Nach dem Brandanschlag von Solingen im März 2024 hat das Landgericht Wuppertal den 40-jährigen Täter zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Zudem stellte es die besondere Schwere der Schuld fest, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.

Den Überlebenden und Hinterbliebenen sprach das Gericht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa zwischen 2.000 und 20.000 Euro zu. Der Staatsanwalt hatte die Höchststrafe für den
Solinger beantragt.
Mehrere Nebenkläger schlossen sich dem an. Der
drogenabhängige, arbeitslose Deutsche hatte den vierfachen Mord, weitere
Brandstiftungen in Wohnhäusern und eine Macheten-Attacke auf einen
langjährigen Freund gestanden. 

Täter gab Streit mit Vermieterin als Motiv an

Durch das vorsätzlich gelegte Feuer in einem Wohnhaus war eine bulgarische Familie mit zwei Kindern getötet worden. Sie
hatte im Dachgeschoss gewohnt. Weitere Bewohner des Hauses retteten sich durch
Sprünge aus Fenstern und erlitten teils schwere Verletzungen.

Der Verurteilte wohnte selbst früher in dem Haus. Nach einem Streit mit
seiner Vermieterin musste er ausziehen. Er zeigte sich in dem Prozess weitgehend geständig und gab als Motiv einen Streit mit der Vermieterin
an. 

Nebenklage-Anwältin recherchiert Hinweise auf einen rassistischen Hintergrund

Nebenklage-Vertreterin Seda Başay-Yıldız machte in den vergangenen
Monaten hingegen durch eigene Recherchen mögliche Hinweise öffentlich, die auf eine rechte Gesinnung des Angeklagten hindeuten könnten. Darunter einschlägige Internetsuchanfragen, ein rassistisches Gedicht,
ein rassistischer Chat mit seiner Freundin und 166 rechtsextreme Dateien
auf einer Festplatte, von denen nicht klar ist, wem sie zuzurechnen
sind.

© Lea Dohle

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Die Staatsanwaltschaft sprach von „Spekulationen ohne echten Beweiswert“. Das digitale Leben des Täters sei zehn
Jahre rückwirkend durchleuchtet worden, ohne Kontakte zu rechten Gruppen
oder Hinweise auf eine stille Radikalisierung zu entdecken.

Trotz des raschen Geständnisses kamen im Prozess immer wieder neue
Details ans Licht. Die Polizei musste umfangreich nachermitteln. 

Zwei weitere Brandstiftungen und ein Macheten-Angriff

Aufnahmen aus Überwachungskameras hatten die
Ermittler auf die Spur des 40-Jährigen gebracht: Sie hatten den Mann in der Brandnacht gleich mehrmals in der Nähe des Hauses aufgezeichnet. Die Ermittler hatten bereits einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung beantragt, als der Verurteilte den Macheten-Angriff auf einen Freund ausübte.

Im Keller des Arbeitslosen fanden die Ermittler
dann ein Arsenal aus Brandbeschleunigern
und Utensilien für Zünder. Die
Anklage legt dem Mann auch noch zwei ältere Brandstiftungen zur Last – im November 2022 und im Februar 2024. In beiden Fällen hielten sich zur
jeweiligen Tatzeit Menschen in den Wohnhäusern auf. Hierzu wird inzwischen gesondert ermittelt.