Stand: 01.08.2025 16:37 Uhr

Die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf dauert deutlich länger als gedacht: Bis 3 Uhr in der Nacht. Die Polizei wegen zwei Brandanschlägen. NRW-Innenminister Herbert Reul spricht von einem Sabotageakt auf unsere Bahninfrastruktur.

Nach zwei Kabelbränden zwischen Düsseldorf und Duisburg gibt es massive Probleme bei der Bahn, betroffen sind Regional- und Fernverkehr. Die zweite Schadstelle sei noch schlechter erreichbar als die erste. So müsse alles neu organisiert werden, weitere Mitarbeiter, neue Kabel, eventuell sogar Baufahrzeuge. Die Strecke bleibe voraussichtlich bis 3 Uhr in der Nacht auf Samstag gesperrt. Das teilte die Bahn auf ihrem Portal Zuginfo.NRW mit. Sie geht davon aus, dass die Reparaturarbeiten bis etwa Mitternacht abgeschlossen seien, danach müssten noch Probefahrten durchgeführt werden.

Mehrere 10.000 Reisende betroffen – Mobilitätsgarantie greift wohl nicht

Chaos am Bahnsteig in Duisburg

Am Duisburger Hauptbahnhof geht die Stimmung der Fahrgäste am Freitag von genervt bis sauer. Andere finden sich mit ihrem Schicksal ab. Es dürften mehrere 10.000 Reisende von den Bahnproblemen betroffen sein, auch an weiter entfernten Bahnhöfen. „Das ist schon krass heute“, sagt eine Bahnfahrerin. Ein anderer spricht von einer „Katastrophe“.

Aus Sicht von Detlef Neuß, Pressesprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn, greift die Mobilitätsgarantie der Deutschen Bahn nicht. Weil ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden sei, sieht Neuß keine Chance, dass die Bahn Betroffenen zum Beispiel ein Taxi zahlt. 

Warten, hoffen und Busse statt Bahnen

Zerstörte Bahnkabel nach einem Brandanschlag

Stundenlang warten einige Menschen schon auf ihren Zug. Sie hoffen irgendwie anzukommen oder auf einen Platz beim Ersatzverkehr mit Bussen. Der fährt zwischen den Hauptbahnhöfen Duisburg und Düsseldorf sowie vom Duisburger Hbf zum Düsseldorfer Flughafen. Aber auch da scheint es Probleme zu geben. Zumindest berichten das Pendler in Duisburg.

Die S1 und der RE2 fahren wegen der Störung nur bis Duisburg Hauptbahnhof, nicht wie geplant bis Düsseldorf. Der RE3 fährt nur zwischen Gelsenkirchen und Oberhausen. Auch hier fällt die Teilstrecke bis Düsseldorf aus. Verschiedene weitere Regionalexpresslinien werden zwischen Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf umgeleitet, deshalb halten sie nicht am Düsseldorfer Flughafen.

Alternativ kann man zwischen Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf wohl auch die U 79 nutzen. Zwischen Düsseldorf Flughafen und Düsseldorf Hbf fährt außerdem die Buslinie 721.

Störungen im Fernverkehr

Die Verspätungsliste ist lang

Die Strecke zwischen Duisburg und Düsseldorf sei mit 700 bis 800 Verbindungen täglich eine der wichtigsten bundesweit, sagte ein Bahnsprecher. Die beschädigten Kabel sorgten außerdem für Störungen im Fernverkehr.

Betroffen seien die ICE-Linien nach Berlin und Frankfurt am Main ebenso wie die Verbindungen in Richtung Norddeutschland, Süddeutschland und in die Niederlande, teilte die Bahn mit. Es komme zu Umleitungen und Verspätungen. Außerdem werden einzelne Bahnhöfe nicht angefahren.

In Duisburg am Hauptbahnhof sei die Bahn bemüht Informationen raus zu geben, berichtet eine Pendlerin. „Es wird vieles durchgegeben, vieles auch noch ausgedruckt. Aber im letzten Augenblick wird vieles noch geändert.“ Sie hofft, Freitag noch in Berlin anzukommen.

Reparaturen sind kompliziert

Bahnstreckenchaos nach Sabotage

Die Bahn muss einige Meter Kabel reparieren. Fachleute arbeiten an der Strecke, allerdings ist das nicht ganz einfach. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) hat sich das vor Ort angeschaut bezeichnet die Reparaturen als „Sisyphusarbeit“, denn an der Stelle sind verschiedene Kabelstränge. Die müssen die Arbeiter auseinander halten.

Brandanschläge wurden vermutlich gleichzeitig verübt

Laut NRW-Innenministerium handelt es sich um eine vorsätzliche Tat mit einem Brandsatz. Auch die zweite Schadstelle ist den Erkenntnissen zufolge ein Brandanschlag. „Wir gehen davon aus, dass beide Anschläge gleichzeitig verübt wurden“, sagte ein Polizeisprecher.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte am Nachmittag, dass an beiden Stellen eine Vorrichtung für einen Schwelbrand eingebaut worden sei. Eine Gefahr für Leib und Leben habe aber nicht bestanden. Die Vorrichtungen und beschädigten Kupferkabel sind sichergestellt und werden aktuell von der Polizei auf Fingerabdrücke untersucht.

Staatsschutz ermittelt

Die Polizei geht von einem Sabotageakt aus, das bestätigte sie dem WDR. Auch Reul nennt es einen „Sabotageakt auf unsere Bahninfrastruktur“. Demnach ermitteln auch Staatsschutz und Verfassungsschutz. Denn auf der linken Plattform Indymedia reklamiert das linksextreme „Kommando Angry Birds“ die Tat für sich. In dem Schreiben wird die Bedeutung des Bahnverkehrs für die Wirtschaft hervorgehoben – gerade deshalb habe man ihn gestört. Die Polizei prüft nach eigenen Angaben die Echtheit des Bekennerschreibens und warnt vor möglichen Trittbrettfahrern.

NRW-Innenminister Reul: „militante Linksextremisten“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Bei Reul klingt es schon etwas eindeutiger. Er sagt, dass es wahrscheinlich „militante Linksextremisten“ waren. „Angry Birds“ sei keine feste Gruppe sondern eine „Mitmach-Kampagne“, bei der sich fremde Menschen übers Internet zusammenschließen. Das mache die Ermittlungen schwieriger. Schon in der Vergangenheit hat „Angry Birds“ Anschläge auf Ziele im Verkehrs- und Energiebereich verübt.

Wir können und werden nicht akzeptieren, dass sich irgendwelche Chaoten an unseren Schienen zu schaffen machen.

Herbert Reul (CDU), NRW-Innenminister

So könnten Bahnstrecken geschützt werden

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) an der Sabotagestelle

Für Reul ist klar: Die Täter müssen ausfindig gemacht und bestraft werden. Das soll zukünftige Saboteure abschrecken. Auch Krischer ist überzeugt, dass die Strafbehörden alles unternehmen müssen, um die Verantwortlichen zu finden. Krischer meint aber auch, dass Bahngleise nicht durch Zäune geschützt werden können. Kriminelle fänden immer einen Weg. Deshalb setzt er auf die Digitalisierung. In Zukunft würden die Kabel-Angriffspunkte für Saboteure nicht mehr da sein. Denn moderne, digitale Systeme können Signale umleiten, wenn es zu Schäden kommt.

Unsere Quellen:

  • zuginfo.nrw
  • Polizei Düsseldorf
  • NRW-Innenministerium
  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Reporter am Duisburger Hauptbahnhof
  • NRW-Innenminister Herbert Reul
  • NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne)

Westdeutscher Rundfunk