Die digitale Karte DeepState ist zum unverzichtbaren Werkzeug im Ukraine-Krieg geworden – mit Millionen Nutzern, täglichen Updates und klarer Haltung gegen Russland. Einblick in Technik, Team und Mission.
Am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Großangriffs auf die Ukraine, veröffentlichten die damals 22- und 27-jährigen Ukrainer Roman Pohorilyi und Ruslan Mykula ein Online-Tool, das sich seither als unverzichtbar erwiesen hat: die DeepState-Karte.
Gemeinsam mit dem zugehörigen Telegram-Kanal hat sich die Plattform zu einer der meistgenutzten Quellen für aktuelle, verifizierte Informationen über den Kriegsverlauf entwickelt. „Es ist eine große Ehre, meinem Land zu helfen und all dies in so jungen Jahren erreicht zu haben“, sagt Roman gegenüber „express.co.uk“.
ANZEIGE100 Mitarbeiter arbeiten an DeepState
Die Plattform DeepState und die gleichnamige interaktive Online-Karte gelten als präziseste Open-Source-Instrumente zur Verfolgung der Frontlinien in der Ukraine. Millionen Menschen – von ukrainischen Soldaten und Kommandeuren über Politiker bis hin zu Zivilisten und internationalen Beobachtern – nutzen sie täglich. Betrieben wird DeepState heute von einem über 100-köpfigen Team aus festen Mitarbeitenden und Freiwilligen an einem geheimen Standort in Kiew.
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Roman, ein Jurastudent, und Ruslan, Marketingexperte, kennen sich 2014 und begannen ihre Zusammenarbeit bereits 2020 mit einem Telegram-Kanal für weltweite Nachrichten. Der Krieg beschleunigte ihre Ambitionen. „Im Vorfeld der Invasion begannen wir, die russischen Truppenbewegungen zu verfolgen, weil uns etwas höchst Verdächtiges auffiel. Nach der Invasion führten wir dies weiter, allerdings deutlich umfassender“, sagte Roman.
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Montag, 28.07.2025 | 07:39„Unsere größte Belohnung ist es, dabei zu helfen, den Feind zu vernichten“
Zu Beginn des Krieges half Roman bei der Verteidigung seiner Heimatstadt Irpin. Sie gilt als einer der am schwersten zerstörten Städten zu Kriegsbeginn. „Russland hat meine Heimatstadt zerstört und einige meiner Freunde getötet, und das kann ich ihnen niemals verzeihen.“
Mit technologischem Geschick und journalistischer Präzision schufen sie ein Kartensystem, das von ukrainischen Militärs, Politikern und Zivilisten gleichermaßen genutzt wird. Die Karte nutzt ein farbcodiertes System: Rot markiert russisch besetzte Zonen, Grün steht für zurückeroberte ukrainische Gebiete, Blau für jüngste ukrainische Fortschritte.
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Nachdem Google Maps ihre Karte wegen angeblicher Richtlinienverstöße gesperrt hatte, ließen sie eine eigene Plattform entwickeln. Diese wurde in kürzester Zeit zur meistgenutzten Kriegsübersicht der Ukraine. Die Informationen stammen vor allem aus Fotos, Videos und Hinweisen von Frontsoldaten und offiziellen Stellen. Jedes Detail wird verifiziert, bevor es in die Karte einfließt. Finanziert wird DeepState hauptsächlich durch Spenden. „Unsere größte Belohnung ist es, dabei zu helfen, den Feind zu vernichten“, sagt Roman.
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DeepState verfolgt ein klares Ziel
DeepState steht klar auf Seiten der Ukraine. Informationen über ukrainische Truppen werden aus Sicherheitsgründen nur grob angezeigt. Da die Plattform strategisch hochsensible Informationen verarbeitet, unterliegen Mitarbeitende strengen Sicherheitsprüfungen – darunter gelegentlich auch Lügendetektortests. Sensible Inhalte bleiben ausschließlich den beiden Gründern vorbehalten. Die andauernden Cyberangriffe durch Russland sind bislang erfolglos geblieben.
DeepState verfolgt ein klares Ziel: Die Plattform soll bestehen, bis die gesamte Ukraine befreit ist – also bis die Karte komplett grün ist. „Bis dahin widmen wir alle unsere Ressourcen diesem Ziel“, sagt Roman. Danach könnte sie auch in anderen Krisenregionen eingesetzt werden. Doch bis dahin bleibt sie eines der zentralen Werkzeuge zur Dokumentation des Ukraine-Kriegs – für Bürger wie auch für militärische Entscheidungsträger.