Mit einem Minus von 2,7% beim DAX und einem Rückgang des Nasdaq Composite um 2,2% hat die Handelssitzung am Freitag deutliche Spuren hinterlassen. Die neuesten US-Arbeitsmarktdaten haben die Karten in der Geldpolitik jedoch neu gemischt – mit einer Mischung aus hektischem Markttreiben und einer handfesten politischen Kontroverse. Werden die von Investoren so sehnlich erwarteten Zinssenkungen der Fed schwerer wiegen als das Chaos, das die derzeitige Zolloffensive entfacht? Das ist die Frage dieses Sommers.
Bereits am vergangenen Montag hatte das MarketScreener-Team angedeutet, dass die Aktienmärkte angesichts einer Woche voller Unternehmenszahlen und bedeutender makroökonomischer Impulse wieder in eine Phase erhöhter Volatilität eintreten könnten. Diese Prognose schien fast zu verfehlen – bis der Freitag kam. Leider für die Portfoliowerte (wenn auch vielleicht zu unserer Glaubwürdigkeit) endete die Woche mit kräftigen Ausschlägen und verzeichnete beim europäischen Stoxx 600 den größten Wochenverlust seit 17 Wochen, beim US-S&P 500 seit 10 Wochen.
Am Freitag traf es vor allem konjunkturabhängige Werte, allen voran den französischen CAC 40 (-2,9%). Verstärkt wurde der Ausverkauf dadurch, dass selbst übliche „Stoßdämpfer“ wie Bankaktien unter Druck gerieten. In den USA eröffneten die Leitindizes tief im Minus und konnten sich im Tagesverlauf nicht erholen. Der S&P 500 schloss 1,6% tiefer, der Nasdaq Composite verlor 2,2%. Auslöser dieser Verkaufswelle war die nahezu endgültige Liste von Zöllen, die Washington ab kommendem Freitag auf andere Staaten erheben will. Zwar sind kurzfristige Anpassungen noch möglich, doch die Realität ist klar: Der Welthandel von morgen wird stärker besteuert sein als der von gestern. Das ist keine Überraschung – wir warnen seit Wochen davor – doch die eigentliche Sorge liegt in der Breite der Länder, die allein deshalb hohe US-Zölle zahlen müssen, weil kein Handelsabkommen mit Washington besteht. Auf der Liste stehen Kanada, Brasilien, Indien und die Schweiz. Auch das Verhältnis zwischen den USA und China bleibt angespannt.
Unterdessen sendet die US-Wirtschaft gemischte Signale. Die Inflation zieht wieder an – eine schlechte Nachricht für jene, die auf sinkende Zinsen hoffen. Konjunkturindikatoren entwickeln sich erratisch. Und nun liefert der Arbeitsmarkt erstmals ein echtes Schwächesignal – paradoxerweise ein starkes Argument für geldpolitische Lockerung.
Ein genauer Blick auf den US-Arbeitsmarktbericht für Juli, der am Freitag veröffentlicht wurde, zeigt: Die Beschäftigungsentwicklung blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück, zudem gab es kräftige Abwärtsrevisionen für die Vormonate. Das hat die zuletzt gepflegte Erzählung eines robusten Arbeitsmarktes empfindlich gestört. Solche Revisionen sind zwar nichts Ungewöhnliches – die Datenerhebung ist komplex – doch in der aktuellen Lage wiegen sie schwer.
Donald Trump reagierte in gewohnter Manier: Er entließ die Chefin des Bureau of Labor Statistics und warf ihr vor, die Zahlen manipuliert zu haben. Der Schritt löste Empörung aus und warnende Stimmen vor einer Politisierung der Statistikbehörden. Das Weiße Haus entgegnete, Zweifel an der Zuverlässigkeit der US-Statistiken gebe es schon lange vor dieser Regierung, und sie stellten weiterhin eine ernste Herausforderung für die Wirtschaftspolitik dar.
Unabhängig von der Debatte um die Datenqualität ist damit eines der Argumente entfallen, mit dem die Federal Reserve ein Abwarten rechtfertigen könnte. Anleger passten ihre Erwartungen rasch an: Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September stieg laut dem CME FedWatch Tool und Polymarket wieder auf über 80%. Direkt nach der Fed-Sitzung vom 28. Juli war sie kurzfristig unter 50% gefallen. Die Märkte erinnern sich: 2024 führte ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu einer aggressiven Lockerungspolitik der Fed – mit einer doppelten Zinssenkung um jeweils 50 Basispunkte im September, gefolgt von weiteren Kürzungen um 25 Basispunkte im November und Dezember. Einmal mehr gilt an der Wall Street der alte Grundsatz: Schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt sind gute Nachrichten für Zinssenkungen.
Weitere Schlagzeilen dieser Woche:
- OPEC+ wird die Fördermenge im September erneut um 547.000 Barrel pro Tag erhöhen, was den Brent-Preis unter 70 USD drückte.
- Fed-Gouverneurin Adriana Kugler trat am Freitag überraschend zurück, um einen Lehrauftrag anzunehmen – Präsident Trump erhält damit die Möglichkeit, einen weiteren Verbündeten in der Notenbank zu platzieren.
- Die geopolitischen Spannungen verschärften sich, als Trump nach provokativen Äußerungen des früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew den Einsatz zweier Atom-U-Boote anordnete – was am Wochenende den Goldpreis stützte.
- Der Handelskonflikt mit Kanada hält an; Trump wird sich in Kürze mit Mark Carney treffen. Ottawa drohen hohe US-Zölle, solange kein Handelsabkommen vorliegt.
