Vor genau 100 Jahren ist innerhalb von zwei Monaten in der Soers ein Turnierplatz entstanden, der nicht nur einzigartig in Westdeutschland beiben sollte, sondern beim CHIO alljährlich die Blicke der gesamten Welt auf sich zieht.

Am 13. Juli 1924 veranstaltete der Aachen-Laurensberger Rennverein sein erstes erfolgreiches Reit-, Spring- und Fahrturnier für Pferdefreunde aus dem Aachener Land auf der Rennbahn am Eulershof, das in Aachen auch rege Anteilnahme fand. Im darauffolgenden Jahr stand das Rheinland unter dem Eindruck der sogenannten Jahrtausendfeiern. Diese gedachten der Angliederung Lothringens an das ostfränkische Reich im Jahre 925 und gestalteten sich angesichts der Besetzung des Rheinlandes infolge der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg als patriotische Feste und Veranstaltungen. Im Aachener Rathaus wurde ab Mai die sogenannte Jahrtausendausstellung gezeigt, eine große historische Schau, die die eigene Identität stärken sollte.

Einzigartiger Turnierplatz

Die deutsche Regierung stellte umfangreiche staatliche Zuschüsse für Begleitveranstaltungen der Feiern zur Verfügung. Der Landrat des Landkreises Aachen, Herrmann Pütz, regte deshalb an, das Reitturnier des Vorjahres zu einer großen Leistungsschau des deutschen Pferdes auszubauen. Diese Anregung wurde durch Hubert Wienen, den Vorsitzenden des Aachen-Laurensberger Rennvereins, aufgegriffen und vorangetrieben. Der Schriftführer des Vereins, Franz Hermens, legte sogleich Pläne für den Bau eines Turnierplatzes vor, die technische Oberleitung des Turniers übernahm Gustav Rensing. Innerhalb von zwei Monaten entstand in der Soers ein Turnierplatz, einzigartig in Westdeutschland. Vom 1. bis zum 4. August 1925 wurde dann ein Turnier veranstaltet, zu dem die besten Reiter und Reiterinnen aus dem gesamten Deutschen Reich nach Aachen kamen.

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Ein großes Publikum strömte in die Soers und war dank der Gestaltung des Turnierplatzes auch nahe dran an Pferd und Reiter und den reiterlichen Darbietungen. Das Turnier war ein voller Erfolg und wurde auch überregional in höchster Weise gelobt. Die „Kölnische Zeitung“ schrieb am 6. August 1925: „Herrn Gustav Rensing (…) gebührt das Verdienst, das bestorganisierte und größte rheinische Turnier vorbereitet und (…) geleitet zu haben“.

Zusammen mit dem Turnier des Jahres 1924 bildeten das erste große überregionale Reit-, Spring- und Fahrturnier im August 1925 und der damals dazu angelegte Turnierplatz den Startschuss für den CHIO, der heute große Strahlkraft besitzt und die Soers jedes Jahr zum Mittelpunkt der Pferdesport-Welt macht.