Siegen. Lesen eröffnet neue Welten – gerade für Kinder. Kinderbuchexpertin Dr. Jana Mikota von der Universität Siegen empfiehlt fünf aktuelle Titel, die zum Nachdenken, Staunen und Mitfühlen einladen.
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Sie erzählen von besonderen Freundschaften, schwierigen Lebenssituationen, neuen Anfängen und dem Umgang mit Trauer. Alle Bücher bieten sowohl spannende als auch berührende Geschichten für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen.
Heinz Janisch & Michael Roher: Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken
Heinz Janisch (Text) & Michael Roher (Ill.): Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken.
Hannah Brücker (Text & Ill.): Kolossale Katastrophen.
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete. Die wahre Geschichte der Familie Mandil.
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine.
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung.
Quelle: Verlag
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Worum geht es?
Die Anfänge eines Romans oder einer Geschichte sind wichtig, entscheiden oft darüber, ob man weiterliest oder das Buch beiseitelegt. Aber auch im Leben sind Anfänge kostbar, denn man hofft und alles scheint möglich zu sein. Das gilt für die Literatur ebenso. Doch was passiert, wenn man im Buch nur Anfänge findet und die Geschichte fehlt?
Dieses Experiment wagen Heinz Janisch und Michael Roher in ihrem Band Das Buch der Anfänge und schon nach zwei Seiten ahnt man, dass das Experiment mehr als nur gelungen ist.
„Plötzlich lief der BAUM davon.“, ist der erste Anfangssatz, dem man begegnet. In blauer Schrift, der Baum in Großbuchstaben markiert, der Hintergrund in sepiafarben. Der Satz löst Gedanken, Assoziation und den Wunsch, der Geschichte zu folgen.
Warum ist das Buch besonders?
Doch Janisch öffnet nur die Tür zur literarischen Welt, die Lesenden selbst werden ermuntert, zu überlegen und sich ihre Geschichte auszudenken. Janisch, der als Meister der Kurzform gilt, übertrifft sich mit den Anfängen selbst und zeigt, wie wichtig diese sind. „Der Lärm liebte die Stille, das war schwierig.“ ist ein weiterer Anfang, der jedoch von Michael auf einer Doppelseite interpretiert wurde.
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Man sieht warme Rottöne, Möbelstücke und eine Figur, die selbstvergessen tanzt. Satz und Bild lassen Deutungsspielräume zu, denn Text und Bild werfen Fragen auf. Der Künstler illustriert klug Janischs Sätze, wobei 16 der Anfänge visuell dargestellt werden.
Ähnlich wie Janisch lädt auch Roher die Betrachter*innen einlädt, seine Kunstwelten zu betreten und mit den Figuren ins Gespräch zu kommen. Sätze und Bilder fließen ineinander, man blickt erstaunt, was aus einem Satz werden kann.
Ein mutiges Buch, das sich Altersgrenzen widersetzt und mit den Anfängen die Welt der Geschichten feiert! Denn auch die Fantasie braucht immer wieder neue Herausforderungen!
Wien: Tyrolia 2025. 72 Seiten. 18,00 Euro. Ab 5 Jahren. ISBN 978-3-7022-4312-8
Hannah Brückner: Kolossale KatastrophenWorum geht es?
Heinz Janisch (Text) & Michael Roher (Ill.): Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken.
Hannah Brücker (Text & Ill.): Kolossale Katastrophen.
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete. Die wahre Geschichte der Familie Mandil.
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine.
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung.
Quelle: Verlag
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Donnerstagnachmittag kurz vor dem Feierabend im Museum passiert die große Katastrophe: Juri besucht mit seinem Vater die Ausstellung und schaut sich die unterschiedlichen Dinosaurier an.
Doch plötzlich taucht ein Wellensittich auf, der am frühen Abend immer seine Runden fliegt. Nichtsahnend, dass Juri Angst vor Vögeln hat, fliegt er zu ihm und vor Schreck fällt der Junge auf das riesige Skelett eines Dinosauriers. Und schon ist sie da, die kolossale Katastrophe. Alle schauen erschrocken zu und das Skelett zerfällt in seine Einzelteile. Juri schaut erschrocken und wird vom Vater getröstet.