Unternehmenskalender: Eine weitere vollgepackte Woche mit Zahlen von Palantir, AMD, Walt Disney, Eli Lilly und Costco in den USA sowie BP Plc, Siemens Energy, Commerzbank, Allianz, Rheinmetall und Infineon in Europa.
Makro-Kalender: Die Zoll-Saga geht weiter – die neuen Maßnahmen der Trump-Regierung treten am Freitag in Kraft, möglicherweise mit weiteren Wendungen zuvor. Die Bank of England verkündet am Donnerstag ihre Zinsentscheidung.
Asien-Pazifik-Börsen haben die Talfahrt vom Freitag bisher weitgehend ignoriert. Japan gab 1,4% nach, während Festlandchina, Hongkong, Südkorea und Indien zulegten. Australien schloss leicht im Minus. Auffällig: Die Schweizer Börsen – am Freitag geschlossen – blieben vom unmittelbaren Schock der neuen US-Zölle von 39% verschont.
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Wirtschaftliche Höhepunkte:
Auf der heutigen Agenda: die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in der Schweiz; in den Vereinigten Staaten, die Aufträge für langlebige Güter und Industrieaufträge. Die gesamte Agenda gibt es hier.
- EUR / USD: 1,16 $
- Gold: 3.357,86 $
- Rohöl (Brent): 69,67 $
- Anleihe Vereinigte Staaten 10 Jahre: 4,26 %
- BITCOIN: 114.228 $
In den Nachrichten:
- BNP Paribas freut sich über seine hohe Widerstandsfähigkeit bei den Stresstests der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde.
- Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA hat einen Entschädigungsmechanismus für potenziell missbräuchliche Autokredite vorgeschlagen, dessen Umfang auf 9 bis 18 Milliarden Pfund geschätzt wird und insbesondere die Lloyds Banking Group, Close Brothers, Barclays sowie die britischen Tochtergesellschaften der Banco Santander und der Bank of Ireland betrifft.
- BP Plc dürfte laut der Financial Times über seine Fortschritte bei der Kostensenkung berichten, während Elliot den Druck erhöht.
- Prosus dürfte laut Reuters-Quellen die Zustimmung der EU zur Übernahme von Just Eat Takeway erhalten.
- Mediobanca gibt bekannt, dass die italienische Wettbewerbsbehörde keine Untersuchung des Übernahmeangebots für Banca Generali durchführen wird.
- UBS begleicht einen Subprime-Fall in den USA für 300 Millionen Dollar.
- PostNL gibt einen überraschenden Betriebsgewinn für das zweite Quartal bekannt.
- Der singapurische Staatsfonds GIC wird laut FT eine 25-prozentige Beteiligung an dem spanischen Breitband-Joint-Venture von MásOrange und Vodafone Spanien übernehmen.
- Die SIG Group gibt die Ernennung von Kristin Erkens zur interimistischen CEO bekannt.
- Berkshire Hathaway gibt im Rahmen seiner Quartalsergebnisse eine Wertminderung von 3,76 Mrd. USD auf Kraft Heinz bekannt.
- Amphenol steht laut Wall Street Journal kurz vor dem Abschluss einer 10-Milliarden-Dollar-Vereinbarung zur Übernahme des Geschäftsbereichs Breitbandkonnektivität und Kabel von CommScope.
- Tesla legt Berufung gegen seine Verurteilung zur Zahlung von 243 Mio. USD in Florida nach einem Todesfall im Zusammenhang mit seinem autonomen Fahrsystem Autopilot ein.
- Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter von Boeing in Saint Louis lehnen das letzte Angebot ab und werden am Montag in den Streik treten.
- Joby Aviation plant laut Bloomberg die Übernahme von Blade, einem Anbieter von gemeinsamen Hubschraubertransportdiensten.
- Santos wird Engie zehn Jahre lang mit Gas beliefern.
- BlueScope schließt sich mit Nippon Steel, JSW und POSCO zusammen, um das Stahlwerk in Whyalla zu übernehmen.
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Analystenempfehlungen:
- Daimler Truck Holding Ag: Citigroup bleibt bei seiner Überperformance-Empfehlung und senkt das Kursziel von 47 auf 45 EUR.
- Lufthansa: Die Landesbank Baden-Wuerttemberg behält ihre Halteempfehlung bei und erhöht das Kursziel von 7,20 auf 7,60 EUR.
- Heidelberg Materials Ag: JP Morgan bestätigt seine Überbewertungsempfehlung und senkt das Kursziel von 220 auf 217 EUR.
- Bmw Ag: DBS Bank setzt die Berichterstattung aus und stuft die Aktie nun als voll bewertet ein mit einem Kursziel von 70 EUR.
- Aixtron Se: Jefferies bleibt bei Halten mit einem Kursziel von 12,40 auf 14 EUR.
- Rentokil Initial Plc: Stifel bestätigt die Halteempfehlung und erhöht das Kursziel von 375 GBX auf 390 GBX.
- Anglo American Plc: HSBC bestätigt seine Halteempfehlung mit einem Kursziel von 21,50 auf 20 GBP.
- Compagnie Financiere Richemont: Research Partners AG bestätigt seine Halteempfehlung mit einem Kursziel von 135 auf 128 CHF.
- De’longhi S.p.a.: Mediobanca bestätigt seine neutrale Empfehlung und erhöht das Kursziel von 29,10 auf 30,10 EUR.
- Danone: Morgan Stanley bleibt bei seiner Überbewertungsempfehlung und erhöht das Kursziel von 78 auf 85 EUR.