Düsseldorf. Ein neues Online-Werkzeug soll Mietern in Düsseldorf schnell zeigen, ob sie zu viel bezahlen. Wie der Mieterverein die Stadt zum Handeln bringen will.
In Düsseldorf zu Wohnen ist teuer – eine Neuigkeit ist das für niemanden. Auch das teure Mieten viele Menschen finanziell belasten, ist in der Landeshauptstadt, wo rund 80 Prozent der Menschen zur Miete wohnen, allgemein bekannt. Dass allerdings viele Menschen die rechtliche Möglichkeit haben, gegen überhöhte Mieten vorzugehen, könnte ein kleiner Hoffnungsschimmer auf dem Düsseldorfer Mietmarkt sein. Um Betroffene zu unterstützen hat der Mieterverein Düsseldorf nun ein neues Online-Werkzeug vorgestellt, mit dem er gleichzeitig auch die Stadt dazu bringen will, gegen Mietwucher vorzugehen.
Tausende potentielle Fälle von zu teuren Mieten in Düsseldorf
„In Düsseldorf geben rund 40 Prozent der Haushalte mehr als ein Drittel ihres verfügbaren Einkommens für die Miete aus“, erklärt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Düsseldorfer Mietervereins. Auswertungen des Vereins hätten außerdem ergeben, dass die Mieten in der Landeshauptstadt in fast jedem siebten Fall mehr als 20 Prozent teurer sind als der ortsübliche Vergleich. Bei rund 2,6 Prozent sind die Mieten fast um die Hälfte teurer als der Vergleichswert. Im ersten Fall bedeutet dies eine strafbare Mietpreisüberhöhung, im zweiten sogar Mietwucher.
Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender, und Claus Nesemann, Geschäftsführer des Mietervereins Düsseldorf. (v.l.)
© NRZ | Lucas Gangluff
Bei rund 368.000 Mietwohnungen in der Landeshauptstadt geht der Verein von tausenden Fällen aus. Häufig jedoch wüssten die Menschen gar nichts von ihrer Lage, so Witzke. Oder selbst wenn, wüssten sie nicht, wie sie handeln sollten oder hätten Angst vor der Konfrontation mit dem Vermieter. Von der Stadt selbst würden die Betroffenen hier leider zu oft alleine gelassen, kritisiert der Mieterverein. Geschäftsführer Claus Nesemann sagt dazu: „Informationen zu überhöhten Mieten gibt es auf der Webseite der Stadt nur ganz verschämt in der kleinen Ecke.“
Anstatt hier auf die Betroffenen zuzugehen oder gar Proaktiv auf Vermieter, wie es in anderen Städten bereits der Fall ist, mache es sich die Stadt „zu einfach“. Anstatt selbst tätig zu werden, beriefe man sich darauf, dass es sich bei Mietverträgen um „privatrechtliche“ Angelegenheiten handele – sprich: wer gegen ungerechte Mietverhältnisse vorgehen will, muss den Stein selbst ins Rollen bringen. Um die Stadt zukünftig zum Handeln zu bewegen, vereinfacht der Mieterverein nun den Weg, auf dem Mieter Missstände anzeigen können.
Mietwucher: Neues Online-Tool soll Düsseldorfer Mietern helfen
So finden Düsseldorfer Mieterinnen und Mieter seit dem 30. Juli nun das Online-Tool „Mietwucher melden!“ auf der Internetseite des Mietervereins. Dieses richtet sich ausdrücklich nicht nur an Mitglieder des Vereins, sondern an alle Interessierten und Betroffenen im Großraum der Landeshauptstadt. „Das Tool stellt den Nutzern Fragen rund um ihre Mietsituation und wertet diese dann anhand der Mietpreisspiegel der Jahre 2019, 2021 und 2024 aus“, erklärt Claus Nesemann bei einer Präsentation des neuen Werkzeugs. Zusätzlich sind auch 20 Gutachten zum Düsseldorfer Wohnungsmarkt Teil der Datengrundlage.
Screenshot des neuen Online-Tools „Mietwucher melden!“ des Düsseldorfer Mietervereins.
© NRZ | Lucas Gangluff
Generell funktioniert das Werkzeug fast wie ein automatisierter Chat. Nacheinander werden Fragen gestellt. Je nach Antwort stellt das Programm mehrere Nachfragen, etwa zum Stadtviertel, in dem man wohnt oder zum Zeitraum der zuletzt erfolgten Mieterhöhung. Zum Schluss erhält man eine detaillierte Aufschlüsslung, ob und inwieweit die eigene Miete vom ortstypischen Vergleichswert abweicht. Dazu gibt es an, inwiefern eine Mietpreisüberhöhung – eine Ordnungswidrigkeit – oder gar Mietwucher vorliegt – was eine Straftat wäre.
Zugegeben: Ganz neu ist das Tool dabei nicht. An den Start ging es im März 2024. Bisher war es jedoch ein reines Informations- und Vergleichs-Tool. Doch nun es gibt einige kleinere und eine zentrale Neuerung. So ist es nun etwa um einige Fragen rund um Wohngemeinschaften reicher. Die wichtigste Neuerung ist jedoch, dass Verdachtsfälle von Mietwucher und überhöhten Preisen direkt an die Stadt gemeldet werden können. „Dann muss die Stadt in der Sache zumindest ermitteln“, so Nesemann.
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Druck auf Stadt: Verein will Verwaltung durch Anzeigen zum Handeln bewegen
Das ist zumindest die Hoffnung des Düsseldorfer Mietervereins. „Die Verdachtsfälle im Tool landen auf Wunsch direkt als Anzeige bei der Düsseldorfer Wohnungsaufsicht“, erklärt der Geschäftsführer des Mietervereins. Diese stände dann in der Pflicht zu ermitteln. Wie gründlich dies dann geschehe, das müsse sich zeigen. „Wir hoffen aber natürlich, dass viele Anzeigen dafür sorgen, dass da Bewegung reinkommt“, so Nesemann weiter. Man habe die Verantwortlichen zur Sicherheit schon mal vorgewarnt, dass da bald wohl einige Mails kommen sollten.
Weitere Hilfen für Mieter
Auf der Internetseite des Mietervereins Düsseldorf können Betroffene nicht nur Gespräche mit Experten vereinbaren und Mietglieder des Vereins werden. Sie haben neben dem Tool zum Mietwucher auch weitere Werkzeuge zu Verfügung. Diese behandeln etwa Verstöße gegen die Mietpreisbremse, die Rechtmäßigkeit von Mieterhöhungen, sowie Gründe zur Mietminderungen und einen Energie-Check. Weiter Infos gibt es unter mieterverein-duesseldorf.de/mieterservice