Nicht nur in Brandenburg, auch in den USA gibt es eine Stadt mit dem Namen Oranienburg – zumindest fast: Orangeburg. Die Namensähnlichkeit ist kein Zufall.
02. August 2025 um 06:00 UhrOranienburg
Ein Artikel von
Kai Wielert
Orangeburg ist die kleine Schwester Oranienburgs in den USA. Was die Städte gemeinsam haben und wo sie sich unterscheiden.
pixabay@lividrhino, Soeren Stache/dpa, Kai Wielert Zusammenfassung Neu
- Oranienburg (Deutschland) und Orangeburg (USA) verbindet eine königliche Namensgeschichte.
- Orangeburg wurde 1735 von deutsch-schweizerischen Siedlern gegründet, zuerst „Orangeburgh“ genannt.
- Beide Städte sind nach Mitgliedern des Hauses Oranien benannt, verwandt über Louise Henriette.
- Orangeburg spielte eine Schlüsselrolle in der US-Bürgerrechtsbewegung, z. B. Proteste 1968.
- Sehenswürdigkeiten: Oranienburgs Schlossmuseum, Orangeburgs Edisto Memorial Garden.
Die Zusammenfassung wurde durch künstliche Intelligenz erstellt.
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Oranienburg – eine Kleinstadt im Osten des Landes, Verwaltungssitz eines Landkreises und benannt nach der Herrscherdynastie des niederländischen Königshauses. So weit, so bekannt. Doch diese Beschreibung trifft nicht nur auf die Stadt im Norden Berlins zu.
Rund 7300 Kilometer Luftlinie entfernt, in South Carolina, einem Bundesstaat an der Ostküste Amerikas, liegt die Stadt Orangeburg im gleichnamigen County (vergleichbar mit einem Landkreis). Rund 13.000 Menschen leben dort laut des letzten Zensus im Jahr 2020. Ein gutes Stück weniger als die 50.000 Einwohner in Oranienburg.
Orangeburg und Oranienburg: Nicht nur im Namen geeint
In Orangeburg leben hauptsächlich Afroamerikaner. Laut Zensus machen sie 74 Prozent der Bevölkerung aus. Hinzu kommen 23 Prozent weiße Amerikaner und drei Prozent anderer Ethnien. In der Enzyklopädie der University of South Carolina wird erklärt, dass diese Struktur vor allem auf die Sklavenzeit zurückzuführen ist, da in der Region besonders viel Baumwolle angebaut wurde. Diese wurde im 19. Jahrhundert von afroamerikanischen Sklaven geerntet.
Mitte des 20. Jahrhunderts war Orangeburg das Zentrum der Gleichberechtigungsbewegung für Afroamerikaner in South Carolina. Insbesondere die Studierenden der South Carolina State University, damals einer Bildungseinrichtung ausschließlich für schwarze Menschen, haben in großen Protesten gegen die Rassentrennung demonstriert. 1968 ermordeten Polizisten bei einem solcher Aufstände drei Studenten und verletzten 27 zum Teil schwer.
Heute ist Orangeburg eine feste demokratische Stadt. 2024 stimmten hier mehr als 60 Prozent für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, obwohl sie in den restlichen USA mit Abstand gegen Donald Trump verlor. 2007 wurde in der Stadt die erste Debatte der demokratischen Präsidentschaftskandidaten veranstaltet. Auch anwesend: der spätere erste schwarze Präsident Barack Obama.
Aber warum tragen die beiden Städte (zumindest fast) den gleichen Namen? Das liegt an den Namensgebern. Kurze Erinnerung: Oranienburg bekam seinen Namen durch die Frau des preußischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. 1650 schenkte er Louise Henriette von Oranien-Nassau die Domäne Bötzow, die nach dem Bau des gleichnamigen Schlosses zu Oranienburg umgetauft wurde.
Hier liegen Oranienburg und Orangeburg:
Die frühe Geschichte der US-Stadt Orangeburg erläutert der dort lebende Zahnarzt, Fotograf und Historiker Gene Atkinson auf Nachfrage: „Die Stadt wurde als eines von elf Townships im Hinterland von Carolina gegründet.“ Townships sind Gebietskörperschaften in Bundesstaaten der USA, die wie Countys am ehesten vergleichbar sind mit Landkreisen.
