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Schrauben zuhauf: Dresselhaus sieht sich als einer der führenden C-Teile-Händler für Handwerk und Industrie, muss jedoch nun Insolvenz beantragen. (Symbolfoto) © Bernd Weißbrod/dpa
Ein Schrauben-Gigant aus Deutschland konnte das Ruder nicht herumreißen: Trotz Sparplänen muss die Firma mit 600 Mitarbeitern Insolvenz beantragen.
Herford – Bisherige Sparvorhaben und ein Investor haben nichts genutzt: Trotz des Abbaus von etwa 50 Stellen Ende 2024 und der geplanten Schließung des Standorts im baden-württembergischen Urbach zum 31. Juli musste die Joseph Dresselhaus GmbH & Co. KG Insolvenz in Eigenverantwortung beantragen. Das teilte das Unternehmen am Freitag, 25. Juli, mit. Das für die Herforder Firma zuständige Amtsgericht Bielefeld habe dem Antrag stattgegeben.
Dresselhaus rutscht in die Insolvenz – Maßnahmen zur Stabilisierung bisher wirkungslos
Grund für die Insolvenz seien „anhaltende wirtschaftliche Herausforderungen“, erklärte Dresselhaus. „In den vergangenen Monaten haben wir bereits Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung und operativen Sanierung ergriffen“, sagte Geschäftsführer Markus Schörg laut Wirtschaftswoche. Es sei dennoch nicht gelungen, die geplanten Schritte vollständig und im notwendigen Tempo umzusetzen. Dafür hätten die „erforderlichen finanziellen Mittel nicht zur Verfügung“ gestanden.
Dabei hat der Händler von sogenannten C-Teilen, dazu zählen etwa Schrauben und Muttern, für Industrie und Handwerksbetriebe mit dem niederländischen Private-Equity-Unternehmen Nimbus einen „erfahrenen Investor mit ausgezeichnetem Verständnis unseres Geschäftsmodells und Marktes bekommen, mit dem wir das Kerngeschäft gezielt weiter ausbauen können“, wie die Wirtschaftswoche aus einer Erklärung des Unternehmens zum Nimbus-Einstieg erklärt hatte.
Wirtschaftliche Zahlen hatten 21 Millionen Euro als Gewinn ausgewiesen – wegen Sonderausgaben
Auch die wirtschaftlichen Kennzahlen der vergangenen Jahre hätten gestimmt. 2023 habe das Unternehmen rund 209 Millionen Euro umgesetzt und einen Gewinn von 21 Millionen Euro ausgewiesen. Der Überschuss sei jedoch auf Sondereffekte wie Erlöse aus dem Verkauf von vier Immobilien im Wert von 24,9 Millionen Euro zurückzuführen. Ohne den Verkauf hätte das Unternehmen 2023 mit einem Minus abgeschlossen, berichtete die Wirtschaftswoche mit Verweis auf die Bilanz.
Dresselhaus will im Insolvenzverfahren „alle zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen“ prüfen
Im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sollen jetzt „alle zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen geprüft“ werden, „um das Unternehmen neu auszurichten und den Fortbestand der Dresselhaus Unternehmensgruppe langfristig zu sichern“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die Eigenverwaltung biete die Möglichkeit, den „notwendigen Transformationsprozess struktuiert und zügig“ umzusetzen.
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Die Sanierung übernehme Rechtsanwalt Marc-Philippe Hornung, der über „langjährige Erfahrung im Bereich Eigenverwaltung“ verfüge und „eine Vielzahl von Unternehmen in anspruchsvollen Sanierungssituationen“ begleitet habe, erklärte dessen Kanzlei SZA. Hornung werde zudem von Thomas Rieger von der Kanzlei GÖRG unterstützt. Das Tagesgeschäft soll trotz Insolvenz weiterhin bei Geschäftsführer Schörg liegen. Es werde „vollumfänglich“ weitergeführt.
600 Beschäftigte von Insolvenz betroffen
Die Joseph Dresselhaus GmbH & Co. KG wurde 1950 vom Namensgeber Jörg Dresselhaus zuerst in Bielefeld gegründet. Inzwischen ist Herford der Haupstitz. Derzeit hat das Unternehmen rund 600 Beschäftigte an Standorten in Deutschland, Russland, Italien, Österreich und der Türkei.
Das Herforder Unternehmen ist nicht das einzige Unternehmen mit Schwierigkeiten. Ein Händler im IT-Bereich aus Nordrhein-Westfalen war ebenfalls insolvent. Ein weiteres Unternehmen aus dem Handel, in diesem Fall für Gartenprodukte, musste den Schritt bereits zum dritten Mal gehen.