Bielefeld/Versmold – Er organisierte den Tod seiner Eltern – weil es ihr Wunsch war, sagt er. Dafür baute er ihnen eine Vorrichtung zum Sterben.
Seit Dienstag steht Frank B. (60) aus Werther (Nordrhein-Westfalen) in Bielefeld vor Gericht. Er soll mit seinem Vater Dieter Wilhelm B. (88) den Suizid der Eltern geplant und vorbereitet haben – obwohl die demenzkranke Mutter Karin (86) nicht mehr fähig gewesen sein soll, ihren freien Willen zu äußern.
Sohn baute Sterbe-Maschine mit Helium
Laut Anklage bestellte B. dafür im Internet zwei Sauerstoffmasken für 19,90 Euro, kaufte zwei Heliumflaschen für 80 Euro und baute eine Vorrichtung für die Schläuche, die alles miteinander verbinden. Laut Frank B. haben seine Eltern seit Jahren über ihren Wunsch gesprochen, gemeinsam zu einem selbstgewählten Zeitpunkt zu sterben. „Wenn, dann gemeinsam“, hätten sie oft gesagt. Als Karin B. Anfang 2024 kaum noch sprach, nicht mehr lief oder aß, sei laut Frank B. aus dem Gedanken ein Plan geworden.
Laut Anklage gab der Vater in der Nacht zum 1. Februar 2024 seiner Frau Beruhigungsmittel, setzte erst ihr und dann sich selbst die Atemmasken auf. Frank B. saß währenddessen in einem anderen Zimmer und schaute Fernsehen. „Sie wollten es so. Ich war mit mir selbst im Reinen“, sagt er. Vier Stunden später wählte er den Notruf.
Mutter hinterließ keinen Abschiedsbrief
Auf dem Nachttisch fanden Ermittler einen Abschiedsbrief. Von der Mutter fehlt laut Anklage jede Willensbekundung. Frank B.: „Wir hätten es früher machen müssen. Ihr Zustand war schon zu schlecht.“ Ein vom Sohn gefilmtes Video zeigt den Vater, der sagt: „Der Freitod ist in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt.“
Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Frank B. half beim Sterben. Verteidiger Martin Rother sagte zu BILD: „Mein Mandant hat keine Schuld auf sich geladen. Die Eltern wollten es so, das sagten sie oft. Da zählt nicht nur, was am Ende war.“
Der Angeklagte im Gespräch mit seinem Anwalt Martin Rother. Der Verteidiger hält zu ihm, ist überzeugt: Die Vorbereitung war keine Beteiligung am Sterbeakt
Foto: Christian Müller
Schwester: „Er war ihnen hörig“
Für seine Schwester ist Frank B. der Leidtragende. „Er war ihnen hörig. Sie haben ihn manipuliert“, sagte sie zu BILD. Nach dem Tod des ältesten Bruders 1977 sei die Familie zerbrochen. Der Suizidwunsch habe die Eltern über Jahre begleitet. Vor Gericht sagte Frank B., dass er unter Depressionen leidet.
Das Gericht muss nun entscheiden: War es Beihilfe zum Totschlag – oder der Vollzug eines gemeinsamen Willens der Eltern? Das Urteil im Prozess könnte bereits am Donnerstag fallen.
In einer seelischen Krise? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe.
Wenn Sie depressiv sind oder an Suizid denken: Holen Sie sich bitte Unterstützung. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar: 0800/111 01 11 oder 0800/111 02 22. Die Beraterinnen und Berater helfen Ihnen, Auswege aus schwierigen Situationen aufzuzeigen. Im Notfall wenden Sie sich bitte an die Feuerwehr (112) oder den Polizei-Notruf (110).