Das Ergebnis war am Ende fast nebensächlich geworden. Etwas mehr als eine Stunde waren gespielt, als ausgerechnet der Leitwolf des SSV Ulm 1846 Fußball verletzt vom Platz getragen werden musste: Johannes Reichert hatte sich im Kampf um den Ball unglücklich das Knie verdreht, hatte sichtlich große Schmerzen. Ein herber Verlust für die Mannschaft von Trainer Robert Lechleiter, die ihren Kapitän auch in den nächsten Wochen so dringend bräuchte, nun wohl aber erst einmal länger auf den 34-Jährigen verzichten muss. Der Schock saß nicht nur deshalb tief beim Zweitliga-Absteiger. Dass der Saisonauftakt in der 3. Liga beim SV Wehen Wiesbaden mit 1:3 verloren ging, tat sein Übriges.

Spannend für die Spatzen war am Sonntagabend vor allem: Wie haben sie den personellen Umbruch nach dem Abstieg verkraftet? Das Kollektiv funktionierte im Großen und Ganzen recht ordentlich. Wenngleich aber spielerisch vieles noch nicht rund lief, es fehlte die Leichtigkeit. Vor allem nach vorne gingen etliche Anspiele ins Leere, Chancen waren daher Mangelware.

Ein Kopfball von Lucas Röser wird in höchster Not geklärt

Den ersten Abschluss des Spiels verzeichneten trotzdem die Gäste nach gut 18 Minuten, er war jedoch harmlos. Der Schuss von Lucas Röser wurde abgeblockt, wenig später köpfte Lukas Mazagg nach einer Ecke nur knapp am gegnerischen Tor vorbei (22.). Die Spatzen trauten sich allmählich immer mehr aus der Deckung. Das wiederum brachte auch den Hausherren Raum für offensive Aktionen. Gleich eine der ersten führte zur Führung für die Hessen. Nach einem langen Ball drückte Moritz Flotho aufs Tempo, Ryan Johansson schob dessen Flanke zum 1:0 ins Ulmer Tor (32.). Beinahe hätte Fatih Kaya, Torschützenkönig der vergangenen Drittliga-Saison, nur drei Minuten später nachgelegt, doch bei seinem Flugkopfball war SSV-Schlussmann Christian Ortag zur Stelle, machte sich ganz lang und klärte mit den Fingerspitzen zur Ecke. Der Absteiger brauchte eine Weile, um sich vom Gegentreffer zu erholen, war bei seinen Angriffsversuchen nach wie vor nicht konsequent genug. Oder hatte nicht das nötige Quäntchen Glück, wie bei Rösers Kopfball (42.), der von Wiesbadens Justin Janitzek in höchster Not auf der Linie geklärt wurde. So ging es mit dem Rückstand in die Kabine.

Der zweite Abschnitt begann reichlich unglücklich: Lukas Mazagg verlor einen Zweikampf gegen Lukas Schleimer auf der Außenbahn, in der Mitte vollendete Kaya die Hereingabe gerade einmal 25 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 2:0. Alle Pläne von Trainer Robert Lechleiter, wie auch immer sie ausgesehen hatten, waren damit auf einen Schlag dahin. Es ging für seine Mannschaft nun vor allem darum, den Schaden in Grenzen zu halten, denn der SV Wehen Wiesbaden gab nach diesem Treffer den Takt vor, schien noch lange nicht satt zu sein. Für die neuformierte Spatzen-Elf eine echte erste Reifeprüfung. Nach Reicherts schwerer Verletzung erst recht.

Aus dem Nichts gelingt den Spatzen der Anschlusstreffer

Aus dem Nichts gelang dem SSV fünf Minuten vor dem Ende der Anschlusstreffer. Jan Boller wollte eigentlich nach innen flanken, der Ball wurde dabei unhaltbar zum 2:1 abgefälscht. Boller war wenig später aber schon wieder der Pechvogel, als ihm die Kugel im eigenen Strafraum an die Hand sprang. Den fälligen Elfer verschoss Wiesbadens Kaya (88.). Damit blieb die Schlussphase spannend – bei elf Minuten Nachspielzeit. Die Ulmer kämpften wacker weiter und drückten auf den Ausgleich. Den Schlusspunkt setzten aber erneut die Gastgeber durch Nikolas Agrafitios (3:1/90.+10).

So haben sie gespielt

  • SV Wehen Wiesbaden: Stritzel – May, Janitzek, Gillekens, Mockenhaupt – Gözüsirin (64. Fechner), Kiomourtzoglou (90.+2 Nejad Haji Lor) – Schleimer (64. Bogicevic), Johansson – Kaya (90.+2 Wohlers), Flotho (84. Agrafiotis).
  • SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag – Mazagg, Reichert (72. Crnovrsanin), Boller – Kölle, Dressel, Brandt (86. Westermeier), Scholze – Röser (86. Chessa), Castelle (56. Löder), Becker (56. Kahvic).
  • Tore: 1:0 Johansson (32.), 2:0 Kaya (46.), 2:1 Boller (85.), 3:1 Agrafiotis (90.+10).
  • Zuschauer: 4.147
  • Schiedsrichter: Felix Bickel (Wolfsburg).
  • Stephan Schöttl

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  • SSV Ulm 1846

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  • Fußball

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