Ursprünglich hieß die Stadt „Orangeburgh“ – aufgrund des Einflusses deutscher Siedler in der Region. „In den Jahren 1735, 1736 und 1737 kamen mehrere Gruppen von deutsch-schweizerischen Siedlern hierher“, so Atkinson. In der ersten Gruppe 1735 waren es etwa 220 Siedler.
Jedes Familienoberhaupt habe damals ein Grundstück in der Stadt erhalten und rund 20 Hektar Land im Umland für jedes Familienmitglied. Damit sollte der bereits bestehende Fellhandel mit den Ureinwohnern Amerikas gefördert werden. „Das ‚h‘ wurde 1868 aus dem Stadtnamen entfernt und in Orangeburg umbenannt“, so der Historiker.
Benannt wurde die Stadt in der damaligen britischen Kolonie nach einem Mitglied des Königshauses: „Orangeburg, South Carolina, wurde nach Wilhelm, Prinz von Oranien, dem Ehemann von Prinzessin Anne, die Tochter von König George II. von England benannt.“
Gekannt haben sich Louise Henriette und Wilhelm IV. nicht. Die Namensvetterin von Oranienburg starb 1667, fast ein halbes Jahrhundert bevor Wilhelm 1711 geboren wurde. Verwandt waren sie, wie in Adelsfamilien damals nicht unüblich, auf mehrere Weisen.
Gleich zwei Schwestern von Louise sind Urgroßmütter von Wilhelm. Das macht sie zu seiner Urgroßtante. Die Kinder beider Schwestern haben geheiratet und Johann Wilhelm Friso geboren, der als Stammvater der jüngeren Oranien-Nassau Linie gilt. Nach seinem Sohn Wilhelm Carl Heinrich Friso, Prinz von Oranien, wurde Orangeburg in den USA schließlich benannt.
So sind Luise Henriette und Wilhelm IV verwandt:
Luise Henriette ist die Urgroßtante von WIlhelm IV. Beiden ist eine Stadt gewipmet – am jeweils anderen Ende der Welt.
Kai Wielert
Wollen Oranienburger die Schwesterstadt einmal besuchen, können sie zum Beispiel vom Frankfurter Flughafen nach Dulles in Virginia fliegen und dort in einen Flug nach Columbia, Hauptstadt von South Carolina, umsteigen. Von dort sind es noch etwa 50 Minuten mit dem Auto – eine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es laut dem Routenplaner von Google Maps nicht.
In den USA ist das nicht unüblich, einen gut ausgebauten Nahverkehr gibt es eigentlich nur innerhalb der großen Metropolen. Oranienburg ist stattdessen mit seinem Fernbahnhof – meistens – ohne Probleme autofrei zu erreichen.
Trotz der vergleichsweise geringen Einwohnerzahl gibt es ein paar Sachen zu sehen in Orangeburg. Da wäre zum Beispiel eine der drei Universitäten der Stadt, die 1896 gegründete South Carolina State University. Auf dem großen Campus sind zum Teil noch Gebäude von der Gründung erhalten.
13.000 Einwohner und drei Universitäten? Davon kann Oranienburg nur träumen. Zwar stehen in der naheliegenden Hauptstadt einige Universitäten und Hochschulen zur Verfügung, die Stadt selbst ist mit lediglich einer Polizeihochschule nicht gut mit höherer Bildung versorgt.
Für Geschichtsfanatiker lohnt sich das „Cecil Williams South Carolina Civil Rights Museum“. Der 1937 geborene Fotojournalist hat die Bürgerrechtsbewegung in der Stadt als Afroamerikaner hautnah erlebt und dokumentiert. In dem Museum sind seine Werke ausgestellt.
In Oranienburg wiederum gibt es die Gedenkstätte Sachsenhausen als Teil der dunklen Geschichte Deutschlands sowie das Schlossmuseum und das kindergerechte Regionalmuseum mit Heimatgeschichte.
Zuletzt wirbt die US-Schwester mit dem Edisto Memorial Garden, einer riesigen Gartenanlage, gelegen am Fluss Edisto, die besonders für ihre vielen verschiedenen Rosen bekannt ist. Seit 1920 wird die Gartenanlage mitten in der Stadt gepflegt. Der Eintritt ist übrigens – im Gegensatz zum Oranienburger Schlosspark – frei.