Der Großeinsatz für Tierschützer dauert länger als geplant – noch bis Dienstagmorgen. Es sind viel mehr Tauben und es gab Verzögerungen.
Von Daniel Chur, Johannes Hoppe
Marc Bühler sieht geschafft aus. Der Tierschützer ist seit Stunden im Einsatz am Bernetunnel in der Nähe des Rathauses in Essen. Dort leben und brüten mehr als 500 Tauben in Kammern direkt unter der Fahrbahndecke. Im Tunnel selbst sehe es schlimm aus, sagt er.
Dadrin ist zehn Jahre nichts getan worden. Es ist jede Menge Taubenkot, jede Menge Staub.
Marc Bühler, Essener Tierschützer und Taubenfreund
Der Einsatz im Tunnel ist für Taubenschützer Marc Bühler nicht ungefährlich.
Der Einsatz ist nicht ungefährlich. Bühler will trotzdem helfen und das unter Hochdruck. Erst hatten sie nur Zeit bis Montagfrüh. Jetzt bis Dienstagmorgen, weil es deutlich mehr Vögel sind als anfangs gedacht. Da war noch von 300 Tauben die Rede. Die Tierschützer müssen jede einzelne Taube aus dem Tunnel holen und in einem Container am Tunnelausgang unterbringen.
Notwendige Rettungsaktion
Die marode Deckenverkleidung des viel befahrenen Bernetunnels in der Essener Innenstadt will die Stadt Essen sanieren. Würden die Löcher aber nur gestopft, würden die Tiere womöglich darunter eingeschlossen. Darum war für die Essener Taubenschützer genauso wie für das Veterinär- und das Straßenbauamt klar: Die Vögel müssen umgesiedelt werden. Seit Samstag läuft der Einsatz. Los ging es allerdings mit etwas Verspätung: Alle Helfer mussten zunächst von einem Arzt wegen des Infektionsschutzes untersucht werden.
Viele Tierschützer im Einsatz
Die Aktion ist deshalb notwendig, weil immer wieder junge Tauben auf die Fahrbahn fallen und von Autos getötet werden. Ein reines Entfernen der Tiere würde nicht viel bringen und natürlich wäre diese Lösung auch nicht tierfreundlich. Darum haben sich die Taubenschützer zusammen mit dem Veterinäramt schon längst um ein Ersatz-Zuhause für die Tauben gekümmert.
Tauben stürzen immer wieder auf die Fahrbahn
Die Taubenschützer tragen bei der Aktion Schutzanzüge.
Im Tunnel sind die Tierschützer mit Schutzanzügen unterwegs. Die Aktion ist aufwendig, weil sie zunächst die jungen Tauben aus großen Kammern direkt unter der Fahrbahndecke holen müssen, wo die Vögel brüten. Dann sind die Tauben dran, die fliegen können, danach die flugunfähigen. Alle gut 500 Tiere aus dem Tunnel am Essener Hauptbahnhof rauszuholen, wird wohl noch dauern. Da die Bahn mit der Sanierung ihrer Tunnelhälfte allerdings noch braucht, wird der Tunnel frühestens Dienstag wieder geöffnet.
Überseecontainer als neues Zuhause
Ähnlich wie in Lünen werden auch die Essener Tauben in einem Container wohnen
Und das ist riesig: Zwei Überseecontainer, 65 Meter entfernt vom Bernetunnel, sollen den Tauben eine neue Heimat bieten. Die Container wurden entsprechend ausgestattet und auch die Umgebung wurde für die Umsiedlung vorbereitet.
So sollen die Taubenschützer eine Parkmöglichkeit dort haben, um die Tauben regelmäßig versorgen zu können. Demnächst soll die Fläche auch noch bepflanzt werden für eine „harmonisch eingebundene Optik in das Umfeld“, heißt es von der Stadt Essen.
Modelle wie dieses zur Umsiedlung von Tauben werden schon länger praktiziert. So wurden erst kürzlich in Lünen Tauben ebenfalls in einen Container umgesiedelt.
Unsere Quellen:
- Stadt Essen
- Verein Grauflügel e.V
- Gespräche mit den Tierschützern im Einsatz
- Reporter vor Ort