Kommentar
Standdatum: 4. August 2025.
Autorinnen und Autoren:
Immo Maus
Bild: dpa | Wolfgang Maria Weber
Die Grünen wollen mit den Ampeln ein Zeichen setzen. Ungläubiges Kopfschütteln löst die Aktion bei Redakteur Immo Maus aus. Nachhaltiger wäre eine ehrliche, politische Debatte.
Soviel vorweg, damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Jeder Angriff auf einen queeren Menschen gehört mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt und bestraft. Punkt. Aber: Niemandem ist geholfen mit dem Ampel-Vorstoß der Grünen. In ihrer Ankündigung schreiben sie, es brauche „ein Zeichen der Sichtbarkeit und des Gedenkens“. Nett gemeint, aber ändern wird sich dadurch nichts. Was es braucht, ist Ehrlichkeit.
Die Grünen haben fraglos ein Problem identifiziert. Eine politische Debatte ist nun angebracht. Dabei muss es um die Frage gehen, warum queere Menschen in Teilen der Gesellschaft eine offensive und mitunter gewalttätige Ablehnung erfahren. Gibt es womöglich Stadtteile, in denen Queerfeindlichkeit eher Regel als Ausnahme ist? Auf Fragen wie diese könnten unbequeme Antworten folgen. Doch der Weg hin zu einer Stadt, in der sich queere Menschen überall sicher fühlen können, führt einzig über den Weg einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Ursprüngen von Queerfeindlichkeit. Und in der Folge sind konkrete Maßnahmen nötig, wenn man tatsächlich eine nachhaltige Veränderung wünscht.
Niemandem, wirklich niemandem, ist mit auch nur einer queeren Ampel geholfen. Durch Symbolik verbessert sich rein gar nichts für Betroffene. Es mag nett gemeint sein und sicher ist es dem guten Gewissen manchem oder mancher Grünen zuträglich. Doch ohne ehrliche Debatte ist eine solche Initiative letztlich schlicht und einfach wirkungslos. Und ein wenig Nachhaltigkeit dürfte dann schon der Anspruch einer Regierungspartei sein.
Und zum ganzen Bild gehört auch das: Man mag sich manchmal ein ähnlich hohes Maß an grünem Aktivismus in Fragen anderer politischer Herausforderungen wünschen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 4. August 2025, 19:30 Uhr