Fernzüge werden monatelang umgeleitet, bei den Regionalverbindungen gibt es einen umfangreichen Schienenersatzverkehr: Die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg ist eine Baustelle der Superlative. Am Freitag beginnen die Arbeiten.
Ab Freitag, 1. August, wird die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg für neun Monate komplett gesperrt. Geplant sind Arbeiten an Gleisen, Weichen und Oberleitungen auf der 278 Kilometer langen Strecke. Außerdem werden 28 Bahnhöfe entlang der Strecke modernisiert und teils ausgebaut.
Die Deutsche Bahn verspricht sich „mehr Qualität, Pünktlichkeit und weniger infrastrukturbedingte Störungen“. Die Strecke ist eine der meistbefahrenen Deutschlands. Nach der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim ist es das zweite von rund 40 Sanierungsprojekten, das die Deutsche Bahn aktuell in einem solchen Umfang angeht.
Das bedeutet die Generalsanierung zwischen Berlin und Hamburg für Bahnfahrer
Für ein Dreivierteljahr sperrt die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Berlin und Hamburg vollständig. Besonders die Gemeinden, deren Bahnhöfe modernisiert werden, müssen sich auf Ersatzverkehr und erheblich längere Fahrzeiten einstellen.mehr
Fernverkehr umgeleitet, Regionalverkehr mit Bussen
Nach Angaben der Bahn werden in der Zeit der Sanierung weiterhin täglich 36 Direktverbindungen zwischen Berlin und Hamburg angeboten. Die Züge werden dafür umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich wegen des nötigen Umwegs über Uelzen (Niedersachsen) und Stendal (Sachsen-Anhalt) um 45 Minuten. Der EuroCity von Prag nach Hamburg endet in Berlin. Zudem werden bis zu 30 weitere Verbindungen im Fernverkehr zwischen Hamburg und Berlin mit einem Umstieg angeboten, meist in Hannover.
Der Zugverkehr zahlreicher Linien in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg sind in der Zeit stark eingeschränkt. Als Ersatz kommen entlang der gesamten Strecke auf insgesamt 26 Linien über 170 Busse zum Einsatz. Die Bahn spricht von „Deutschlands bislang größtem Ersatzverkehr“ – mit teils deutlich längeren Fahrzeiten.
Pendlerstadt Wittenberge besonders hart getroffen
Vor allem auch für die Stadt Wittenberge in der Prignitz, die für sich selbst als ideale Pendlerstadt auf halber Strecke zwischen den beiden größten deutschen Städten wirbt, wird die Sperrung zu einer Herausforderung.
Bürgermeister Oliver Hermann (parteilos) sieht in der anstehenden Generalsanierung Chance und Herausforderung zugleich für die Stadt. „Es wissen alle, dass das eine Riesenchance ist für Wittenberge, für die Zukunft der Stadt. Gleichzeitig werden die nächsten neun Monate eine echte Durststrecke“, sagte Hermann am Donnerstag im rbb24 Inforadio.
Wittenberge bekommt im Rahmen der Baumaßnahmen einen neuen Bahnsteig. Es sei gut gewesen, dass die Bauarbeiten mit viel Vorlauf angekündigt wurden. „Ich habe das Gefühl, dass die große Mehrheit [der Pendler, Anm. d. Red.] eine individuelle Lösung gefunden hat“, so Hermann.
Für die Menschen in Wittenberge wurden kurzfristig Ersatzbusfahrten nach Stendal ins Programm genommen, damit die Fahrgäste dort die umgeleiteten Fernverkehrszüge erreichen können.
Ausfälle bei Regionalzügen der Linien RB24 und RE3
„Stehen vor einem Jahrzehnt der Sanierung unseres Schienennetzes“
Ulrich Lange (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, sagte im ARD Morgenmagazin, die Sanierung der 40 Korridore sei für die Stabilität des Bahn-Netzes insgesamt wichtig. „Aus den Sondermitteln investieren wir über 100 Milliarden in das Schienennetz“, 81 Milliarden Euro davon sollen im Laufe der aktuellen Legislaturperiode investiert werden, so Lange. „Aber zur Wahrheit gehört natürlich auch, wir stehen vor einem Jahrzehnt der Sanierung unseres Schienennetzes.“
Sendung: rbb24 Inforadio, 31.07.2025, 07:25 Uhr