieben“ angefangen. War das nicht ein harter Übergang – so von einem Format ins andere?
Also das Gute bei „Stromberg“ ist, dass wir das seit 23 Jahren drehen. Diese Figur ist dadurch auch irgendwo ein Teil von mir. Es war natürlich spannend zu gucken, ob ich da nach 12 Jahren Pause wieder reinfinde, aber das ging gut. Bei „Ein Hof zum Verlieben“ haben wir im letzten Jahr schon einen Piloten gedreht – das heißt, ich habe mich mit dem Menschen schon auseinandergesetzt. Dadurch war es nicht so, dass ich wieder bei null anfangen musste. Was natürlich stimmt ist, dass es zwei sehr unterschiedliche Rollen sind und extrem unterschiedliche Formate. Ich glaube, gegensätzlicher kann es kaum sein – sowohl was am Ende daraus wird als auch, wie überhaupt gedreht wird.
Oliver Wnuk, Milena Dreissig, Christoph Maria Herbst, Diana Staehly und Bjarne Mädel 2013 bei Premiere zu „Stromberg – Der Film“.
© Patrick Becher / rtn / Picture Alliance
Ist das für Sie gerade der Reiz – diese Vielfalt?
Ja! Schon als ich mit 19 angefangen habe, hieß es: ‚Du musst dir eine Schublade suchen, sonst wirst du in dem Beruf nicht bestehen.‘ Aber ich habe mich immer dagegen gewehrt. Für mich war Schauspielerei nie das Bedienen eines Klischees. Ich wollte immer ein möglichst breites Repertoire haben. Mein Ziel war: ein Buffet zu bieten, auf dem jeder etwas findet. Ich bin jetzt fast Ende 40 und kann sagen: Ich habe es geschafft, mir diese Bandbreite zu erarbeiten – ob als introvertierte Kommissarin oder als Ulknudel. Und das gilt auch für die Formate: Ich wollte mich nie einschränken und sagen, ich mache nur noch Daily, oder nie wieder Daily. Das war nie mein Ansatz und dadurch bleibe ich auch fit.
Das klingt nach einer sehr bewussten beruflichen Haltung.
Auf jeden Fall. Natürlich liebe ich diesen Beruf – aber es ist eben auch mein Beruf. Ich will damit meinen Lebensunterhalt verdienen. Und dazu gehört auch, offen zu sein für verschiedenste Projekte.
Gab es während der Dreharbeiten zu „Ein Hof zum Verlieben“ einen schönen Moment, an den Sie sich gerne zurückerinnern?
Bei „Ein Hof zum Verlieben“ war für mich der erste Dreh am Bodensee ein Highlight. Eigentlich wurde viel in Berlin und Brandenburg gedreht, aber die Zeit am Bodensee war für mich total besonders – ich war vorher noch nie dort. Und es war einfach so wunderschön! Ich konnte morgens vor dem Dreh in den See springen und abends nochmal – das war einfach traumhaft. Ich war richtig geflasht von diesem Setting.
Flucht aus dem Alltag – und eheliche Hilfen
Sprechen Sie Ihre Rollen auch mit Ihrem Mann durch?
Witzigerweise so gut wie gar nicht. Viele denken ja: ‚Na klar, die arbeiten doch sicher ständig zusammen.‘ Aber tatsächlich war es eher so, dass es früher, wenn wir es mal versucht haben, irgendwie nie richtig funktioniert hat. Einmal habe ich mit ihm ein Casting vorbereitet – das habe ich dann nicht bekommen.
Danach dachten wir: ‚Vielleicht sollte einfach jeder sein Ding machen‘ (lacht).
Diana Staehly und ihr Ehemann René Wolter
© instagram.com/diana.staehly
Aber mittlerweile hilft er mir bei Self-Tapes – einfach, weil man jemanden braucht, der filmt oder gegenliest. So ist er jetzt manchmal mehr involviert als früher.
Wie schaffen Sie bei so viel Drehstress und Rollenwechsel Ausgleich?
Bewegung ist für mich das A und O. Ich brauche das, um den Kopf freizukriegen, meine Gedanken zu sortieren und zur Ruhe zu kommen. Am liebsten ganz ohne Musik, einfach nur ich und mein Körper. Das bringt mich wieder in Einklang – das ist mein Reset-Knopf. Manchmal gucke ich auch einfach auf den See und denke einfach nur ’schön‘ – das bringt mich runter und dann kann ich weitermachen.
Gala
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