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Audi-Chef Döllner räumt auf, das Team ist angeblich gespalten – ein spektakuläres Modell soll für den Hersteller die Wende bringen. Mut oder Verzweiflung?

Ingolstadt/München – Die vergangenen Jahre waren für Audi alles andere als einfach. Der Premiumhersteller aus Ingolstadt kämpfte mit technischen Rückständen, Softwareproblemen und Führungswechseln. Auch die Erzrivalen BMW und Mercedes hatten mit Herausforderungen zu tun – doch konnten sie sich bei Absatz und Umsatz besser behaupten als die kriselnde VW-Tochter.

Das schmerzt besonders, denn der Anspruch, zur Spitze der Premiummarken zu gehören, war immer Teil der Audi-DNA. Die Transformation ist jedoch im Gange und in einem Interview bringt es Vorstandschef Gernot Döllner auf den Punkt: „Wir müssen jetzt die Kurve kriegen.“

Neues Audi-Modell als Wendepunkt? Der „TT-Moment 2.0“

2025 sollen die Weichen gestellt werden, damit es in der Zukunft wieder besser aussieht: Im Herbst will Audi laut dem in der Bild veröffentlichten Gespräch ein neues Modell präsentieren, das mehr als nur ein weiteres Auto sein soll. Döllner spricht von einem „Identitätsstifter“, intern werde das Projekt schon als „TT-Moment 2.0“ gehandelt – eine Anspielung auf das ikonische Design des Audi TT aus den 90ern, das die Marke damals neu definierte. „Ich habe das Bauchgefühl, dass wir vor einem solchen TT-Moment stehen“, wird der 56-Jährige zitiert.

Die Audi-Neuheit wird ein vollelektrischer Sportwagen, der zwischen TT und R8 angesiedelt ist: „kein TT, kein R8, sondern etwas dazwischen.“ Der Produktstart des Hoffnungsträgers ist in zwei Jahren geplant.

Audi-Chef Gernot Döllner durchlebt herausfordernde Zeiten. In einem Interview kündigt er eine bahnbrechende Neuheit der VW-Tochter anAudi-Chef Gernot Döllner durchlebt herausfordernde Zeiten. In einem Interview kündigt er eine bahnbrechende Neuheit der VW-Tochter an (Symbolbild). © Audi AGDöllner und der radikale Umbau bei Audi: Weniger Gremien, mehr Tempo

Damit der Neustart gelingt, krempelt der Audi-CEO das Unternehmen um. Viele Managementposten werden gestrichen, Entscheidungswege verkürzt. „Wir entscheiden wieder am Produkt – täglich“, betont Döllner in dem Bericht. Audi will sich an der Geschwindigkeit chinesischer Hersteller orientieren, auch wenn Döllner realistisch bleibt: „In China werden wir in den nächsten Jahren nicht so schnell wieder in Fahrt kommen.“

Dafür setze er mit seinem Team auf eine neue Designsprache und eine klare technologische Offensive. „Die Wirkung nach innen erzeugt die Wirkung nach außen. Es geht um Herzblut“, führt der Niedersachse Döllner aus.

Audi im Strukturwandel: Berichte über interne Machtkämpfe

Doch der Kurswechsel, im Rahmen dessen auch ein massiver Stellenabbau stattfindet, sorgt dem Vernehmen nach für Unruhe. Laut dem Bericht arbeiten einige Manager sogar gegen den Vorstandschef und versuchen, ihn zu stürzen. Schon früher machten Gerüchte über einen „rabiaten Führungsstil“ die Runde, im Manager Magazin ist von „Deutschlands härtestem Autoboss“ die Rede.

Starke Zahlen fuhr Audi im ersten Quartal 2010 ein.Design-Ikone und Kassenschlager: Das kleine Sportcoupé Audi TT. © dpa

Die Rede ist von einer angespannten Stimmung, immerhin ergrifft zuletzt sogar Betriebsratschef Jörg Schlagbauer öffentlich Partei für Döllner. Dieser habe einen „klaren Blick und eine klare Strategie“. Zwar bleibe das Jahr 2025 „voller Herausforderungen“, erklärte Schlagbauer der Automobilwoche weiter. „Was wir aber schon sehen ist, dass wir mit der neuen, verjüngten Modellpalette am Markt wieder präsenter vertreten sind.“

Audi-Chef Döllner will kleinere Brötchen backen: Neue Ziele, neue Strategie

Die großen Ziele der Vergangenheit – etwa drei Millionen Fahrzeuge pro Jahr zu verkaufen – sind bei Audi nach Angaben von Gernot Döllner passé. Zwei Millionen Einheiten pro Jahr gelten nun als realistisch. „Wir wollen überproportional in der Ergebnisqualität und im Umsatz pro Fahrzeug wachsen“, erklärt der studierte Maschinenbauer.

Auf dem chinesischen Markt wird es auch in den kommenden Jahren schwierig bleiben. Zudem steht Audi in den USA vor schwierigen Investitionsentscheidungen, denn neue Zölle erschweren den Bau eines geplanten Werks (das etwa drei Milliarden Euro verschlingen würde).

Audi-Sportwagen als Hoffnungsträger: Zurück in eine erfolgreiche Ära?

Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet ein emotionales Sportmodell für Audi die Wende bringen soll. Die Entwickler könnten dabei auf Technik der Konzernschwester Porsche zurückgreifen, als Pendant der Modellreihe 718.

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Doch Vorsicht ist geboten: Der e-tron GT, ein ähnlich konzipiertes elektrisches Sportcoupé, war kein Verkaufsschlager. Trotzdem setzt Döllner auf das neue Modell als Symbol für den Aufbruch: „Weniger Beliebigkeit, mehr Klarheit bei Design und Sprache“, lautet sein Credo. (PF)