Eigentlich ist Willis Schreibtischnachbar ein durch und durch kommunikativer Mensch, wie man so sagt. Alles andere wäre bei seinem „Job“ auch seltsam, oder? Trotzdem: „Inzwischen wohn‘ ich schon seit fast 20 Jahren im selben Haus in der City“, sinnierte der Kollege neulich. Und fügte mit leicht melancholischem Anflug an: „Wahrscheinlich bin ich jetzt der älteste Mieter überhaupt. Die jungen Leute ringsum ziehen ja meist nach spätestens zwei, drei Jahren schon wieder um. Natürlich grüßt man freundlich, wenn man sich im Flur über den Weg läuft. Aber tatsächlich kann ich die Gesichter längst nicht mehr mit den Namen in Verbindung bringen, die auf den Klingelschildern stehen …“
Willi meint: selbst schuld, oder? Schließlich ist der Mensch allemal mit einem ziemlich flotten Mundwerk gesegnet. Und erfreut sich ansonsten eines quicklebendigen Freundeskreises. Aber gut, denn siehe da: „Vor Kurzem ist wieder eine nette Dame eingezogen“, erzählte der Kollege ein paar Tage später. Na und? „Die hat jetzt eine eigene Whatsapp-Gruppe für alle Bewohner ins Leben gerufen. Und ich war der Erste, der ,beigetreten‘ ist!“ Merke also: Manchmal muss man wohl den einen oder anderen wundersamen Umweg in Kauf nehmen, wenn’s um die rechten zwischenmenschlichen Beziehungen geht, von wegen „Community“ und so. Dann klappt’s auch mit den Nachbarn. Tschö, wa!