Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. So lässt sich am besten die Vorgehensweise der Stuttgarter Rathausspitze bei ihrem Versuch beschreiben, für etwa 1500 Mitarbeiter und die Bürgerschaft ein neues Verwaltungs- und Servicezentrum zu realisieren. Nachdem sich OB Frank Nopper (CDU) mit dem Gesamtpersonalratsvorsitzenden Tomas Brause im Schlepptau völlig überraschend Ende April in einem Brief an die Belegschaft von dem Projekt „Alte Bahndirektion“ in der Jägerstraße verabschiedet und sich dem allerdings für eine ganz andere Nutzung reservierten Kaufhof-Gebäude in der Eberhardstraße zugewandt hatte, ist das Areal gegenüber dem Hauptbahnhof plötzlich wieder „im Rennen“.

Das ist schön formuliert, denn es gibt Stand heute keine Alternative, die es beim Planungsfortschritt, der angestrebten Klimaneutralität der Neubauten und dem angestrebten Realisierungszeitraum mit dem Projekt der P+B Group aufnehmen könnte. Die Argumente, die für die Abkehr von der Bahndirektion ins Feld geführt wurden, erscheinen zudem reichlich konstruiert. Das belegt der Schriftverkehr seitens des Eisenbahnbundesamtes. Dass mit dieser Taktik der Preis gedrückt werden konnte, lässt sich auch nicht beweisen.

Womöglich geht nach der Sommerpause der acht Jahre alte Wunsch des Gesamtpersonalrats in Erfüllung, notwendige Arbeitsplätze samt Kita, Kantine und irgendwann auch mit Betriebswohnungen an zentraler Stelle anbieten zu können, um die Attraktivität der Verwaltung als Arbeitgeberin zu steigern. Die Warnung ist deutlich: Komme die Rathausspitze nicht endlich zu Potte, sei zum Höhepunkt des demografischen Wandels 2035 die Daseinsvorsorge in Stuttgart nicht mehr gewährleistet. „Bahn frei für das Gelände Alte Bahndirektion“ haben die Beschäftigten deshalb formuliert.

Die alte Bahndirektion gegenüber dem Hauptbahnhof. Foto: Lichtgut Belegungskonzept gefordert

Damit ist aber auch nur ein Teil der Hausaufgaben erledigt. Städtische Büros sind über die ganze Stadt verteilt. Viele Gebäude sind sanierungsbedürftig und sollten zumindest vorübergehend geräumt, manche auch aufgegeben und auch verkauft werden. Gleichzeitig werden Büros für Interims- und Dauernutzungen angemietet. Wer sich jetzt aber vorstellt, es gäbe dafür ein Gesamtkonzept, täuscht sich. Eine Übersicht über Angebot und Nachfrage zu erstellen, wäre ein lohnendes Gesellenstück für den neuen Liegenschaftsamtsleiter Raffael Sänger.