Stand: 29.07.2025 15:32 Uhr
Walter Womacka gehört zu den bekanntesten Malern der DDR. Sein Bild „Am Strand“ wurde mehr als drei Millionen Mal reproduziert – auf Postkarten, als Zeitungscover, auf Spielen und in Schulbüchern. In diesem Jahr wäre der Maler 100 Jahre alt geworden.
Vor 60 Jahren ist das Gemälde „Am Strand“ von Walter Womacka in fast aller Munde. Viele fragen sich: Wer sind die zwei da am Strand? Das Bild stellt zu DDR-Zeiten Rekorde auf: Drei Millionen mal wird es reproduziert. Es ist Cover von Illustrierten und Spielen, sowie in Schulbüchern abgedruckt. Millionen Mal wird es als Briefmarke verkauft. Das Bild wird zum Exportschlager. Reproduktionen gehen in die USA, nach Frankreich und Belgien.
Der Westen feiert Womacka als Ikone der Ostkunst. Entstanden ist das Bild auf Usedom – am Strand von Kölpinsee, einem Ortsteil von Loddin, einen Steinwurf vom Hotel Seerose entfernt. „Ich gehöre zu der DDR-Generation, die das auch in der Wohnung hängen hatte“, erzählt Gerd Schulz. Er ist Vorsitzender des Freundeskreises Walter Womacka. „Als ich dann dieses Hotel nach der Wende gebaut hatte und Walter Womacka auch hier im Hotel getroffen habe, da war es schon eine Vision, ein Traum oder ein Wunsch, dass eines Tages auch dieses Bild bei mir im Hotel hängt.“
Womackas Ölgemälde brachten die höchsten Erlöse. Auch Reproduktionen des Gemäldes „Am Strand“ waren gefragt.
Ein Bild – zwei Fassungen
Ein Original hängt jetzt tatsächlich in der Galerie des Hotels. Aber es gibt noch ein weiteres, erklärt Schulz: „Bei diesem Bild, gibt es auch leichte Unterschiede zu dem Original, was in Dresden hängt, beispielsweise die Schaumkrone oben auf der Welle ist hier ein klein wenig anders gemalt als dort beim ersten Bild“.
1962 auf der Kunstausstellung der DDR in Dresden ist das Gemälde zum ersten Mal zu sehen. Fast zwei Drittel der Besucher wählen es zum schönsten Bild – auch Walter Ulbricht. Hocherfreut schenkt Womacka sein Werk dem Partei- und Staatschef der DDR. Nicht zur Freude der Dresdener Galerie, denn dort soll das Bild auch weiterhin zu sehen sein. Womacka hört den Wunsch und malt das Bild ein zweites Mal, ohne zu wissen, dass Ulbrichts Bild „Am Strand“ schon in der Galerie in Dresden zu sehen ist. Deshalb verschwindet Original Nummer zwei jahrelang im Depot – bis zur Wende.
Loddin wird zweite Heimat des Künstlers
Zur der Zeit stellt Womacka in Taiwan aus. Ein Liebhaber kauft das Bild und schenkt es Jahre später dem Freundeskreis Walter Womacka und so kommt es auf die Insel Usedom. Eine Reproduktion ziert in Kölpinsee den Strandaufgang. „Die Jugend in ihrer Unbekümmertheit, die ersten zarten Knospen meiner Liebe, so sollte es sein“, sagt der parteilose Bürgermeister von Loddin, Sven Werner.
Loddin ist die zweite Heimat des Künstlers mit freiem Blick aufs Achterwasser, Bungalow und Atelier. Ein Plausch mit Fischern und Nachbarn ist keine Seltenheit. „Legendär waren seine Grillpartys mit den Fischern und Bauern auf seinem Grundstück“, berichtet Gerd Schulz. „Einige Leute haben mir gesagt, dort wurden nicht die Gläser, sondern die Flaschen gezählt.“ Auch Walter Ulbricht lässt sich hier sehen. Beide verbindet eine Freundschaft.
Sein Bild „Am Strand“ entstand in Kölpinsee auf Usedom. Es wurde in der DDR mehr als drei Millionen Mal reproduziert.
Pendeln zwischen Berlin und Usedom
Womackas Lebensmittelpunkt bis zur Wende aber bleibt Berlin. Sein wohl bekanntestes Werk dort ist der Fries am ehemaligen Haus des Lehrers – im Volksmund auch als Bauchbinde bezeichnet. Der Maler wird Rektor der Kunsthochschule Weißensee. Immer häufiger zieht es Womacka auf die Insel. In seinen Augen sind die Einheimischen Dickschädel. Er ist gerade deshalb gerührt, dass sie ihn annehmen. „Man hat hier wirklich viel mehr Ruhe und Konzentration für die Arbeit, als das in Berlin überhaupt der Fall ist“, erzählt er einmal dem DDR-Fernsehen.
Die Küste inspiriert ihn zu neuen Werken. Es entstehen eine Reihe neuer Bilder – oft mit Fischern oder norddeutschen Landschaften. 2010 stirbt Womacka in Berlin. Sein Grundstück auf Usedom ist seitdem unbewohnt. „Es gibt bestimmt Interessierte, die die Kunst von Herrn Womacka auch zu wertschätzen wissen“, sagt Loddins Bürgermeister Sven Werner. „Daher wäre es schön, wenn man Sachen hat, die man den Touristen anbieten kann.“
Zum 100. Geburtstag: Auktion von 100 Womackas
Die Idee des Freundeskreises: An dieser Stelle eine Womacka-Begegnungsstätte zu schaffen. Bisher ist das nicht gelungen. Denn zu den Erben, die auf Zypern leben, gibt es kaum Kontakt. Stattdessen hat Womacka jetzt einen Gedenkort: mitten im Loddiner Kurpark, der neu gestaltet werden soll. Während die einen achtlos an Womackas Werk vorbeigehen, weckt eine Auktion bei anderen großes Interesse: 100 Bilder Womackas will der Freundeskreis versteigern. Ein Glückwunsch an den Maler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.
Inzwischen ist es übrigens auch kein Geheimnis mehr, wer die Beiden sind, die für sein berühmtestes Bild „Am Strand“ Modell gelegen haben. Seine Tochter Uta. Und sein Bruder Rüdiger.
40 doppelseitige und viel zu eng gestellten Wandtafeln zeigen die Baukunst, die in der DDR und der BRD entstanden sind.