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ARCHIV - 22.06.2025, Spanien, Ariany: Eine Sonnenblume auf einem Feld in der Nähe des Dorfes Ariany auf Mallorca. (zu dpa: „Dürre-Bericht sieht fortschreitende globale Katastrophe“) Foto: Clara Margais/dpa +++ dpa-Bildfunk +++Eine Sonnenblume auf einem Feld. © Clara Margais/dpa

Thomas Schmid vom Hessischen Landesamt für Naturschutz über Dürre, Starkregen und den Geruch des Sommers
Ein Interview von Peter Hanack

Thomas Schmid hat lange die Abteilung Wasser im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) geleitet, dessen Präsident er jetzt ist. Als solcher weiß er, was es mit dem Wetter dieses Sommers auf sich hat.

Herr Schmid, im Sommer, wenn es regnet, gibt es so einen speziellen Geruch. Kennen Sie das auch?

Ja, das kenn ich. Das ist sehr angenehm, man riecht feuchte Erde und die Vegetation.

Haben Sie diesen Geruch in diesem Frühjahr und Sommer vermisst?

Das habe ich wirklich vermisst. Wir hatten eine lange Dürreperiode, das war nicht schön für die Vegetation, auch nicht für die Flüsse und nicht für uns Menschen.

Das war schon außergewöhnlich, diese lange Zeit großer Wärme und Trockenheit so früh im Jahr, oder?

Wir hatten fünf Monate mit sehr wenig Niederschlag. Und ja, das war sicher außergewöhnlich, aber im Zuge des Klimawandels müssen wir uns darauf einstellen, dass solche Perioden öfters vorkommen.

Man hat gesehen, dass die Wiesen schon braun waren wie sonst vielleicht Ende Juli oder im August. Aber jetzt hat es ja mal ordentlich geregnet. Ist damit alles wieder gut und ausgeglichen für dieses Jahr?

Der Juli hat bislang rund 70 Millimeter Regen im Mittel gebracht. Das war eigentlich recht normal für diesen Sommermonat. Ebenso wie die Temperaturen. Aber die Trockenheit der Monate davor hat das nicht ausgleichen können.

Es gibt also noch einen Wassermangel?

Wir haben ein Defizit bei Oberflächengewässern. Da sind die Stände noch etwas niedrig. Beim Grundwasser sieht es anders aus. Die Grundwasserneubildung findet im Winter statt. Wir profitieren jetzt von den sehr nassen Winterhalbjahren 2023 und 2024. Die Grundwasserspeicher sind also noch gut gefüllt.

Hilft den Pflanzen, die sich eher in den oberen Erdschichten mit Wasser versorgen, der Juliregen?

Auf jeden Fall. Diese oberen Bodenschichten trocknen als Erstes aus, betroffen sind die Pflanzen, die eher kurze Wurzeln haben. Wenn es dann regnet, so wie jetzt, eher moderat, dann durchfeuchtet der Boden wieder.

War der Regen tatsächlich moderat? Man hatte den Eindruck, es schüttet vom einen auf den anderen Augenblick wie aus Kübeln, ein richtiger Starkregen.

Von Starkregen sprechen wir, wenn es in einer Stunde 70 Liter auf den Quadratmeter regnet oder 100 innerhalb von 24 Stunden. Da kommen gewaltige Wassermengen zusammen. Das hatten wir aber nicht. Und erwünscht ist Starkregen auch nicht. Das Wasser fließt schnell oberflächlich ab, kann kaum im Boden versickern, Bäche und Flüsse steigen kurzfristig an und die Pegel fallen auch schnell wieder.

Insgesamt scheint der Wetterverlauf aber doch ungewöhnlich mit langer Trockenheit und früher Wärme.

Wir beobachten tatsächlich eine Verschiebung des Frühlings nach vorne. Das ist problematisch, denn gerade die kleineren Pflanzen brauchen im Frühling Feuchtigkeit, damit sie sich richtig entwickeln können. Leider werden die Wetterextreme in ihrer Häufigkeit aufgrund des Klimawandels aber zunehmen. Darauf müssen wir uns einstellen.

Wie können wir uns darauf einstellen?

Etwa, indem wir nicht nur Schwammstädte, sondern auch Schwammlandschaften entwickeln. Bäche und Flüsse müssen renaturiert werden, damit sie mehr Wasser zurückhalten können. Mehr Struktur in der Landschaft, hier mal ein Wäldchen, dort einen Teich, Mulde im Wald, wo Wasser stehen bleibt. Wir haben unsere Landschaft so umgebaut, dass Wasser schnell abfließt und wir sie gut bewirtschaften können. Da müssen wir umdenken und umbauen.