Mehrere Tausend Menschen aus dem „Querdenken“-Spektrum haben sich nach Polizei-Angaben für eine Demonstration im Berliner Stadtzentrum versammelt. In der Spitze waren 3600 Teilnehmende anwesend, teilte eine Polizeisprecherin am Abend mit.

Unter dem Motto „Frieden und Freiheit“ ging der Umzug vom Brandenburger Tor durch die historische Berliner Mitte und zurück. Die Teilnehmer schwenkten Fahnen mit Friedenstauben sowie Deutschland- und Palästinaflaggen. Unter den Teilnehmern war auch der zur Szene gehörende Dramaturg Anselm Lenz.

Gleich mehrere Gruppen hatten zu Demonstrationen gegen den Aufmarsch aufgerufen. Die größte davon mit dem Titel „Kein Platz für rechte Propaganda“ zog Polizeiangaben zufolge mit rund 600 Teilnehmern gegen Mittag vom Neptunbrunnen am Roten Rathaus in Richtung Potsdamer Platz.

Auch der „Adenauer SRP+“, ein Lautsprecherbus der Gruppierung „Zentrum für politische Schönheit“, wurde auf einer Gegenkundgebung eingesetzt. Wegen einer Überschreitung der zulässigen Lautstärke sei ein Beamter verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der Polizist musste den Dienst beenden und wurde im Krankenhaus behandelt.

Polizist wegen Lautsprecherbus im Krankenhaus

Der Lautsprecherbus wurde von der Gruppierung zuletzt dafür eingesetzt, das ZDF-Sommerinterview mit Alice Weidel im Regierungsviertel zu stören. „Wir wünschen dem Kollegen, der heute durch die Dezibel-Überschreitung des Adenauer SRP+ verletzte wurde, alles Gute“, sagte Stephan Weh, Landeschef der Berliner der Gewerkschaft der Polizei, am Sonntag. So kreativ der Bus wirken mag, werde er immer wieder zu Aktionen eingesetzt, bei denen Polizisten Grenzübertretungen erlebten, die nicht zu tolerieren seien. „Die Lautsprecheranlage bewegt sich grundsätzlich außerhalb des Zulässigen“, sagte Weh.

Die „Querdenken“-Bewegung erlangte Bekanntheit durch großangelegte Proteste während der Corona-Pandemie. Die Demonstrationen richteten sich gegen die politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Zur Gruppierung gehören Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und rechte Aktivisten. 

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Offen blieb, ob „Querdenken“-Gründer Michael Ballweg zur Demonstration in Berlin kommen würde. Ein Betrugsprozess gegen ihn war am Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart mit einem Freispruch in wesentlichen Punkten zu Ende gegangen. (dpa)