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Seit 2008 sollen die USA wieder eigene Atomwaffen auf britischem Boden stationiert haben. Ein Geopolitik-Experte sieht darin ein Mittel zur Abschreckung.

Lakenheath – Die USA sollen seit 2008 wieder Nuklearwaffen in Großbritannien stationiert haben. Wie mehrere Medien, darunter das Fachportal TheIntelFrog, berichten, soll eine amerikanische C-17 am 15. Juli aus dem US-Luftwaffenstützpunkt Kirtland im Bundesstaat New Mexiko eine entsprechende Lieferung auf die britische Luftwaffenbasis Lakenheath gebracht haben. Die Kritik aus Russland ließ nicht lange auf sich warten.

„Wir sehen eine Tendenz zur Eskalation der Spannungen, zur Militarisierung, einschließlich der nuklearen Militarisierung“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau werde die Entwicklungen beobachten, erklärte Peskow laut Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings gibt weder eine offizielle Bestätigung noch ein Dementi zu den US-Atomwaffen auf britischem Boden.

Sorge vor Eskalation mit Putin: Wahrscheinlichkeit vor Atomwaffen ist für USA entscheidend

Die US-Atomwaffen in Großbritannien sind auch Thema in Deutschland. „Sicherheitspolitik basiert zu einem wesentlichen Teil auf glaubwürdiger Abschreckung“, sagt Klemens Fischer, Professor für internationale Beziehungen und Geopolitik an der Universität zu Köln, im Gespräch mit FOCUS online zu den Gerüchten. „Die Wahrscheinlichkeit ist entscheidend, nicht der Beweis“, sagt Fischer. Grundsätzlich zeigen die USA und Großbritannien mit der Aktion in seinen Augen, „dass die besondere Partnerschaft, die Churchill beschworen hatte, weiter existiert“. 

Die Ängste vor einem Krieg zwischen Russland und der Nato werden immer größer.Die USA sollen in Großbritannien Atomwaffen stationiert haben. © dpa/ Ints KalninsAtomare Abschreckung gegen Putin: Britische F-35 sollen mit Atomwaffen bestückt werden können

Die britische Regierung habe zudem im Juni offiziell den Kauf von speziellen F-35-Kampfflugzeugen aus US-Produktion angekündigt, die in der Lage sind, sogenannte taktische Atomwaffen zu transportieren. Damit würde auch US-Präsident Donald Trump bestätigen, wem er auch in Europa vertraut, sollten sich die Berichte bestätigen.

Fischer sieht in den jüngsten Entwicklungen eine „vorausschauende Handlung, die darauf abzielt, das im Kalten Krieg zur Perfektion entwickelte Prinzip der Abschreckung wieder zu aktivieren“. Generell warnt er davor, den US-Präsidenten zu unterschätzen. Der Experte mahnt zum Ernstnehmen von Trump. Sympathie dürfe keine Rolle spielen. Der US-Präsident agiere ganz im Sinne des klassischen Realismus und tritt machtpolitisch auf.

Wegen Putins Säbelrasseln: Angst vor Krieg zwischen Russland und Nato wächst

Unterdessen werden die Ängste vor einem Krieg zwischen Russland und der Nato immer größer. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk mahnte zuletzt, dass der Westen schon 2027 für einen möglichen großen Konflikt mit Russland gewappnet sein sollte. Seine Regierung werde daher die kommenden zwei Jahre maximal nutzen, um die Lage in Polen zu stabilisieren und Sicherheit zu gewährleisten, kündigte der polnische Regierungschef bei einer Bürgerversammlung in der Stadt Pabianice bei Lodz an, wie die Nachrichtenagentur PAP meldete. 

Nach Einschätzung des neuen Nato-Oberbefehlshabers, Alexus Grynkewich, mit dem er kurz zuvor gesprochen hatte, könnten Russland und China bis 2027 so weit erstarken, dass sie koordiniert eine Konfrontation mit der Nato und USA suchen.

Russland bereitet sich wohl auf Krieg mit Nato vor

Und die Ängste sind verständlich: Militärexperten warnten auch zuvor, dass sich Russland auf einen Krieg mit der Nato vorbereitet: Darauf soll auch eine neue Gesetzesinitiative im russischen Parlament hindeuten. Nach einem Bericht der Kyiv Independent sollen russische Abgeordnete am 22. Juli einen Gesetzesvorschlag eingebracht haben, wonach etwa die Wehrpflicht von sechs Monaten auf ein Jahr angehoben werden soll.

Deutschland nicht in den Top 3: Die Nato-Länder mit den größten Truppenstärken Pistorius-Besuch in LitauenFotostrecke ansehenAufrüstung in Russland: Moskau will 1,1 Billionen Dollar bis 2036 für Militär ausgeben

Laut dem ukrainischen Geheimdienstchef Kyrylo Budanov plane Moskau zudem, bis 2036 rund 1,1 Billionen Dollar für Aufrüstung auszugeben – eine beispiellose Investition seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. „Es gibt eine totale Mobilisierung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Russischen Föderation, um für den kommenden großangelegten Krieg bereit zu sein“, zitierte die Zeitung Budanov. Die Nato-Staaten wollen zudem ihren Militäretat auf bis zu 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern. (erpe/dpa)