Er atmet aus und ein, bittet dann die anderen Besucher:innen um Hilfe und gemeinsam bauen sie das Skelett wieder auf. Während sie die Knochen zusammenstellen, erzählen sie von ihren persönlichen Missgeschicken und trösten so den Jungen. Am Freitagmorgen ist alles wie immer und alle verlassen müde, aber zufrieden das Museum.
Warum ist das Buch besonders?
Mit viel Witz und Empathie erzählt der Text Juris Geschichte, die von leichten Zeichnungen in zarten, monochromen Farben begleitet wird.
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Dabei dominieren die Bilder die Doppelseiten, die voller Details sind und eine vielfältige Besucher:innen zeigen, die es visuell zu entdecken gilt. Hannah Brückner ist eine wunderbare Geschichte gelungen, die von einem Miteinander erzählt und Lösungswege zeigt.
Zürich: NordSüd Verlag 2025. 40 Seiten. 18,00 Euro. Ab 4 Jahren. ISBN 978-3-314-10716-0
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete
Heinz Janisch (Text) & Michael Roher (Ill.): Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken.
Hannah Brücker (Text & Ill.): Kolossale Katastrophen.
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete. Die wahre Geschichte der Familie Mandil.
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine.
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung.
Quelle: Verlag
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Worum geht es?
Gavra Mandil wächst in Novi Sad in einer Familie von Fotografen auf. Er genießt eine glückliche Kindheit, die jäh mit dem Einmarsch der deutschen Armee in Jugoslawien endet.
Das Leben ändert sich für die jüdische Familie, die die Besetzung des Landes in Belgrad erleben muss. Sie haben dort Verwandte besucht, dürfen nicht mehr nach Hause und den Eltern ist bewusst, dass sie flüchten müssen. Ihnen gelingt es gefälschte Papiere zu bekommen.
Die Kinder müssen sich neue Namen merken und dürfen niemandem sagen, dass sie eine jüdische Familie sind. Gavra spürt die Ängste im Zug Richtung Italien. Als sie kontrolliert werden, misstraut ihnen ein deutscher Soldat und erst ein Familienbild, das sie dem misstrauischen deutschen Soldaten zeigen, ermöglicht ihnen die Weiterfahrt. Sie gelangen nach Italien und von dort nach Albanien. Hier versteckt sie eine muslimische Familie.
Warum ist das Buch besonders?
Die Geschichte wird aus der Perspektive des fünfjährigen Gavra erzählt, der nicht alles versteht und seine Umwelt beschreibt. Gerade diese Darstellung sowie die einfache und klare Sprache ermöglicht es mit Kindern über die Shoah zu sprechen, denn Gavras Geschichte erzählt auch vom Überleben und der Hilfsbereitschaft einzelner Menschen. Es eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, wovon das Nachwort berichtet.
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Begleitet wird die Geschichte von vielen Originalfotos sowie von Schwarz-Illustrationen der Künstlerin Isabel Kreitz. Die Familie geht nach 1945 nach Israel, führt ein Fotostudio und Gavra übt später den Beruf des Fotografen aus.
Er setzte sich dafür ein, dass die albanische Familie, die ihnen Unterstützung zukommen ließ, in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2022 wurde das Buch mit dem renommierten Yad Vashem Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.
Mit Illustrationen von Isabel Kreitz. Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer. Berlin: Insel Verlag 2025. 125 Seiten. 15,00 Euro. Ab 9 Jahren. ISBN 978-3-458-64493-4
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine
Heinz Janisch (Text) & Michael Roher (Ill.): Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken.
Hannah Brücker (Text & Ill.): Kolossale Katastrophen.
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete. Die wahre Geschichte der Familie Mandil.
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine.
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung.
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Worum geht es?
Sonjas Onkel ist verstorben und sie befürchtet, dass er sich auf dem Friedhof einsam fühlt. Daher besucht sie ihn, erinnert sich an die Begebenheiten wie Eisessen im Park oder das Vorlesen. Bei ihren Besuchen begegnet sie dem Friedhofsgärtner Martin, der auch den Grabstein anbringt.
Sonja beginnt, die Schrift zu ertasten, sucht nach weiteren Grabsteinen und lernt mit Martins Hilfe auch die Geschichten der Menschen kennen, die neben ihrem Onkel liegen. Sie ahnt, dass ihr Onkel nicht einsam ist.
Warum ist das Buch besonders?
Sensibel und behutsam nähert sich Schimmels Geschichte dem Sterben und erzählt von Sonjas Trauer. Lena Studers Bilder ergänzen und zeigen das, was nicht erzählt wird.
