Stand: 02.08.2025 08:48 Uhr
Holstein Kiel startet heute beim SC Paderborn in die neue Zweitliga-Saison. Für die KSV wird es darum gehen, schnell wieder in der Liga Fuß zu fassen. Ein automatischer Aufstiegsaspirant sind die „Störche“ nicht, wie auch die Daten zeigen.
Aller Anfang ist schwer, heißt es. Und erst recht mag das für aller Wiederanfang gelten – zumindest, wenn man auf viele Bundesliga-Absteiger der vergangenen Jahre und ihren (Neu-)Start in der 2. Liga schaut. Denn ganz gleich ob vor sieben Jahren der HSV oder in der Zwischenzeit Fortuna Düsseldorf, Hannover 96, Hertha BSC oder der SC Paderborn: Sie alle taten sich – oder tun sich noch – schwer, das Unterhaus wieder nach oben zu verlassen.
„Störche“ mit deutlich verändertem Kader
Nun wird Holstein Kiel als einer der beiden Absteiger der Vorsaison am heutigen Sonnabend (13 Uhr, im NDR Livecenter) in Paderborn in eben dieses „Projekt“ starten. Und das mit einer Mannschaft, deren Gesicht ein deutlich anderes ist als in der Vorsaison in der Beletage.
Den Abgängen von Stammspielern wie Shuto Machino (zu Mönchengladbach), Nicolai Remberg (zum HSV) oder Timo Becker (Schalke 04) stehen unter anderem die Zugänge Stefan Schwab, Jonas Therkelsen, Kasper Davidsen und Mladen Cvjetinovic gegenüber.
Alle Zu- und Abgänge der norddeutschen Fußball-Zweitligisten Kiel, Hannover 96 und Eintracht Braunschweig in der Saison 2025/2026 im Überblick.
Trainer Rapp „sehr zufrieden“
„Ich weiß, in welchen Sphären wir uns bewegen, aber ich bin sehr zufrieden mit unserem Kader“, sagt Trainer Marcel Rapp. Sport-Geschäftsführer Olaf Rebbe ergänzt: „Wir vertrauen dieser Mannschaft und sind überzeugt, dass unser neuer Kapitän Steven (Steven Skrzybski, d.Red.) gemeinsam mit seinen Vertretern das Team hervorragend führen und weiter zu einer Einheit formen wird.“
Allerdings: Die Mannschaft um den Routinier gehört, so die Analyse der Experten des Global Soccer Networks (GSN), den Daten nach zwar „in die obere Tabellenhälfte“ der 2. Liga. Sie habe aber vom Leistungsvermögen „im Vergleich zu den absoluten Topteams wie Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC oder Hannover 96 einen moderaten Abstand“. Bedeutet: Der GSN-Index liegt mit 59,41 knapp einen Punkt über dem Ligadurchschnitt (58,42), allerdings eben auch einen Zähler hinter der Spitze.
Der GSN-Index ist ein Bewertungssystem zur Messung der Kaderqualität. In seine Berechnung fließen Faktoren wie Spielerleistung, Marktwertentwicklung, Erfahrung, Alter, Spielzeit, Potenzial und Wettbewerbsniveau ein. So entsteht ein objektives Abbild der Leistungsfähigkeit eines Teams im Vergleich zum Ligadurchschnitt.
KSV für Experte Terodde einer der Aufstiegsanwärter
Eine Analyse, die sich mit Aussagen von Trainer Rapp („Andere Vereine haben deutlich mehr Geld und wollen aufsteigen“) oder Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde deckt. Der sieht zwar „nicht den einen“ Aufstiegsfavoriten, findet aber: „Hertha BSC sticht vielleicht ein bisschen raus.“ Der 37-Jährige glaubt, dass die Liga nach den Aufstiegen seiner Ex-Clubs HSV und Köln „definitiv ausgeglichener“ werde.
Holstein Kiel nennt er als einen der Anwärter. Für die GSN-Analysten hat die KSV trotz der relativ großen Veränderungen „einen leistungsstarken, gut strukturierten Kader, der im Ligavergleich wettbewerbsfähig, aber nicht dominierend ist“.
