Am 6. Juli 2019 fiel in Baku der Hammerschlag – Augsburg ist UNESCO-Welterbe! Wenn wir sehen, wie derzeit die Schlossbauten von Ludwig dem Zweiten als UNESCO-Welterbe gefeiert werden, kann man ermessen, welche Bedeutung dieser Titel für uns und unsere Stadt hat.
Ausgezeichnet wurde unser historisches Wassermanagement-System – eine weltweit einzigartige urbane Wasserlandschaft, die über 800 Jahre Stadtgeschichte mit Wasser dokumentiert. 22 beeindruckende Objekte – von mittelalterlichen Kanälen über Renaissance-Brunnen bis zu Kraftwerken – zeugen vom Erfindergeist und der technischen Meisterleistung, mit der Augsburg zum Vorreiter im Wasserbau wurde. Unser Erbe steht für Innovation, Ingenieurskunst, Kunst, Ästhetik und gelebte Nachhaltigkeit – und ist weltweit einzigartig. Wir Augsburger*innen sind stolz darauf.
Die Wassertürme am Roten Tor zeigen, wie seit dem Mittelalter Brauch- und Trinkwasser technisch raffiniert getrennt wurden. Die prachtvollen Monumentalbrunnen der Renaissance beweisen, wie sehr Funktion und Ästhetik in Augsburg eine Einheit bilden.
Auftrag: Schützen, erhalten, vermitteln
Mit dem Welterbe-Titel geht Verantwortung einher: Die UNESCO hat den außergewöhnlichen Wert unseres Systems anerkannt – wir sind verpflichtet, es zu bewahren und zu vermitteln. Das heißt: Wir erhalten Brunnen, Kanäle und Bauwerke, entwickeln das System nachhaltig weiter und machen seine Bedeutung sichtbar. In Führungen, Ausstellungen und Schulprojekten zeigen wir, wie kostbar sauberes Wasser ist – und dass Augsburg diesen Schatz seit Jahrhunderten nachhaltig nutzt.
Unsere Welterbestätte beweist, wie verantwortungsvolles Handeln eine Stadt prägen kann. Dieses Wissen geben wir weiter – mit Infostelen, digitalen Angeboten und Bildungsformaten. Das Motto des diesjährigen UNESCO-Welterbetags »Vermitteln, verbinden, begeistern« passt daher auch zu unserem Welterbe. Denn unser Wassererbe ist nicht nur historisch. Es bietet Antworten auf zentrale Zukunftsfragen. Dies wird nirgendwo deutlicher als an der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen am Eiskanal.
Im Netzwerk des Welterbes
Unser Welterbe-Büro versteht sich als Plattform, die Akteur*innen zum Thema Welterbe zusammenbringt. In Augsburg arbeiten wir u. a. mit Stadtwerken, Museen, Schulen und Vereinen zusammen. Gleichzeitig vernetzen wir uns überregional – auf bayerischer Ebene, bundesweit, international. Ein Beispiel: der neu gegründete Bundesverband Industriekultur, in dem Augsburg Gründungsmitglied ist. Warum? Weil zwölf der 22 Welterbe-Objekte industriekulturell sind – darunter zehn Wasserkraftwerke, das Wasserwerk am Hochablass von 1879 und das Hochablass-Wehr von 1912. Diese Bauwerke erzählen die Geschichte der Industrialisierung als Teil unserer Wassertradition.
Im Austausch mit anderen Welterbestätten teilen wir Wissen, bündeln Kräfte und schaffen neue Chancen – auch für Förderungen oder politische Sichtbarkeit. Ein starkes Netzwerk lässt Augsburgs Wassererbe weit über die Stadtgrenzen hinauswirken.
Weltwasserwoche & Water and Sound Festival
Unser Ziel ist es, das Wassererbe lebendig und erfahrbar zu machen – besonders für Kinder und Jugendliche. Deshalb haben wir rund um den Weltwassertag am 22. März die »Weltwasserwoche« ins Leben gerufen. Ein Tag reicht uns nicht – unser Wasser verdient eine Woche voller Aktionen: Führungen, Workshops, Schulprojekte, Fahrradtouren und Mitmachformate, die Spaß machen und zugleich Wissen vermitteln.
Ein weiteres Highlight: das Water and Sound Festival, das unser Kulturreferat gemeinsam mit dem Kulturamt und dem UNESCO-Welterbe-Büro seit einigen Jahren gestaltet. Dieses Jahr verbindet es unter dem Motto »Rivers« Musik, Kunst und Nachhaltigkeit – und rückt die Bedeutung von Flüssen weltweit in den Fokus. Internationale Künstler*innen bringen an unseren Wasserorten – vom Kuhsee bis zum Parktheater – Klänge aus aller Welt zum Klingen. Führungen, Performances und Diskussionen verknüpfen Geschichte, Technik und Gegenwart zu einem sinnlichen Erlebnis.
Für mich persönlich ist es zutiefst berührend zu sehen, wie unsere historischen Wasserorte zum Leben erwachen: Tagsüber erleben Besucher*innen die technischen Raffinessen der alten Anlagen, abends lauschen sie globalen Sounds – alles im Zeichen des Wassers. Dieses Festival zeigt, wie Kultur, Ökologie und Gemeinschaft an unseren Wasserorten zusammenkommen.
Zukunft: Verantwortung und Vision
Unser Ziel ist klar: Wir wollen Augsburgs Wasser-Geschichte weitertragen. Die Weltwasserwoche soll fester Bestandteil im städtischen Kalender werden. Das Water and Sound Festival soll wachsen – als kreatives, internationales Schaufenster unserer Wasserwelt. Denn Wasser ist Geschichte, Identität, Zukunft.
Der Welterbe-Titel ist Ehre und Verantwortung zugleich – und wir nehmen diese Aufgabe mit Herz und Verstand an. Gemeinsam, in Augsburg und im internationalen Austausch, setzen wir uns dafür ein, dass unser Wasser-Welterbe geschützt, nachhaltig genutzt und begeistert vermittelt wird.
Denn Wasser ist Leben – gestern, heute und morgen.
Jürgen Enninger – Welterbereferent der Stadt Augsburg