Bosbach bestätigte „Kontraste“ über ihre Anwälte, dass es diesen Chat gab. Er sei mit dem betreffenden JU-Mitglied geführt worden. Aber dieser junge Mann habe sie „mit dem Vorschlag bedrängt“, gegen Entgelt Mitglieder werben zu wollen.
Die Schuld in diesem Fall von Stimmenkauf will Bosbach also an den jungen Helfer weitergeben, der heute keine Parteiämter mehr innehat. Aus der Jungen Union gibt es zudem strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn, dort ist einer der Bosbach-Anwälte Justiziar. Am Jahresende wird es darum zu einer Verhandlung kommen.
Informationen dazu hatte das Bosbach-Umfeld in den vergangenen Wochen gezielt verschiedenen Medienvertretern zugespielt. Um einen unliebsamen Zeugen weiter zu diskreditieren? Die Antwort der Anwälte von Bosbach im Stimmenkauf-Fall besteht fast zur Hälfte aus „Hintergrund“-Informationen, aus denen nicht zitiert und die auch Betroffenen nicht weitergeleitet werden dürften.
Zu den Vorwürfen erklären die Bosbach-Anwälte, ihre Mandantin habe überhaupt nur einmal – nämlich dokumentiert im Chat – erklärt, eine Mitgliedschaft für die MIT sponsern zu können. Die Abgeordnete weist damit die Darstellungen in den eidesstattlichen Versicherungen zurück, wonach sie mehrere Personen angesprochen und ihnen das Angebot gemacht und dafür auch gezahlt habe.
Die Juristen verweisen auch darauf, dass Bosbach im Chat gefordert habe, es müsse „jemand Vernünftiges“ sein. Zudem sei es dann gar nicht zur Umsetzung gekommen, erklären sie. Bosbachs Anwälte schreiben: „Die Behauptung, unsere Mandantin habe jemandem für seinen Beitritt zur MIT Geld gezahlt oder Geld zahlen lassen, wäre somit falsch.“ Auffällig: Anders als im schon bekannten Fall um 2.500 Euro aus der CDU-Kasse behaupten Bosbachs Anwälte im Stimmenkauf-Fall nicht öffentlich, bei den Vorwürfen handle es sich nur um eine Schmutzkampagne.
Während Bosbach zumindest das geplante „Sponsoring“ eines Neumitglieds einräumt und im Chat dem Helfer schrieb, er habe „von ihrer Seite nur einen frei“, bestreitet der zum Vorsitzenden gewählte Pakendorf grundsätzlich, dass von seiner Seite dergleichen geschehen sei. Die Behauptungen seien „falsch und unzutreffend“, dass er andere angesprochen habe, potenzielle Neumitglieder zu vermitteln, die für 100 Euro sowie ein freies Essen und Getränke für ihn und Bosbach stimmten. Er habe auch kein Geld direkt übergeben oder per Mittelsmännern.
Doch auch bei Pakendorf gibt es nicht nur in den eidesstattlichen Versicherungen anderslautende Darstellungen, auch bei ihm wirft ein Chat zumindest Fragen auf. Darin erkundigte er sich, wer von den Namen einer mitgeschickten Liste von Neumitgliedern „mit welchen Kosten“ verbunden sei. Er erklärt auf Anfrage von „Kontraste“ dazu, er habe nur sichergehen wollen, dass hier eben keine Mitgliederwerbungen gegen Geldfluss erfolgten. Ein anderer Eindruck könne nur entstehen, „wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen würden“, erklärt er. „Kontraste“ und t-online liegt der gesamte Chatverlauf vor, der Pakendorfs Interpretation nicht stützt.