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Bei Starlink-Ausfällen wird klar: Die Ukraine und die Welt sind auf Musks Satellitennetz angewiesen. Ein Bericht dokumentiert die Risiken dieser Abhängigkeit.

Austin – Am Donnerstag, 24. Juli, fiel das Satellitennetzwerk Starlink gegen 21 Uhr deutscher Zeit für zweieinhalb Stunden weitgehend aus. Auch in der Ukraine, die an den Frontlinien extrem auf das Satelliteninternet des Tech-Milliardärs Elon Musk angewiesen ist, war der Ausfall zu spüren. Ein ukrainischer Militärkommandeur berichtete auf Social Media, dass das Netz an der gesamten Front in diesem Zeitraum ausgefallen sei.

Der Vorfall zeigt, wie ausgeprägt Musks Satellitensystem unter seiner Raumfahrtfirma SpaceX tatsächlich ist – denn von den Störungen wurde weltweit berichtet. Musk hält dabei nicht nur mit Abstand die meisten Satelliten im All, sondern greift laut einem neuen Bericht von Reuters auch gezielt auf dieses Netzwerk zurück.

Die jüngsten Ausfälle von Musks Satellitensystem Starlink am 24. Juli waren weltweit spürbar.Die jüngsten Ausfälle von Musks Satellitensystem Starlink am 24. Juli waren weltweit spürbar. © IMAGO/Craig Bailey/FLORIDA TODAYSo essenziell ist Musks Starlink für den Krieg in der Ukraine

Die Manager von SpaceX, dem Betreiber des Satelliteninternets, führen den Ausfall von Starlink auf ein Softwareproblem zurück. Obwohl solche Ausfälle, wie der am 24. Juli beobachtete, nicht zum ersten Mal vorkommen, sind sie insgesamt eher selten. Starlink versorgt dabei nicht nur die ukrainischen Streitkräfte an der Front, sondern auch Fluggesellschaften, die ihren Passagieren während des Flugs Internetzugang bieten. Darüber hinaus zählt auch das US-Verteidigungsministerium zu den wichtigsten Kunden des Unternehmens.

Der Vorteil von Musks Satellitensystem liegt im Erreichen von Orten ohne Mobilfunkempfang, wie etwa der ukrainischen Front, die aufgrund der Zerstörung des Telekommunikationssystems abgeschnitten ist. Die Starlink-Satelliten bewegen sich dafür in einer niedrigen Erdumlaufbahn und verbinden sich mit Empfangsstationen am Boden. Die Satellitenschüssel ist so groß wie ein Schuhkarton und kann einfach positioniert werden – ein entscheidender Vorteil vor allem für die Truppen in der Ukraine. Rund 50.000 Starlink-Terminals hat Kiew bis Ende April 2025 erhalten.

Rund 8.000 Satelliten im Weltall: Musks Starlink überschattet die Konkurrenz

Das Starlink-Netz ist so umfangreich, dass es alle anderen Anbieter bei weitem überschattet. Insgesamt umkreisen mittlerweile rund 10.000 Satelliten die Erde, von denen etwa 8.000 zur Konstellation von Starlink gehören. Musk kontrolliert damit ungefähr 80 Prozent aller Satelliten im Orbit. Auch bei der Internetnutzung liegt er deutlich vor allen anderen Firmen. Mit großem Abstand folgt OneWeb, ein Kommunikationsunternehmen mit Sitz in London. Außerdem plant Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin unter dem Projekt Kuiper, einen Konkurrenten zu Starlink aufzubauen. Geplant ist, in den nächsten Jahren über 3.000 Satelliten ins All zu bringen.

„Den Krieg selbst in die Hand nehmen“: Bericht vermutet Eingriff Musks

Die Dominanz, die Musk innehat, bringt auch einige Risiken mit sich. „Die Kontrolle liegt ausschließlich bei Musk, der den Zugang zu lebenswichtiger Infrastruktur nach seinen Launen bestimmen kann“, erklärte Martha Lane Fox, Mitglied des britischen Oberhauses, in einer Debatte. Eine neue Recherche von Reuters zeigt, dass genau das bereits Realität geworden sein könnte.

Dem Bericht zufolge soll Musk Ende September 2022 SpaceX-Mitarbeitern die Anweisung gegeben haben, Hunderte Starlink-Terminals zu deaktivieren, die vor allem in Gebieten wie Cherson, russisch besetzten Regionen und der Provinz Donezk im Einsatz waren. Dies führte zu einem Kommunikationsausfall bei ukrainischen Einheiten, die gerade eine Einkesselung planten, um besetzte Gebiete zurückzuerobern. Durch den Ausfall von Starlink fielen der Einsatz von Drohnen und die präzise Zielerfassung der Langstreckenartillerie aus. Ein beteiligter Mitarbeiter sagte gegenüber Reuters, Musk könne so „den Ausgang des Krieges selbst in die Hand nehmen“.

Auf Nachfrage bezeichnete SpaceX die Informationen als „ungenau“. Insgesamt sei Starlink weiterhin fest entschlossen, die Ukraine zu unterstützen. Auch auf der Social-Media-Plattform X hat Musk seine Unterstützung mehrfach betont. Was Musks Motivation für die Anweisung war, bleibt unklar. Eine beteiligte Person vermutet, dass Musk zuvor Befürchtungen über einen nuklearen Vergeltungsschlag Russlands geäußert hatte.

Für Martha Lane Fox zeigt sich darin vor allem eines: „Elon Musks derzeitige globale Dominanz verdeutlicht die Gefahren konzentrierter Macht in unregulierten Bereichen.“

(Mit dpa)