Vechelde. Nach dem Tod des Vechelders Adolf Bialas stellt sich die Spendenaktion „Hilfsaktion Nordost-Indien“ neu auf, um dieses Projekt von Pater Sabu in Indien zu ermöglichen.
Die Zahlen sind geradezu gigantisch: Sage und schreibe 141.800 Euro an Spenden hat Adolf Bialas nach eigenen Berechnungen bei seiner „Hilfsaktion Nordost-Indien“ für ein Internatsprojekt in dieser asiatischen Region zusammengesammelt – unterstützt durch die katholische Kirchengemeinde Vechelde/Wendeburg/Braunschweig-Lehndorf. Im vergangenen Jahr im November ist der Vechelder im Alter von 85 Jahren gestorben, doch die von ihm ins Leben gerufene Spendenaktion lebt weiter: Denn seine Tochter Juliana Freiberg führt das Projekt weiter.
Juliana Freiberg (rechts) – mit ihrer Mutter Helga Bialas – führt die „Hilfsaktion Nordost-Indien“ ihres Vaters Adolf Bialas weiter.
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Für die 51-Jährige ist es gleich in vielerlei Hinsicht ein Herzenswunsch, die so erfolgreiche „Hilfsaktion Nordost-Indien“ fortzuführen. Denn dabei handelt es sich nicht nur um die „Lebensaufgabe“ ihres Vater Adolf Bialas, sondern es geht auch darum, den Mädchen und Jungen in dem Milliarden-Einwohner-Reich Indien Zugang zur Bildung zu verschaffen. „Lesen, schreiben und rechnen zu können, das ist das A und O für die Kinder, um aus der Armut herauszukommen“, ist Juliana Freiberg überzeugt – sie hat einen besonderen Blick auf dieses elementare Thema, denn sie ist nicht nur Mutter von drei Kindern, sondern auch Lehrerin am Vechelder Gymnasium.
„Hilfsaktion Nordost-Indien“ – neues Internatsgebäude ermöglicht
Die besagten mehr als 140.000 Euro sind zusammengekommen zwischen 2012 und Ende 2023. Mit dem Geld hat der Orden der Missionare des heiligen Franz von Sales im Nordosten Indiens (in der katholischen Pfarrei Chapar) den Ausbau ihres Internats für Mädchen und Jungen vorgenommen: So ist zum einen mithilfe der Spenden auch aus dem Kreis Peine ein Internatsgebäude, ein spartanischer Bau, durch einen zweigeschossigen Neubau in Massivbauweise ersetzt worden – er umfasst im Obergeschoss einen Schlafsaal für 100 Jungs sowie ein Erdgeschoss mit Lernsaal, Esssaal und Küche. Zum anderen ist auf dem Internatsgelände ebenfalls in Massivbauweise ein Multifunktionsgebäude entstanden – zu nutzen als (katholische) Kirche und als Aula für die Schule. Zu guter Letzt hat das Internat auch einen dreigeschossigen Schulerweiterungsbau (Massivbauweise) erhalten mit insgesamt zwölf Klassenräumen – angesichts steigender Schülerzahlen (Mädchen und Jungen) ist das bisherige Schulgebäude zu klein geworden.
Feierlich haben die Inder die Grundsteinlegung für das Mehrzweckgebäude mit Kirche in der Pfarrei Chapar vorgenommen (Archivfoto).
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Eng verknüpft ist die „Hilfsaktion Nordost-Indien“ auch mit Pater Sabukuttan Francis, der von 2009 bis 2019 Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Vechelde/Wendeburg/Braunschweig-Lehndorf gewesen ist und den sie dort liebevoll Pater Sabu genannt haben. Die Pfarrei Chapar befindet sich nicht nur in seinem Heimatland Indien, Francis gehört auch dem besagten Orden an. Inzwischen ist der 60-Jährige dort in Nordost-Indien (Bundesstaat Assam) auch als Provinzial (eine Art Verwalter mit Aufgaben wie Personal, Finanzen und Mission) tätig und sorgt vor Ort dafür, dass die Spenden auch an die richtige Stelle ankommen.
„Hilfsaktion Nordost-Indien“ – „Wertschätzung und Dankbarkeit“
Gleiches galt auch für die zusätzlich 75.000 Euro an Spendengeldern, die zur Versorgung an die unter Corona leidende arme Bevölkerung in Nordost-Indien gegangen sind. Gegenüber unserer Zeitung hat Adolf Bialas immer wieder von der Schwierigkeit gesprochen, die Menschen in unserer Region zu Geldspenden in ein so weit entferntes Land wie Indien zu bewegen. Dass dem Vechelder dies allerdings gelungen ist, mag an seiner Überzeugungskraft, vielleicht auch Hartnäckigkeit gelegen haben. Aber auch – wie der Diplomingenieur gerne hervorgehoben hat – an der „Wertschätzung und Dankbarkeit“ gegenüber seinem vieljährigen Freund Pater Sabu.
