DruckenTeilen
Die aus Evingsen stammende Lea Dunkel hat aus Sophie Morton-Thomas‘ Roman „Bird Spotting in a small town“ den Titel „Das Nest“ geschaffen. © privat
Lea Dunkel aus Evingsen hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt. Sie ist Lektorin und übersetzt Bücher ins Deutsche.
Altena – Literaturfans, die sich in der schönen Sprache von Sophie Morton-Thomas‘ neuem Roman „Das Nest“ verlieren, verdanken den Lesegenuss der aus Altena stammenden Übersetzerin Lea Dunkel. Die ist beim Pendragon-Verlag in erster Linie für Lektorat und Vermarktung zuständig, hat aber auch einen Master in Literaturübersetzung in der Tasche. Das hat ihr Arbeitgeber gern für sich beansprucht und Lea Dunkel mit der Übertragung ins Deutsche beauftragt.
Lea Dunkel hat sich schon früh in der Literatur zuhause gefühlt. „Meine zweite Heimat in Altena war die Stadtbücherei“, berichtet die in Evingsen aufgewachsene junge Frau lachend. Die Erstlesefähigkeiten, die sie sich in der Grundschule ihres Heimatorts aneignete, nutzte sie aus „um gefühlt die halbe Bibliothek leer zu lesen“, berichtet sie schmunzelnd. Später auf dem Burggymnasium schrieb sie auch eigene Texte und nutzte ihre Freude an der Sprache aus, indem sie sich an der Uni Bielefeld für das Bachelor-Studium in Anglistik und Germanistik einschrieb. Mit dem Abschluss in der Tasche machte sie sich auf die Suche nach einem Betätigungsfeld und stieß auf einen Studiengang, der bundesweit nur zwei Mal angeboten wird: Literaturübersetzung an der Universität Düsseldorf.
Noch während er Studienzeit dockte Lea Dunkel für ein Praktikum im Bielefelder Pendragon-Verlag an, der sich mit Freude an Lea Dunkel zurückerinnerte, als der Master in der Tasche war. „Ich habe dort eine Anstellung bekommen und bin seit 2022 dort voll in meinem Element. Auf meinem Schreibtisch landen viele eingereichte Manuskripte und wenn der Verlag entscheidet, ein Werk zu verlegen, dann kümmere ich mich um das Lektorat. Beruflich darf ich also das machen, was mir seit meiner Kindheit schon so gut gefällt“, berichtet die 30-Jährige.
Absprache mit der Autorin
Als der unabhängige Pendragon-Verlag sich für Sophie Morton-Thomas‘ neues Werk „Bird Spotting in a small town“ entschieden hatte, beauftragte er keinen externen Übersetzer, sondern die ausgebildete Übersetzerin aus dem eigenen Haus. Und so machte sich Lea Dunkel an die Übertragung eines im britischen Englisch verfassten Krimi, der im ornithologischen Milieu spielt und viele Fachbegriffe aus der Vogelwelt enthält. „Da bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe mir von einem bekannten Ornithologen bestätigen lassen, ob ich da wirklich alle Wörter richtig übersetzt hatte“, beschreibt Lea Dunkel den Prozess.
Eins zu eins, das hat die ehemalige Altenaerin im Studium gelernt, lässt sich Literatur nie übersetzen. „Es gibt im Englischen ja Redewendungen, die wir im Deutschen nicht haben. Das Englisch, das in Amerika benutzt wird, hat noch viel mehr Slang als das britische. Es ist manchmal unumgänglich, dass ein Satz umformuliert werden muss. Da muss man sehr behutsam vorgehen. Wenn es gar nicht geht, muss man notfalls sogar mit einer Fußnote arbeiten. Es gibt mehrere Ansätze, um korrekt zu arbeiten. Ich hatte während der Übersetzung viel Kontakt zur Autorin und konnte einzelne Passagen mit ihr absprechen. Das ist natürlich eine tolle Voraussetzung, die aber nicht immer gegeben ist“, erklärt Lea Dunkel.
Autorin Sophie Morton-Thomas ist selbstverständlich selbst sehr daran interessiert, dass ihr Roman beim deutschen Publikum gut ankommt und in ansprechende Worte gekleidet wird.
„Das Nest“ ganz frisch auf dem Buchmarkt
Lea Dunkel hatte „Bird Spotting in a small town“ zunächst einmal als Roman in Gänze gelesen und dann ein zweites Mal aus reiner Übersetzerinnen-Perspektive. „Da kümmert es einen schon nicht mehr, wie spannend die Handlung ist, sondern nur noch, wie sie sich gut im Deutschen liest“, beschreibt Lea Dunkel den Vorgang. Ein halbes Jahr hat sie gebraucht und sogar Urlaub genommen, um den Auftrag zu perfektionieren. Und jetzt ist „Das Nest“ ganz frisch auf dem Buchmarkt. Es handelt von Fran, die ein ruhiges Leben als Betreiberin einer Wohnwagensiedlung führt in einem einsamen englischen Küstenort. Sie kümmert sich um ihren Sohn Bruno und beobachtet in ihrer Freizeit Vögel. Das Verschwinden von Brunos Lehrerin bring Unruhe in den Ort. Frans Schwager Ellis könnte mit dem Vermisstenfall zu tun haben und ebenso die Roma, die in der Nähe ein Lager aufgeschlagen haben. Mehrere tote Vögel und auch die Antworten, die Bruno und seine Cousine Sadie geben könnten, treiben Fran um.
Vorgestellt wird der Roman im Herbst bei der Frankfurter Buchmesse, auf der sich der Pendragon-Verlag präsentiert. Auf das große Branchentreffen freut sich Lea Dunkel schon sehr. „Und vielleicht gelingt es uns sogar, Sophie Morton-Thomas für eine Lesung nach Deutschland zu bekommen“, berichtet die Übersetzerin und Lektorin aus ihrem spannenden Berufsleben in Bielefeld.
Es klingt wie ein Schildbürgerstreich, doch ein Zollstock-Test hat vor rund drei Wochen in der Plettenberger Innenstadt bei den Betroffenen für Kopfschütteln und Unverständnis gesorgt.