Düsseldorf. In den vergangenen Jahren steigen die Patientenzahlen in Düsseldorfer Notaufnahmen. Schuld sind eine Reihe von Gründen. Was Patienten wissen müssen.

Es herrscht Dauerbetrieb in Düsseldorfs Notaufnahmen. Zehntausende Patienten erhoffen sich jedes Jahr eine Behandlung in den zentralen Notfallstationen der verschiedenen Kliniken. 20.000 sind es jedes Jahr alleine im Marien Hospital, 22.000 im Evangelischen Krankenhaus. Ungleich größer ist der Betrieb im größten Krankenhaus der Region. Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) werden jedes Jahr rund 48.000 Menschen medizinisch versorgt – Tendenz steigend. Eine Entwicklung, die von Experten aus dem Gesundheitswesen schon seit Längerem mit Sorge betrachtet wird.

Steigende Patientenzahlen in Düsseldorfer Notaufnahmen: Lage „zeitweise dramatisch“

Die Situation in Düsseldorf zusätzlich verschärft haben auch die Schließungen der St. Lukas-Klinik in Solingen und des St. Josef Krankenhauses in Haan. In beiden Häusern war nach der Insolvenz des Trägers Ende 2023 Schluss. Ein Teil der vormals hier behandelten Patienten ist nun auf die Düsseldorfer Kliniken angewiesen. Gerade im Bereich der Notaufnahme, welche Betroffene auch aus eigenem Antrieb besuchen, ist dies besonders deutlich. In der Zentralen Notaufnahme des UKD – laut Kliniksprecher Tobias Pott „die größte Notaufnahme der Region und wichtigster Anlaufpunkt für Notfälle“ – sind es im Jahr 2024 durchschnittlich 133 Patientenkontakte am Tag.

Wie Pott berichtet, waren es 2021 vergleichsweise 106 Patientenkontakte an Durchschnittstagen. Und auch an Spitzentagen sind die Patientenzahlen in der Notaufnahme des UKD gestiegen. 2021 waren es 150, im vergangenen Jahr lagen die Spitzen über der 180er-Marke. Dies stellt einen Zuwachs von 24 Prozent dar, heißt es vonseiten des UKD. Grund dafür, das betont Pott jedoch im Gespräch, ist nicht alleine die Schließung der beiden Häuser. „Die Ursachen dafür sind für uns nicht vollständig belegbar“, erklärt er auf Anfrage. „Hier spielen unserer Einschätzung nach viele Faktoren eine Rolle.“

Notaufnahmen zunehmend „erste Anlaufstelle“ für Erkrankte

So sieht der UKD-Sprecher neben dem ganz simplen Wegfall von Notaufnahmen und schwindenden Kapazitäten zwei weitere Treiber für den Andrang in den Kliniken. Auf der Seite der Versorgung fehlten so etwa Anlaufpunkte im ambulanten Bereich. Diese Alternativen zu den großen Notaufnahmen in den Krankenhäusern fielen zunehmend weg. Notfallpraxen, die Teil des Krankenversicherungssystems sind, könnten so etwa eine echte Alternative zum Gang in die Klinik sein. Auch Hausarzt- und andere Praxen sollten gerade bei „nicht-schwerwiegenden Erkrankungen“ eine erste Anlaufstelle sein.

Damit einher ginge aber, so Pott, auch ein Wandel im Verhalten der Patienten. So sei für viele, auch ohne schwerwiegende Erkrankung, die erste Station zunehmend die Notaufnahme. Auch hier gebe es viele Gründe. Eine Entwicklung, die zumindest in Teilen dazu beitrage, sei, so Pott, eine „Nicht-Vertrautheit mit dem System der Praxen“ und der niedergelassenen Medizinerinnen und Medizinern. Dies kann beispielsweise Personen betreffen, die neu nach Deutschland gekommen sind.

Düsseldorfer SPD: Dafür Sorge tragen, dass sich Lage „nicht noch weiter verschärft“

Auch die Düsseldorfer Politik scheint im Wahlkampf das Thema für sich entdeckt zu haben. So warnte die Düsseldorfer SPD erst vor Kurzem vor einer Überlastung der Notaufnahmen durch die NRW-Krankenhausreform. „Die Lage in den Notaufnahmen ist bereits jetzt zeitweise dramatisch, wir müssen darauf achten, dass sich die Situation durch die Reformen und mögliche weitere Schließungen nicht noch weiter verschärft“, wird die Düsseldorfer Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke (SPD) in einer Pressemitteilung zitiert.

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Dass die lokale Politik, die Situation im Blick hat, begrüße man, erklärt UKD-Sprecher Pott im Gespräch. Jedoch würden viele der Rahmenbedingungen für die Düsseldorfer Kliniken nicht auf kommunaler Ebene entschieden. „Das geschieht auf Landes- oder Bundesebene“, gibt er zu bedenken. Dennoch gebe es natürlich auch vor Ort Möglichkeiten, die Kliniken zu unterstützen. Etwa durch Unterstützungen bei Bauvorhaben, um die Kapazitäten der Kliniken zu erweitern, nennt Pott ein Beispiel.

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Dennoch stehe fest, dass auf Patienten unter den aktuellen Umständen teils lange Wartezeiten zukommen könnten, so der UKD-Sprecher. Letztlich bestimme die Schwere der Fälle, wer wann drankäme. Daher könne es gerade dann, wenn keine schwerwiegende Erkrankung vorläge, sinnvoll sein „zunächst der Weg über den kassenärztlichen Notdienst 116 117 und Praxen“ zu gehen.