Kiel. Die Post bekommt ihre Zustellprobleme in Schleswig-Holstein nicht in den Griff. Nachdem zuletzt Kundinnen und Kunden im Kieler Norden über teils wochenlang leere Briefkästen geklagt hatten, häufen sich nun Beschwerden aus dem Süden der Landeshauptstadt.
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Den Kieler Nachrichten liegen elf Berichte von Haushalten aus dem Postleitzahlen-Bereich 24145 vor (unter anderem Rönne, Moorsee, Schlüsbek, Meimersdorf, Kronsburg), in denen von gravierenden Verzögerungen die Rede ist. „Der Zustand ist unerträglich“, sagt Claudia Petersen aus Schlüsbek: „Wir warten wochenlang auf Pakete und Post.“ Fabian Harder, ebenfalls aus Schlüsbek, berichtet: „Es wird schlicht keine Briefpost mehr zugestellt.“ Dank der Sendungsverfolgung in der DHL-App sehe er genau, welche Briefe auf dem Weg zu ihm seien: „Aber sie kommen nicht an.“
Beschwerdewelle: Viele Kieler Postkunden entnervt
Viele Betroffene wenden sich entnervt an die Bundesnetzagentur. Dort gingen im ersten Halbjahr aus Kiel und Umgebung (Postleitzahlen-Bereich 241 . .) 136 Beschwerden ein, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für Juli hat die Behörde noch keine Zahlen, schreibt aber, in den Postleitzahlbereichen 24145 und 24161 (Altenholz) sei ein „erhöhtes Beschwerdeaufkommen erkennbar.“ Mit Zustellproblemen kämpft die Post auch anderenorts in Schleswig-Holstein. Zu den Hotspots gehören Stadtteile in Lübeck sowie Bad Oldesloe.
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Scharfe Kritik an der Post kommt von der Gewerkschaft Verdi. „Das Unternehmen hat seine personellen Kapazitäten dauerhaft zu 100 Prozent ausgereizt, das führt bei Widrigkeiten sofort zu Problemen“, sagt Lars-Uwe Rieck, zuständiger Landesfachbereichsleiter bei Verdi-Nord. Seit Anfang des Jahres schreibt das Postgesetz lediglich vor, dass 95 Prozent aller Briefe innerhalb von drei Tagen und 99 Prozent innerhalb von vier Tagen zugestellt sein müssen.
Warten auf Briefe: Verdi kritisiert Deutsche Post
Rieck wirft der Post und ihrem Mutterkonzern DHL vor, diese Lockerung in höhere Gewinne ummünzen zu wollen: „Wir sehen eine Personalplanung, die den Druck auf das Personal verstärkt, den Krankenstand erhöht und zu Kündigungen führt.“
Wir sehen eine Personalplanung, die den Druck auf das Zustellpersonal verstärkt, den Krankenstand erhöht und zu Kündigungen führt.
Lars-Uwe Rieck
Landesfachbereichsleiter Verdi-Nord
Im März hatte DHL angekündigt, 8000 Stellen einzusparen. Dadurch, so Rieck, habe sich die Lage weiter verschlechtert: „Uns wird berichtet, dass die Autos so vollgeladen werden, dass die Touren in der regulären Arbeitszeit nicht zu schaffen sind.“ Zudem leide die Qualität darunter, dass die Post sich vom System der „Stammbezirke“ mit festem Personal verabschiede.
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Die DHL-Gruppe, zu der die Post gehört, weist die Kritik zurück: Die Touren seien so bemessen, dass sie in der regulären Arbeitszeit zu schaffen sind. Obwohl die Probleme nun den Kieler Süden treffen, verweist das Unternehmen als Grund für „vereinzelte Zustellverzögerungen“ nicht nur auf eine „angespannte Personallage“, sondern auch auf den Brand Anfang Juli in einem Zustellstützpunkt in Friedrichsort.
KN