Umwidmung statt Abriss: Im Bettenhaus des früheren Bürgerhospitals in Stuttgart sind 136 Wohnungen entstanden. Foto: Jürgen Pollak
Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft verwandelt das Bettenhaus des Bürgerhospitals in ein Wohnhaus. Warum es dafür ein dickes Lob beim Deutschen Städtebaupreis gab.
Einen Steinwurf vom Einkaufszentrum Milaneo im Europaviertel erstrahlt er in weißem Putz – ein ungefähr hundert Meter langer Gebäuderiegel, der zum ehemaligen Bürgerhospital im Stuttgarter Norden gehört.
Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) hat den Bau drei Jahre lang saniert, 2024 wurden schließlich 136 neue Wohneinheiten fertiggestellt – samt Kita, Familienzentrum und Bürgergarten. Kurzum: Besonders dringend benötigter Wohnraum ist entstanden, öffentlich gefördert ist die Mehrzahl dieser Wohnungen zudem.
Das ist die gute Nachricht. Ein schlechte gibt es nicht, denn auch die Art und Weise des Wohnungsbaus ist beispielhaft. Das ehemalige Bettenhaus des Bürgerhospitals wurde für das Projekt nämlich nicht abgerissen, was durchaus zur Debatte stand, sondern umgebaut.
Aus langen Gängen und zahllosen Warte- und Krankenzimmern gestaltete man ansprechenden Wohnraum. Überall dort, wo die Bausubstanz es ermöglichte, wurde der Bestand gerettet, konnte Graue Energie erhalten werden. Was sicher eine architektonische wie auch finanzielle Herausforderung war – und schlussendlich gemeistert wurde.
Diese Investition und das Engagement beim Bauen im Bestand wurde nun beim Deutschen Städtebaupreis gewürdigt, die dritte gute Nachricht also. Für die gelungene Verbindung aus Denkmalschutz, sozialer Vielfalt und nachhaltiger Bestandsentwicklung gab es für die SWSG in der Kategorie Sonderpreis „Umbaukultur in der zirkulären Stadt“ eine besondere Belobigung.
Zukunftsweisende Stadtbaukultur
Die Jury lobt: „Das Projekt verbindet Denkmalsensibilität, soziale Mischung und nachhaltige Bestandsentwicklung – und ist der gelungene Auftakt für ein neues Stadtquartier im Stuttgarter Norden.“ Der Deutsche Städtebaupreis, der alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung – unterstützt von der Wüstenrot Stiftung – vergeben wird, steht für zukunftsweisende Stadtbaukultur.