Der mutmaßliche Brandanschlag auf das Kabelnetz der Deutschen Bahn zwischen Düsseldorf und Duisburg ist bereits der neunte in Nordrhein-Westfalen seit Anfang 2020. Als politisch motivierte Straftaten in der Kategorie Unterangriffsziele „Verkehrsbetrieb“; „Verkehrseinrichtung“ und Verkehrsmittel“ sind neben dem jüngsten acht weitere Fälle statistisch erfasst, davon vier als linksextremistisch motivierte Taten, wie das Landeskriminalamt auf Anfrage mitteilte. Und: „In keinem Fall konnten bisher Täter ermittelt werden.“

In den meisten Fällen ging es demnach um Brandstiftung: im April 2020 in Düren, wo zwei Funkmasten in Brand gesetzt wurden; im Februar 2023 in Gelsenkirchen, wo ein Schmorbrand die Signalverteilungsanlage traf, oder im August 2023 in Erkrath, wo es Brandspuren an einem Streckenkabel gab. Schon im Januar 2024 war auf einem Kabelkanal in Düsseldorf ein Abdeckstein entfernt „und augenscheinlich Papier hineingesteckt und angezündet“ worden, so das LKA. In den anderen erfassten Fällen ging es um Kabel, die von Unbefugten auf Gleise gelegt wurden (Euskirchen, Oktober 2022) und um mutwillig durchgetrennte Kabel auf Bahnstrecken in der Region (bei Duisburg im Juni 2023 sowie bei Rees im März 2024). Außerdem zur Statistik gehört der Einbruch in ein Bahngebäude in Essen vergangenes Frühjahr, wobei allerdings kein Diebstahl festgestellt wurde.

Im aktuellen mutmaßlichen Sabotagefall, der von Donnerstag bis Samstag für erhebliche Störungen auf der Nord-Süd-Strecke sorgte, ermittelt nun der Staatsschutz. Vieles spreche dafür, dass ein Bekennerschreiben echt sei, das nach den Kabelbränden in Düsseldorf aus dem linksradikalen Spektrum veröffentlicht worden war, hieß es am Sonntag. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen.

Ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen den beiden Kabelbränden in Düsseldorf und dem am Freitagabend ebenfalls mutmaßlich vorsätzlich gelegten Kabelbrand an einer Güterverkehrsstrecke im sachsen-anhaltischen Hohenmölsen, ist noch völlig offen. In beiden Bundesländern ermittelt der Staatsschutz. Die Polizei ermittle in alle Richtungen, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Halle. Einen offensichtlichen Tatzusammenhang gebe es bislang nicht. Im Burgenlandkreis habe sich auch noch niemand zu der Tat bekannt.

Anders als auf der dortigen Nebenstrecke für Kohle-Transporte waren die Auswirkungen der Kabelbrände im Transitland NRW enorm. Nach aufwendigen bis in die Nacht dauernden Reparaturarbeiten an fünf Kabeln auf einer Gesamtlänge von rund 100 Metern hatte die Bahn den Zugverkehr auf der hoch frequentierten Strecke Duisburg-Düsseldorf erst am frühen Samstagmorgen wieder freigeben können. Danach lief der Bahnverkehr wieder rund: Auf den Zuginformationsportalen fanden sich seitdem nur die üblichen kleineren Beeinträchtigungen. In der Mitte der Sommerferien könnten Reisende ihre Fahrten wie geplant antreten. Auf den Bahnhöfen in Düsseldorf und Duisburg ging alles wieder seinen gewohnten Gang. „Der Schienenersatzverkehr ist nicht mehr nötig“, teilte die Bahn mit.