Eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Messungen hat im Pazifik-Raum einen Tsunami-Alarm ausgelöst. Millionen Menschen wurden gewarnt. Tatsächlich kam es zu meterhohen Wellen, aber die Schäden halten sich in Grenzen.
Ein schweres Erdbeben vor der Ostküste Russlands hat teils meterhohe Tsunami-Wellen ausgelöst. Größere Schäden wurden aber nicht bekannt. Im Pazifik-Raum waren Millionen Menschen sofort gewarnt worden. In Japan starb eine Frau, die sich in Sicherheit bringen wollte, bei einem Autounfall. Inzwischen wurden die Warnungen vielerorts heruntergestuft oder vollständig aufgehoben.
Der Tsunami-Alarm war ausgelöst worden, nachdem sich vor der russischen Halbinsel Kamtschatka ein schweres Erdbeben ereignet hatte. Laut US-Erdbebenwarte USGS war es mit 8,8 das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011.
Seit Beginn der Messungen wurde es demnach überhaupt nur von fünf Beben übertroffen. Nach Angaben der Russischen Akademie der Wissenschaften lag das Zentrum in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der Küste und relativ tief unter dem Meeresboden.
Russland: Verletzte und Überschwemmungen
Am stärksten betroffen war Russland mit der Inselgruppe der Kurilen sowie der Halbinsel Kamtschatka. Auf Kamtschatka kam es laut Behörden zu keinen bedeutenden Flutwellen, allerdings wurden infolge des Bebens mehrere Menschen verletzt. In der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski rannten laut Tass verängstigte Menschen barfuß ins Freie. Kleiderschränke stürzten um, Autos rutschten über wackelnde Straßen. Die Gebäude hätten im Wesentlichen dem Beben standgehalten, hieß es.
Paramuschir ist eine der russischen Kurilen-Inseln, die von den Tsunami-Wellen getroffen wurde.
Im Norden der Kurilen kam es zu Überschwemmungen. Medien berichteten von bis zu fünf Meter hohen Wellen. Das Wasser drang laut Behörden auf der Insel Paramuschir 200 Meter ins Landesinnere ein.
Japan: Flutwelle an der Pazifikküste
Der Norden Japans liegt dem Erdbebengebiet geografisch mit am nächsten. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. An der Pazifikküste traf eine mehr als einen Meter hohe Flutwelle ein.
In der japanischen Präfektur Mie starb eine 58-jährige Autofahrerin bei einem Unfall. Laut örtlichen Medienberichten hatte sie sich aufgrund der Tsunami-Warnung auf den Weg in höher gelegene Gebiete gemacht. Sie stürzte mit ihrem Wagen über eine Klippe etwa 20 Meter in die Tiefe.
USA: Strände evakuiert, Menschen bringen sich in Sicherheit
Das Beben mit den folgenden Tsunami-Wellen versetzte auch die USA von Hawaii über Alaska bis Kalifornien im Alarmzustand: Auf dem Archipel Hawaii erreichte die höchste Flutwelle erreichte laut dem TV-Sender CNN 1,50 Meter. Strände waren dort zuvor evakuiert worden. Alle Häfen wurden für den Schiffsverkehr gesperrt.
Entlang der US-Westküste wie etwa in Kalifornien warnten Behörden vor den Wellen und riefen Bewohner einiger Orte auf, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben. Alaska stellte sich ebenfalls auf höhere Wellen ein, auch für die kanadische Westküstenprovinz British Columbia galt besondere Vorsicht in Küstennähe.
Warnungen auch in anderen Regionen
Mehrere Länder Lateinamerikas mit Küsten am Pazifik gaben ebenfalls Warnungen vor Flutwellen heraus, darunter etwa Mexiko, Guatemala, Ecuador, Peru und Chile. China und die Philippinen hoben am Nachmittag (Ortszeit) die Tsunami-Warnungen wieder auf. Indonesien meldete derweil kleinere Tsunamiwellen.
Zahlreiche Nachbeben
Auf das starke Beben vor der russischen Ostküste folgten einige Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9, ein anderes die Stärke 6,3. Das Katastrophenschutzministerium in Kamtschatka erklärte, es könnten neue Tsunamis in der Awatscha-Bucht ausgelöst werden.
Auch muss bei einem Tsunami die erste Welle nicht die heftigste sein. Eine Katastrophe könnte sich in Stufen aufbauen. Falls es also zunächst unter einem Meter bleibt, ist damit noch keine Entwarnung verbunden, worauf auch die Behörden unermüdlich hinweisen.
Erinnerungen an Tsunami-Katastrophe 2004
In der südostasiatischen Region riefen die Tsunami-Warnungen bei sicher nicht wenigen Menschen schlimme Erinnerungen wach: Am 26. Dezember 2004 hatte ein gewaltiges Beben der Stärke 9,1 vor der Küste von Sumatra eine riesige Flutwelle ausgelöst. Neben Indonesien gab es damals auch zahlreiche Opfer in anderen Ländern, von Thailand über Indien bis Tansania. Etwa 230.000 Menschen kamen ums Leben. Als Konsequenz wurden Frühwarnsysteme massiv ausgebaut.