Am Düsseldorfer Hauptbahnhof herrschte auch am Freitag noch eine Ausnahmesituation. Der Zugverkehr war weiterhin massiv eingeschränkt, nachdem noch ein zweiter Anschlagsort auf der Strecke nach Duisburg entdeckt worden war und sich weitere Reparaturen anschlossen. Mit Störungen rechnete die Bahn bis zum Betriebsbeginn am Samstag.

Am Freitag spielten sich am Hauptbahnhof Szenen wie diese ab: „Wir sind heute Morgen in …“ – doch weiter kam der ältere Herr nicht, da zeigte seine Frau auf die große Anzeigetafel und rief: „Da, Gleis fünf in fünf Minuten.“ Die beiden eilten los, um ihren Zug zu bekommen.

Ein Chaos blieb am Hauptbahnhof zwar aus, aber die Auswirkungen waren dennoch enorm. Die große Abfahrttafel in der Haupthalle des Bahnhofs zeigte am Vormittag bei nahezu jedem Zug eine Verspätung an, nicht selten von 40 oder 50 Minuten. Die Schlangen vor dem Infoschalter und dem Reisezentrum waren lang. Eine Bahnmitarbeiterin, die Leuten an ihrem Smartphone immer und immer wieder Verbindungen heraussuchte, murmelte einigermaßen genervt. „Ich bin eigentlich schon reif für den Feierabend.“

Deutlich mehr Reisende als sonst eilten zudem etwas planlos durch den Bahnhof – in der Hoffnung, doch noch einen Zug in die richtige Richtung zu erwischen. Sandra und Miriam waren auf dem Weg nach München. Ihr ICE war kurzfristig gestrichen worden, nicht wegen der Probleme an der Strecke, er war einfach defekt. „Sehr witzig, das jetzt auch noch“, sagte eine der beiden Freundinnen. Immerhin wurde ein Ersatzzug genannt. Doch auch das brachte Wartezeiten mit sich.

Eher begeistert war Familie Park. Sie war auf dem Weg zum Flughafen und hatte festgestellt, dass das wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist, als gedacht. „Die S6 und die S11 fahren direkt ins Terminal“, sagt Vater Do-yun. Tatsächlich war auch nur die Verbindung zum Fernbahnhof am Flughafen gesperrt, also ein Problem für Reisende aus Richtung Duisburg.

Nachdem am Donnerstag in der Nähe des Bahnhofs Kalkum ein Brandanschlag auf Kabel entdeckt worden war, liefen die Reparaturen auf Hochtouren. „Die Kollegen haben die Nacht durchgearbeitet“, sagte Stefan Deffner, Bahnsprecher in Düsseldorf, am Freitag. Doch bei der anschließenden Prüfung wurde festgestellt, dass die Signalübermittlung nicht funktionierte. „Nach kurzer Suche wurde eine zweite Schadstelle entdeckt, auch dort sind die Kabel beschädigt worden.“ Man stehe also quasi wieder am Anfang, sagte Deffner.

Der zweite Tatort lag knapp zwei Kilometer weiter nördlich in Angermund. Eine Sprecherin der Polizei bestätigte das. „Streng genommen ist es jedoch kein zweiter Anschlag, sondern ein Anschlag mit zwei Tatorten.“ Man gehe davon aus, dass beide Anschläge gleichzeitig verübt wurden.

Zum zweiten Tatort rückten die Ermittler der Polizei dann am Freitagmorgen aus. Die Brandexperten wurden von Spezialisten für die Kriminaltechnische Untersuchung (KTU) unterstützt. Da sich rasch herausstellte, dass es sich um einen mutwillig gelegten Brand handelte und ein Bekennerschreiben offenbar aus der linksextremistischen Szene stammend auftauchte, wurde der Staatsschutz eingeschaltet.

Ob es am Freitagnachmittag bereits erste Hinweise auf die Täter gab, wollte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage unserer Redaktion mit Verweis auf die Ermittlungstaktik nicht sagen. Auch zum genauen Vorgehen der Täter machte eine Sprecherin keine Angaben.

Auf Nachfrage unserer Redaktion zu Sicherheitsmaßnahmen in Düsseldorf verwies die Bahn auf mehr technische Vorkehrungen. Dabei kämen mobile und stationäre Videotechnik zum Einsatz, Trittschallsensoren und Wärmebildkameras. Deffner sagt: „Ziel ist es, weitläufige Bahnanlagen, Bahnhöfe sowie Gleis- und Abstellanlagen zu überwachen.“ So setze die DB an Strecken und Abstellanlagen Wärmebildkameras ein, um zu erkennen, ob sich dort unbefugte Personen aufhielten. Zudem überfliege die Bahn regelmäßig etwa die Schnellfahrstrecken Köln-Aachen und Köln-Frankfurt/Main mit Drohnen.

Für eine weniger anfällige Infrastruktur sollen zudem zusätzliche Kabelverbindungen aufgebaut werden, die unabhängig sind und beim Ausfall eines Strangs dessen Aufgabe übernehmen können.