Zu Besuch bei Freunden in Vechelde: Pfarrer Sabukuttan Francis (Pater Sabu/Mitte) aus Indien bei Adolf und Helga Bialas (Archivfoto).
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Im Frühjahr 2024 haben Adolf Bialas und Sabukuttan Francis eine neue Spendenaktion ins Leben gerufen, die Juliana Freiberg fortführt: den (Neu)-Bau eines Schulgebäudes in der katholischen Pfarrei Sommonpara (Bistum) ebenfalls in Nordost-Indien (Bundesland Meghalaya). Zwar gilt auch dort – wie in ganz Indien – für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren eine Schulpflicht. „Doch es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder und Jugendliche viele Kilometer täglich zu Fuß zurücklegen müssen, um zur Schule zu kommen“, beschreibt Juliana Freiberg eine alltägliche Situation in diesem asiatischen Schwellenland, die für Deutschland undenkbar wäre.
„Hilfsaktion Nordost-Indien“ – Bambusschuppen als Schule
Nach ihren Worten hat das Dorf Sandagre Village zwar einen „Bambusschuppen“ als provisorische Schule für den unteren Grundschulbereich (Kindergarten bis zur vierten Klasse) erhalten, weil es keine Transportmöglichkeiten zur zehn Kilometer entfernten „Franz-von-Sales-Schule“ in der Pfarrei Sommonpara gebe. In diesem Schuppen fehle es aber an sanitären Einrichtungen, fließend Wasser, Klassenzimmern, einem Lehrerzimmer und Büroräumen. Deshalb soll nun eine (neue) Schule her – mit Spenden aus der Hilfsaktion. „Bislang sind bereits 14.600 Euro für das Vorhaben eingegangen“, berichtet Juliana Freiberg erfreut. 48.000 Euro koste der Neubau aus Stein (Massivbauweise) mit vier Klassenzimmern. „Wenn zwei Drittel der Gesamtkosten bereitliegen, können wir mit den Bauarbeiten starten – in der Hoffnung, dass dann auch die übrigen Spenden noch fließen“, schaut sie voraus. Juliana Freiberg hat die Hoffnung, dass „bereits Ende dieses Jahres, spätestens 2026“ mit dem Schulbau begonnen werden könne, und bittet die Bevölkerung herzlich um Unterstützung.
Mit Spenden aus dem Peiner Ostkreis haben sie in der Corona-Zeit in Indien Lebensmittel für Bedürftige gekauft.
© Sabukuttan Francis | Sabukuttan Francis
„Bildung ist der Türöffner, um aus der Armut herauszukommen“, beschreibt die Gymnasiallehrerin eine generelle Erkenntnis, die aber in Ländern wie Indien ganz besonders gilt. Bildung ermögliche es, aus dem „Teufelskreis der Armut“ auszubrechen und als Erwachsener ein „gutes/besseres Leben zu führen“.
Apropos: „Uns geht es so gut in Deutschland“, hat Adolf Bialas mal gegenüber unserer Zeitung gesagt: „Deshalb sollten wir etwas abgeben können für Menschen, denen es weitaus schlechter geht.“ Für sein Engagement hat der Vechelder im Jahr 2018 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland erhalten.
Spendenaktion „Hilfsaktion Nordost-Indien“
Die Spenden für das neue Schulbau-Vorhaben der „Hilfsaktion Nordost-Indien“ können eingezahlt werden auf das bisherige Konto (Stichwort „Hilfsaktion Nordost-Indien“) bei der Volksbank in Vechelde: IBAN DE51 2709 2555 3517 4927 03; BIC GENODEF1WFV. Kontoinhaber ist Juliana Freiberg (neu). Das Pfarrbüro Heilig Geist in Braunschweig-Lehndorf der katholischen Kirchengemeinde stellt kostenlos Spendenbescheinigungen aus. Weitere Informationen gibt Juliana Freiberg unter j.freiberg@web.de per Mail oder unter der Telefonnummer (0531) 5160927.
Nach der Verleihung der Bundesverdienstmedaille (von links): Peines Landrat Franz Einhaus sowie Adolf Bialas und seine Ehefrau Helga Bialas (Archivfoto).
© Pelok | Henrik Bode
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