DruckenTeilen
Putins Propagandistin Simonjan lässt im russischen Staats-TV tief blicken, als sie der Ukraine die Anstachelung einer Revolte in Russland vorwirft.
Moskau – Russlands Machtapparat um Präsident Wladimir Putin gibt sich in der Regel nach außen unbeeindruckt von ukrainischen Drohnenattacken auf russisches Territorium, mit denen sich das angegriffene Land gegen Russlands Invasion wehrt. Eine Ausnahme machte jetzt die Chefredakteurin des russischen Staatsfernsehens RT, Margarita Simonjan.
Putins eifrigste Propagandistin
42-jährige Margarita Simonja ist eine zentrale Figur der russischen Propaganda und steht wegen des Ukraine-Kriegs auf der Sanktionsliste der EU. Sie ist nicht nur Chefredakteurin des Propagandasenders RT (früher Russia Today), sondern auch der staatlichen Medienagentur Rossija Sewodnja.
In ihrer TV-Sendung im russischen Fernsehsender Rossija 1 erklärte Simonjan laut der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba, die Ukraine würde versuchen, das politische System Russland zu destabilisieren, indem sie durch Drohnenattacken innere Unruhen auszulösen versuche. Das Ziel der Ukraine und ihrer westlichen Partner sei es, neutrale Russen ideologisch gegen Putin und den Kreml aufzubringen, soll sie im russischen Staatsfernsehen gesagt haben.
Ukraine wolle „Revolte“ gegen Putin „anstacheln“
„Die Ukraine und all die anderen versuchen, eine Revolte in unserem Land anzustacheln“, behauptete Simonjan laut t-online in ihrer Sendung. Die 42-Jährige bezog sich darauf, dass es in Russland in diesem Sommer zu massiven Verspätungen und im Flugverkehr und zu Flugausfällen durch ukrainischen Drohnen gekommen ist.
Simonjan soll gefragt haben: „Warum kreieren sie einen Kollaps unserer Flughäfen zum Höhepunkt der Feriensaison?“ Die Ukraine wolle damit neutrale Menschen politisieren. Denn nicht jeder in Russland würde sich für das Geschehen in der Ukraine interessieren, durchaus aber dafür, „dass man in den Ferien irgendwo ans Meer fliegen kann“.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in BildernFotostrecke ansehenPutin-Propagandistin Simonjan spricht von Drohnenattacke auf Schule
Anlass von Simonjans Kritik waren ukrainische Drohnenattacken auf Sotschi. Die Nachrichtenagentur Saba schreibt, Simonjan habe behauptet, die Ukraine habe im Gebiet Sirius südlich von Sotschi auch eine Schule angegriffen, in der sich ihre Kinder aufgehalten hätten.
Für diesen angeblichen Angriff auf eine Schule gibt es keine offiziellen Informationen. Die Ukraine selbst gab bekannt, sie habe eine Ölraffinerie in dem betreffenden Gebiet mit Drohnen angegriffen. Auch der russische Verwaltungschef des Gebiets Sirius schrieb auf Telegram von einer ukrainischen Drohne, die eine Ölbasis getroffen habe.
Margarita Simonjan, Chefredakteurin von RT und Russia Today, ging in ihrer Sendung auf Drohnenangriffe der Ukraine ein. © IMAGO/Shatokhina NataliaFürchtet Putin die Revolte? Kreml-Propagandistin legt Nervosität im Kreml offen
Simonjans Warnung vor politischen Unruhen in Russland durch ukrainische Attacken offenbart, dass man innerhalb des Kreml durchaus nervös ist, dass der Missmut in Russland wegen des Ukraine-Kriegs anwachsend und Putins Regime gefährden könnte.
Ukrainische Attacken auf russisches Gebiet haben in der Regel die militärische Infrastruktur und die Energieversorgung des Landes zum Ziel, zum Beispiel Ölraffinerien. So sollen Angriffe der russischen Armee auf die Ukraine erschwert werden.
Jedoch spielt bei den ukrainischen Attacken wohl durchaus auch eine Rolle, dass das russische Volk den Ukraine-Krieg auch direkt spüren solle. CDU-Verteidigungsexperte Rolf Kiesewetter sprach schon im Februar 2024 davon, dass die Ukraine und der Westen dafür sorgen müssten, „dass die russische Bevölkerung begreift, dass sie einen Diktator hat, der die Zukunft Russlands opfert, der die Zukunft der russischen Jugend, auch der ethnischen Minderheiten opfert“. (smu)