Risse in der Wand, Rost am Schwimmbecken: Die Turnhalle der Grundschule Heumaden soll seit Jahren neu gebaut werden. Doch es fehlt am Geld. Wie geht es weiter?

Noch bevor Petra Fix in die Turnhalle der Grundschule Heumaden hinein geht, zeigt sie schon den ersten Riss. Er zieht sich durch die Außenwand, von oben nach unten. Selbst eine Markierung aus Gips an der Wand, die den Riss markieren soll, ist durchgerissen. Der Spalt wird immer größer.

Es ist nur einer von vielen Mängeln, die Petra Fix und ihrem Team seit Langem Bauchschmerzen bereiten. Die Turn- und Sporthalle ist marode, Schwimmbecken inklusive. Gebaut wurde sie in den 1950ern. Seitdem sind viele Schülerinnen und Schüler durch die Halle gehüpft und haben im Becken das Schwimmen gelernt. Aber dass sie in die Jahre gekommen ist, spürt man an vielen Ecken.

Die Turnhalle, das Sorgenkind. Vor der Bühne hat es vor Kurzem hinein geregnet. Foto: Lichtgut

Auch innerhalb der Halle gibt es einen Riss in der Wand – und auch hier ist die erste Gipsmarke schon gerissen. Den Boden der Halle musste die Schule immer wieder erneuern. „In der Mitte hat er angefangen zu schwingen“, sagt Petra Fix. „Ein bisschen wie ein Trampolin.“

Besonders dramatisch wurde es vor einigen Wochen, als das Dach einem Starkregen nicht mehr standhalten konnte. Mitten im Unterricht fing es an, hineinzuregnen. „Es hat nicht getröpfelt, sondern richtig geregnet“, sagt Petra Fix. Durch die Elektrik in der Decke durch. „Wir mussten die Kinder schnell rausbringen.“ Inzwischen ist der Schaden behoben. Beim nächsten Starkregen habe die Decke gehalten, sagt Fix. „Wir hoffen, dass sie beim übernächsten auch hält.“

Das Schwimmbad ist auch marode

Auch das Schwimmbecken bereitet den Verantwortlichen Sorgen. Nicht nur, dass die Halterungen am Beckenrand und sämtliche Abflusssiebe von Rost befallen sind. Eine Etage tiefer zeigt Petra Fix, wie der Boden neben dem Becken von Holzbalken gestützt wird – die wackeln, wenn man sie anstößt. Die Rückwand des Beckens ist an vielen Stellen feucht. Hier und da schauen Betonstahlstäbe aus der Wand heraus.

„Wir mussten das Becken immer wieder schließen“, sagt Fix. Das ist nicht nur für die Grundschule Heumaden ungünstig, sondern auch für Schulen und Vereine in der Nachbarschaft, die das Becken nutzen. „Für viele Kinder ist ein Lehrschwimmbecken die einzige Möglichkeit, schwimmen zu lernen“, sagt sie.

Immer wieder würden Reparaturen vorgenommen. Auch der Statiker sei regelmäßig da und habe erst vor Kurzem wieder bescheinigt, dass die Halle sicher sei. Die Stadt Stuttgart als Inhaberin der Schule bestätigt das auf Nachfrage. „Die ständigen Reparaturen bringen enorme Kosten mit sich“, sagt Petra Fix.

Obwohl nur das Nötigste gemacht wird. Denn die Halle sollte schon 2016 abgerissen werden, im Jahr 2018 sollte der Neubau stehen. „Als ich 2015 Schulleiterin wurde, hat man mir die fertigen Pläne für den Neubau in die Hände gedrückt“, sagt sie. „Das sollte mein erstes Projekt werden.“

Passiert ist das nicht. Immer wieder wurde der Bau verschoben. Es fehlt am Geld, wie auch die Stadt Stuttgart bestätigt. „Wir machen uns Sorgen, dass wir die Halle irgendwann für lange Zeit schließen müssen“, sagt Fix. Das könnte passieren, wenn die Finanzierung nicht in den städtischen Doppelhaushalt für 2026/2027 kommt. „Dann wird es mindestens 2030“, sagt sie. „Unsere Angst ist, dass die Halle es so lange nicht schafft.“ Sie betont: „Das ist natürlich die Prognose einer Schulleiterin – ich bin keine Architektin“.

Statt der Turnhalle soll nun die Mensa erneuert werden

Nun habe die Schulleitung gehört, dass der Neubau der Turnhalle erneut verschoben wird – und stattdessen eine neue Mensa gebaut werden soll. Bei Petra Fix stößt das auf Unverständnis. Die 160 Kinder, die in der Schule essen, müssten sich zwar einen relativ kleinen Raum teilen und deshalb in Schichten essen. Das sei aber eine Lösung, die mittelfristig funktioniert. Der Neubau der Turnhalle ist für sie viel drängender.

Deshalb hat sie Anfang Juli eine Art Hilferuf abgesetzt. In einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, trägt die Schulleitung das Problem ans Schulamt, die Bürgermeister Dirk Thürnau und Isabel Fezer und die Bezirksräte in Sillenbuch heran.

Die Stadt Stuttgart hat Verständnis

Die antworten mit Verständnis. „Die Sorgen der Schule bezüglich der Schäden und des offensichtlich hohen Sanierungsbedarfs sind nachvollziehbar“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung aus der Stadtverwaltung. Man tue alles, um die Halle und das Schwimmbecken am Laufen zu halten. Allerdings konzentriere man sich auf das Nötigste – denn auch die Stadt zählt auf den baldigen Neubau der Halle.

Die Verwaltung hat das Neubauprojekt „mit hoher Priorität zur Finanzierung im kommenden Doppelhaushalt angemeldet“. Zwar könne man nachvollziehen, dass die neue Turnhalle für die Schule eher drängt als die Mensa. Aus Sicht der Verwaltung sei der Mensaneubau aber auch wichtig. Deshalb, und weil „aus kapazitativer Sicht beide Projekte parallel entwickelt werden könnten“, habe die Verwaltung beide Projekte zur Finanzierung angemeldet. Entscheiden müsse aber letztendlich der Gemeinderat.

Petra Fix ist wichtig zu betonen, dass sie nicht nur meckern will. „Wir sind sonst ganz glücklich mit unserer Schule“, sagt sie. Sie ist froh, dass die Schule überhaupt ein Lehrschwimmbecken hat. „Das würden wir wirklich gerne erhalten.“