Das Mädchen ist blind, auf den ersten Bildern sieht man sie mit geschlossenen Augen und erst auf dem Friedhof erkennt man den Stock, mit dem sie auch gegen Steine stößt. Daher konnte sie die anderen Grabsteine nicht sehen und erst Martin ermöglicht es ihr, auch die Namen der anderen Menschen zu lesen.
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Er erzählt ihre Geschichten und dabei eröffnen die Steine neue Welten für Sonja – etwas, was klug die Illustrationen einfangen. Die doppelseitigen, farbintensiven und stimmungsvollen Bilder zeigen den Friedhof in unterschiedlichen Perspektiven. Ein Bilderbuch, das von der Vergänglichkeit erzählt und zum Nachdenken anregt!
Mit Illustrationen von Lena Studer. Aus dem Spanischen von Eva Roth. Zürich: Atlantis Verlag 2024. 32 Seiten. 18 Euro. Ab 4 Jahren. ISBN 978-3-7152-0869-5
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung
Heinz Janisch (Text) & Michael Roher (Ill.): Das Buch der Anfänge. 33 Einladungen zum Weiterdenken.
Hannah Brücker (Text & Ill.): Kolossale Katastrophen.
Maya C. Klinger: Wie ein Foto unser Leben rettete. Die wahre Geschichte der Familie Mandil.
Lawrence Schimel: Das Dorf der Steine.
Anna Maria Praßler: Keine Party ist auch keine Lösung.
Quelle: Verlag
Worum geht es?
Jagoda lebt mit ihrer Mutter seit Monaten in einem Frauenhaus: Sie sich so gut wie es möglich ist eingelebt. Sie hilft anderen und kümmert sich um die jüngere Putzi. In der Schule wird sie aufgrund ihrer Kleidung gehänselt. Sehnlichst wünscht sie sich eine gleichaltrige Freundin und eine Party zu ihrem zehnten Geburtstag.
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Als Mia neu in die Klasse kommt, ist sich Jagoda sicher: Sie muss ihre beste Freundin werden und daher lädt sie sie zu ihrer Geburtstagsparty ein. Das Problem ist jedoch: Sie darf niemanden ins Frauenhaus einladen, sie haben kein Geld und keine Möglichkeit zu feiern.
Doch Jagoda ist wild entschlossen, ihren Geburtstag fröhlich zu feiern. Sie erstellt Listen und bittet die Frauen um Unterstützung. …
Warum ist das Buch besonders?
Anna Maria Praßler wählte einen ungewöhnlichen Ort für die Handlung ihren Kinderromans, denn Frauenhäuser spielten bislang weder in der Kinder- und Jugendliteratur noch öffentlichen Diskurs eine große Rolle. Auch wenn die Geheimhaltung notwendig ist, sind es wichtige Orte für Frauen und ihre Kinder und man sollte über sie sprechen.
In Deutschland gibt es zu wenige, die Gelder werden gestrichen und man fragt selten, wie es Kindern dort ergeht. Auch Jagoda muss den Ort verschweigen, selbst die geliebte Oma darf ihn nicht kennen. Sie beschreibt die Frauen, deren familiären Hintergrund sie nicht kennt und den man zwischen den Zeilen vermutet.
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Langsam erinnert sich das Mädchen an ihren Vater, der die Mutter geschlagen ist und seine Familie sucht. Anna Maria Praßler ist nicht nur ein problemorientierter Kinderroman gelungen, vielmehr ist Keine Party ist auch keine Lösung ein literarischer Text mit einer widerständigen und mutigen Mädchenfigur.
Sie bekommt Unterstützung durch andere Figuren, aber insbesondere Sprachspiele und Zungenbrecher helfen ihr, um ihre Situation zu meistern. Vier Tage bleiben Jagoda, um die Party zu planen und eine beste Freundin zu finden. In diesen Tagen begegnet sie unterschiedlichen Menschen, erlebt Solidarität und am Ende sogar eine Überraschung!
Mit Illustrationen von Theresa Strozyk. Leipzig: Klett Kinderbuch 2025. 165 Seiten. 16,00 Euro. Ab 9 Jahren. ISBN 978-3-95470-311-1
Info
Alle vorgestellten Bücher sind im Buchhandel erhältlich – ideal für kleine Leseratten und für alle, die in den Ferien neue Geschichten entdecken wollen.
SZ