Frau Kuiper, übernehmen Sie: Das Team Holcim-PRB wechselt vom Solo-Segeln in den Crew-Modus. Mit der erfolgreichen Rosalin Kuiper schickt es die einzige Frau in der Skipper-Position beim Ocean Race Europe in das Rennen.
Die 30-jährige Niederländerin übernimmt die Rolle von Nicolas Lunven, der den Schweizer Rennstall bei der Vendée Globe erfolgreich vertrat und die Rennyacht unter den 40 Teilnehmern auf Platz sechs führte. Jetzt ist Rosalin Kuiper dran, die sich durch Teilnahmen bei großen Klassikern einen Namen in der Szene gemacht hat und schließlich beim Ocean Race 2023 an der Seite von Boris Herrmann im Team Malizia ins öffentliche Rampenlicht trat.
Das Team, das sie vertritt, hat einen großen Klang. Bereits zum Weltrennen 2023 war Holcim mit einer top besetzten Crew am Start, sicherte sich den zweiten Platz nach Siegen auf den ersten beiden Etappen und der Zwischenwertung im Southern Ocean. Doch die zweite Hälfte des Rennens war durch Bruch und Skandal geprägt, was die Teamaufstellung neu sortierte.
Rosalin Kuiper übernimmt von Nicolas Lunven © Anne Beaugé-polaRYSE / HOLCIM
Erst knickte der Holcim-PRB nahe Rio der Mast ab, dann wurden Berichte von sexuellen Übergriffen von Skipper Kevin Escoffier während des Zwischenstopps in Newport öffentlich. Die Folge: In Arhus musste Escoffier das Rennen verlassen. Und nach dem Ocean Race holte sich Holcim-PRB die beiden Ex-Malizianer Nicolas Lunven und Rosalin Kuiper.
Steile Karriere von Kuiper
Die Aufteilung der beiden Co-Skipper war klar. Navigator-Ass Lunven segelte die Vendée, Rosalin Kuiper übernimmt nach der Geburt ihres ersten Kindes für das Ocean Race Europe. Und so steht die 30-Jährige nun in Kiel in der Verantwortung für die kommenden fünf Etappen bis nach Montenegro.
Bereits mit Anfang zwanzig setzte Rosalin Kuiper sich das Ziel, am Ocean Race teilzunehmen, und sammelte dafür viel Erfahrung in den großen Offshore-Rennen wie Fastnet Race, Sydney Hobart Race, Middle Sea Race oder Caribbean 600. In der ersten Ausgabe des Ocean Race Europe war sie auch schon dabei – an Bord des VO65 AkzoNobel. Im Anschluss wurde sie von Boris Herrmann als female Sailor ins Team Malizia berufen.
Rosalin Kuiper steigt im Southern Ocean in den Mast © Team Malizia
Und sie überzeugte zum Weltrennen. Sie war die einzige Frau in der Flotte, die alle Etappen des Ocean Race 2023 segelte, entwickelte sich an Bord der Seaexplorer zur herausragenden Seglerin. Sie hatte nicht nur im Southern Ocean entscheidenden Anteil daran, dass der angebrochene Mast gesichert werden konnte, sie trotzte vor Kap Hoorn auch einer schweren Kopfverletzung und versprühte viel positive Energie an Bord.
Nicolas Lunven knackte das Etmal von Rekordhalter Thomas Ruyant © Julien Champolion – Polaryse
Für das Ocean Race Europe weiß sie nun eine herausragende Crew an ihrer Seite. Nicolas Lunven ist mit von der Partie. Der 42-jährige Franzose ist ruhig, unaufdringlich, erfahren und erfolgreich. An Bord der Malizia verdiente er sich den Beinamen „The Brain“.
Crew mit großen Namen
Er begann die Offshore-Karriere in der Figaro-Klasse, gewann die Solitaire du Figaro 2009 und 2017, wurde Dritter beim Rolex Fastnet Race 2013 in der Class40 und 2015 im Imoca. Im ersten Ocean Race Europe 2021 siegte er mit dem Mirpuri Foundation Racing Team an der Seite von Yoann Richomme, ging dann bei Boris Herrmann an Bord, bevor er die Vendée Globe 2024/25 auf der Holcim-PRB segelte und als Sechster ins Ziel kam.
Mit Frank Cammas ist ein weiteres Schwergewicht des Offshore-Segelsports Teil des Teams. Sein Konterfei hängt groß in La Base, dem berühmten Offshore-Segelzentrum in der Bretagne.
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