Hamburg – Ein mächtiger Verbandschef rechnet mit der aktuellen Klima- und Wohnungspolitik im Norden Deutschlands ab. Und er sagt voraus, dass Mieten und Nebenkosten weiter massiv steigen werden.

Andreas Breitner (58) war SPD-Innenminister in Schleswig-Holstein. Heute ist er Direktor des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen.

In BILD nennt Breitner sieben Gründe, wo es bei der Wohnungspolitik hakt – und wer die Zeche zahlt.

Im Jahr 2024 wurden in Hamburg Baugenehmigungen für 4617 Wohnungen erteilt. Geplant waren 10.000

Im Jahr 2024 wurden in Hamburg Baugenehmigungen für 4617 Wohnungen erteilt. Geplant waren 10.000

Foto: picture alliance / ABB

1. Die Baukosten sind bereits sehr hoch. Wer heute ohne öffentliche Förderung neu baut, muss am Ende eine monatliche Netto-Kaltmiete von 16 bis 18 Euro pro Quadratmeter verlangen. Klimaneutralität fünf Jahre früher (eine Volksinitiative will das in Hamburg, die Red.) treibt Baukosten und Mietpreise weiter in die Höhe.

140 Milliarden Euro bis 2045 nötig

2. Die staatliche Förderung stößt an Grenzen. Hamburg fördert den Wohnungsbau derzeit jährlich mit rund 700 Mio. Euro, Schleswig-Holstein mit mehr als 400 Mio. Euro. Politiker haben bereits erklärt, dass das auf Dauer nicht gehalten werden kann.

3. Allein um alle Wohngebäude bis 2045 klimaneutral zu machen, sind in Hamburg für die 260.000 Wohngebäude mindestens 40 Milliarden Euro notwendig, in Schleswig-Holstein für 840.000 Wohngebäude 100 Mrd. Euro. Wo dieses Geld herkommen soll – unklar!

4. Wenn Hamburg bereits im Jahr 2040 klimaneutral sein soll, muss die Miete zusätzlich zu den ohnehin notwendigen Steigerungen um bis zu 1,50 Euro pro Quadratmeter erhöht werden.

Die Mieterzahlen drauf

5. Steigende Mieten werden dazu führen, dass Mieter mit mittlerem und geringem Einkommen erhebliche Einbußen ihres Lebensstandards werden hinnehmen müssen. Ungehemmter Klimaschutz vernichtet den geringeren Wohlstand der Armen.

6. Alle bisherigen Erfahrungen belegen, dass die Heizkosten nach einer energetischen Sanierung weniger stark sinken als vorher versprochen. Mit anderen Worten: Die Mieter zahlen drauf.

7. Energieunternehmen müssen mehrere Hundert Mrd. Euro investieren, um die Versorgung mit CO₂-freier Strom und Wärme sicherzustellen. Bereits jetzt zeigen die massiven Preissteigerungen bei der „zweiten Miete“, dass die Zeche die Mieter auch dort zahlen müssen – und viele von ihnen überfordert werden.