Graffiti-Künstler aus dem Südwesten haben den Bahnhof in Zuffenhausen in eine Kunst-Galerie verwandelt. Foto: Lea Jansky
Stuttgarts bekanntester Sprayer Jeroo hat den Bahnhof in Zuffenhausen bei einem Mini-Graffiti-Festival in eine Kunst-Galerie verwandelt. Wie das Projekt zustande kam.
Noch vor rund einem Monat war der Bahnhof in Zuffenhausen von großen, grauen Betonwänden gezeichnet – seit dem 21. Juli hat er sich nun in eine kleine, bunte Graffiti-Kunst-Galerie verwandelt. Initiiert wurde das Projekt von einem der größten Graffiti-Sprayer Stuttgarts: Christoph Ganter, auch unter dem Künstlernamen Jeroo bekannt.
Jeroo war mit der Idee, ein Mini-Graffiti-Festival am Bahnhof in Zuffenhausen zu starten und dafür Künstler aus ganz Süddeutschland zu kuratieren, auf die Deutsche Bahn zugekommen – und das Projekt fand dort direkt Anklang.
Kunstliebhabender Bahnhofsmanager in Stuttgart
Verantwortlich dafür, dass Jeroos Idee realisiert werden konnte, ist Nicolaus Hebding, Leiter des Bahnhofsmanagements in Stuttgart. „Er ist der wichtigste Mann, wenn es um Graffitis bei der Deutschen Bahn im Raum Stuttgart geht“, erklärt Chris Ganter. Nicolaus Hebding ist für knapp 100 Bahnhöfe zuständig und ein großer Unterstützer der Kunstszene, indem er Künstlern immer wieder freie Flächen zur Verfügung stellt. Er möchte, dass sich Reisende an den Bahnhöfen wohl fühlen. Mit dem Projekt in Zuffenhausen jährt sich nun seine Initiative für Kunst zum zehnten Mal. An mehr als 40 Bahnhöfen kommen Reisende bereits in Berührung mit von ihm initiierten Kunstprojekten, meist Graffitis.
Mit dem Ergebnis in Zuffenhausen sind sowohl Künstler als auch Auftraggeber sehr zufrieden und auch „das Feedback der Passanten ist sehr gut“, berichtet Jeroo. „Ich finde wir haben hier eine große Bandbreite an Kunst gezeigt, es ist nicht nur ein Stil und nur eine Art, wie man Kunst und Graffiti machen kann. Wir haben hier sechs verschiedene Stilrichtungen.“
Gemeinsam haben die sechs verschiedenen Kunstwerke, dass sie zum Thema „Naturmotive“ passen. Ob kuschelig weich wirkender Hase, abstrakt pink-blaue Fische, ein detailgetreuer Adler oder eine schwarze Krähe – jedes Graffiti steht für sich und schmückt einen der grauen Betonpfeiler am Bahnhof.
Ursprünge der gemeinsamen Zusammenarbeit
Aufmerksam geworden ist Kunstliebhaber Nicolaus Hebding auf Jeroo über die Stadt Stuttgart: „Vor zehn Jahren war es noch nicht so Gang und Gäbe, dass man Wände so öffentlich gestaltet, da war bei uns so dieses DB-Grau angesagt. Es war nicht erlaubt, Graffitis legal darzustellen. Ich hatte Kontakte zur Stadt Stuttgart, die hatten einen großen Brückenpfeiler gestaltet über Jeroo und hatten angefragt, ob wir auch große Flächen und finanzielle Mittel hätten.“
Seitdem haben die beiden bereits sieben große gemeinsame Projekte realisiert. Über die Genehmigung der Kunst-Galerie in Zuffenhausen ist Jeroo besonders dankbar: „Es ist einer der besten Spots hier in Stuttgart – so einen Spot kriegt man nicht alle Jahre. Die Graffitis werden von überall gesehen – drei S-Bahnlinien plus ICE plus die Autos, wenn Stau ist.“ Die finanziellen Mittel seien für so große Projekte nicht immer da bei der Deutschen Bahn – doch Nicolaus Hebding setzt alles daran, seine Vorgesetzten von weiteren derartigen Bahnhofs-Verschönerungen zu überzeugen.
Gemeinsames Wunschprojekt für die Zukunft
Für die Zukunft haben sowohl Chris Ganter als auch Nicolaus Hebding noch ein großes gemeinsames Wunschprojekt: der Hauptbahnhof in Stuttgart. Dieser liege jedoch nicht in der Zuständigkeit von Nicolaus Hebding. Dennoch hofft er: „Ich fände es toll, wenn sich die Stadt da noch durchringt, eine Kombination aus Begrünung und Kunst zusammenzubringen.“