Kiel weiter im gewohnten System
Rapp wird, davon gehen die Experten aus, auch weiterhin im 3-4-1-2- beziehungsweise im 3-5-2-System spielen lassen. Die Formationen stehen für zentrale Kompaktheit, breites Flügelspiel sowie eine Doppelspitze. Weiterhin eines der Kernmerkmale des KSV-Spiels: gezieltes Umschalten nach Ballgewinnen.
„Andere Clubs sind Favorit. Dahinter sehen wir uns.“
KSV-Trainer Marcel Rapp
Herausforderungen hat der Coach unter anderem in der Kadergröße zu meistern. Die bietet ihm mit – Stand jetzt – 33 Profis zwar eine große Tiefe, die hohe Anzahl an Spielern erschwert aber Homogenität und Rollenbindung und wird Rapp auch in kommunikativer Hinsicht als Moderator fordern.
Torhüterentscheidung noch offen
Und er wird in dieser Rolle noch vor dem Saisonstart gefordert sein, wenn es darum geht, sich auf eine Nummer eins im Tor festzulegen. Um den Platz zwischen den Pfosten der „Störche“ kämpfen Zugang Jonas Krumrey (RB Salzburg) und Timon Weiner. „Wir reden von zwei Torhütern, die beide berechtigt sind zu spielen“, sagte Rapp. Der 46-Jährige hätte keine „Bauchschmerzen, jeden spielen zu lassen. Von dem her hat man die Qual der Wahl. Das ist was Schönes, aber zum Schluss kann halt leider nur einer spielen und das werden wir den Jungs mitteilen.“
Von ihrer Qualität sind sie an der Förde – nicht zu Unrecht – überzeugt und doch wird das Gelingen der Saison auch davon abhängen, wie die (Rück-)Umstellung auf die 2. Liga nach der einjährigen Bundesliga-Stippvisite vonstatten geht.
Der Zweitligist absolviert sein Trainingslager in den USA. Die KSV-Profis schwitzen auf dem Rasen und erleben abseits davon einiges.
Kiel kann „ernstzunehmender Konkurrent“ oben sein
Für die Analysten des Global Soccer Networks ist „das Aufstiegsrennen nicht ausgeschlossen, aber von hoher interner Konstanz und Spielglück abhängig“. Dazu gehört insbesondere eine dauerhaft gute Leistung auf der Position hinter den Spitzen. Denn während die defensive Grundstruktur gut sei, ist die KSV in der Offensive ihrer Meinung nach „stark von der Form einzelner Spieler abhängig“.
- Trainer Marcel Rapp gelingt die Stabilisierung nach dem Abstieg
- Der Kader bleibt verletzungsfrei, besonders auf der zentralen Achse
- Die Zehnerposition erzeugt konstant offensive Bindung
- Ergebnis: Holstein Kiel spielt um Platz drei mit, greift bei Schwäche der Topteams in das Aufstiegsrennen ein
- Mangelnde Konstanz bei defensivem Druck
- Strukturprobleme bei schnellem Rückstand oder Spielkontrollverlust
- Defizite in Tiefe und Kreativität der zweiten Reihe
- Ergebnis: Platz neun bis elf, verpasste Zielsetzung trotz guter Kaderbasis
Gelingt hier aber „die Feinabstimmung, kann Holstein Kiel ein ernstzunehmender Konkurrent im oberen Tabellendrittel werden“. So langfristig denke er „jetzt noch nicht“, sagt Neu-Kapitän Skrzybski: „Ich freue mich erstmal, dass es wieder losgeht.“ Und aller Anfang oder Wiederanfang ist ja bekanntlich schwer genug.
Mögliche Aufstellungen:
Paderborn: Seimen – Hoffmeier, Scheller, Brackelmann – Curda, Hansen, Klaas, Obermair – Bätzner, Bilibija
Kiel: Weiner – Cvjetinovic, Zec, Ivezic – Porath, Davidsen, Schwab, Tolkin – Bernhardsson, Therkelsen, Skrzybski
Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.
Am Freitag hat die DFL die Spielpläne für die Zweitliga-Saison 2025/2026 veröffentlicht, die am ersten August-Wochenende startet.