Autos stehen auf dem Gelände vom BLG Autoterminal Bremerhaven.

AUDIO: Zollabkommen zwischen EU und USA: Kritik aus der Hamburger Wirtschaft (1 Min)

Stand: 28.07.2025 16:02 Uhr

Mit gemischten Gefühlen blickt die Wirtschaft in Norddeutschland auf die Zolleinigung zwischen den USA und der EU: 15 Prozent Zoll auf die meisten Produkte – das würde auch die Unternehmen im Norden belasten, so die Einschätzung.

Die Hamburger Handelskammer spricht von Schadensbegrenzung. Aus ihrer Sicht braucht der Welthandel Verlässlichkeit und fairen Wettbewerb, nicht einseitige Machtpolitik.

Hamburger Handelskammer: „Europa muss stärker sein“

Philip Koch, Leiter des Stabsbereichs International bei der Handelskammer, fordert: Die Europäische Union und ihre Mitgliedsländer müssten als Konsequenz aus dem Deal wettbewerbsfähiger werden. „Insgesamt muss Europa die Lehre daraus ziehen, dass Europa stärker sein muss, damit es nicht noch mal in so eine Verhandlungssituation gedrängt werden kann, wie es jetzt gedrängt worden ist in allen Sektoren.“

Steigende Preise und Arbeitsplatzabbau befürchtet

Auch die Wirtschaftsvereinigung Groß- und Außenhandel Hamburg fordert, dass Deutschland schnell wettbewerbsfähiger werden müsse – beispielsweise durch den Abbau von bürokratischen Hemmnissen. Der Unternehmensverband Nord befürchtet, dass der Zoll-Deal zu steigenden Preisen führen wird und mittelfristig auch Arbeitsplätze kosten könnte.

US-Präsident Trump und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in Schottland

Nach langem Ringen haben sich EU und USA im Zollstreit geeinigt. Aber worauf genau? Wie groß sind die EU-Zugeständnisse an Trump, was ändert sich im Vergleich zum Status quo – und was ist noch unklar? Fragen und Antworten.

„EU-USA-Zolldeal gefährdet regelbasierten Welthandel“

Auch Julian Hinz, Experte für internationalen Handel am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, kritisiert die Vereinbarung. Die EU versuche kurzfristig einen Handelskrieg abzuwenden, zahle dafür aber langfristig einen hohen Preis: „Sie verlässt damit die Prinzipien des multilateralen und regelbasierten Welthandelssystems der Welthandelsorganisation, das Europas Wohlstand bislang maßgeblich garantiert hat.“

Der aktuelle Deal schaffe einen gefährlichen Präzedenzfall. Laut Hinz könnte er andere Länder dazu ermutigen, ebenfalls politisch motivierte und willkürliche Zollerhöhungen durchzusetzen. Langfristig drohe damit eine Eskalation von Handelskonflikten und insgesamt höhere Zölle. Die EU solle sich dringend auf ihre Stärken besinnen und verstärkt Handelspartnerschaften mit gleichgesinnten Ländern fördern.

„Kompromiss mit bitterem Beigeschmack“

Der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) sieht die Einigung zwiegespalten. Einerseits sei er erleichtert über die Verständigung, durch die eine Ausweitung des Handelskonflikts vermieden werde. Andererseits habe der Kompromiss auch einen bitteren Beigeschmack: „Die Europäische Union hat hier schmerzhafte und teure Zugeständnisse gemacht. Es handelt sich aus meiner Sicht um einen asymmetrischen Kompromiss zugunsten der USA, der jetzt aber erst einmal der Wirtschaft und den Unternehmen Verlässlichkeit und Planbarkeit bietet.“

Laut Lies bedeute ein allgemeiner Einfuhrzoll von 15 Prozent, dass viele Unternehmen im US-Geschäft viel Geld verlieren beziehungsweise ihr US-Geschäft reduzieren müssen. Außerdem werde der Druck weiter wachsen, Produktionen von Europa in die USA zu verlegen. Die ursprünglich angedrohten Zölle von 30 Prozent hätten jedoch in viel höherem Maße die deutschen Exporte belastet. 

Ursula von der Leyen gibt Donald Trump die Hand.

Monatelang sorgte der Zollstreit zwischen den USA und der EU für Verunsicherung. Nun haben sich US-Präsident Trump und Kommissionschefin von der Leyen geeinigt. Statt 30 soll es Zölle von 15 Prozent geben.