Berlin. Nach einem tödlichen Messerangriff prüft der Berliner Senat, Messerverbotszonen im ÖPNV einzuführen. Die richtige Lösung? Ein Pro und Contra.

Immer wieder kommt es in Deutschland zu Auseinandersetzungen, bei denen ein Messer gezückt wird. In Berlin endete eine Messerattacke in einer U-Bahn zuletzt tödlich. Der Vorfall könnte weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde unterstützt einen Vorstoß für Messerverbotszonen im öffentlichen Nahverkehr. Der Senat werde mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) jetzt Gespräche darüber führen. „Ich glaube, dass die BVG auch schon entsprechend vorbereitet ist, und dass – wenn wir das beschließen – das dann auch sehr schnell umgesetzt werden kann“, sagte die CDU-Politikerin.

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Daher stellt sich nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit die Frage:

Würden Messerverbotszonen im ÖPNV für mehr Sicherheit sorgen?

PRO von Patricia von Thien

Patricia von Thien

„Höchste Zeit, dass die Verantwortlichen entschlossen handeln“

Patricia von Thien

Chefin vom Dienst

Messerangriffe sind ein Thema, bei dem Emotionen schnell hochkochen. Ein Thema, bei dem man aufpassen muss, Fakten sachlich zu analysieren und gleichzeitig Ängste ernst zu nehmen. Nach dem Motto: kühler Kopf, heißes Herz. Klar ist aber auch: Wenn ein Mensch in einer U-Bahn, wie zuletzt am Sophie-Charlotte-Platz in Berlin, mit einem Messer getötet wird, dann ist es höchste Zeit, dass die Verantwortlichen nach genau diesem Prinzip entschlossen handeln.

2023 wurden allein in Berlin 3482 Straftaten mit Messern registriert, die Hälfte der Straftaten waren Drohungen mit einem Messer. 2024 bewegte sich auf einem ähnlichen Niveau. Das heißt: Durchschnittlich zehn Straftaten mit Messern gibt es täglich allein in der Hauptstadt. Das ist inakzeptabel. Innensenatorin Iris Spranger (CDU) kündigte Gespräche mit BVG und Polizei darüber an, ob an Berliner Bahnhöfen Messerverbotszonen eingeführt werden. Ein richtiger und überfälliger Schritt, der auch überregional diskutiert werden sollte.

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Symbolbild Festnahme

Messerverbotszonen gelten zwar nicht als das Allheilmittel, sagen Experten. Man müsse an den Ursachen der Kriminalität arbeiten, anstatt Orten ein Verbotsetikett aufzudrücken. In den Beförderungsbedingungen der BVG heißt es bereits, dass Messer und Waffen verboten sind. Mag alles sein. Und doch ist eine Messerverbotszone für die Bevölkerung ein nicht zu unterschätzendes Signal, dass gravierende Probleme ernst genommen werden.

Denn jeden Tag nutzen Millionen Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel, um von A nach B zu kommen. Sie fahren zur Arbeit, besuchen Familie und Freunde. Alle Fahrgäste sollen sich in Bahnen sicher fühlen. Und sei es nur durch das Schild einer Messerverbotszone.

CONTRA von Pascal Biedenweg

Pascal Biedenweg

„Sicherheit lässt sich nicht anschrauben – und Angst nicht mit Symbolen verbannen“

Pascal Biedenweg

Digital Lead

Die Idee klingt nachvollziehbar: Angesichts vermehrter Messerangriffe soll ein Verbot an Bahnhöfen und innerhalb des ÖPNV mehr Sicherheit schaffen. Doch in der Praxis würde davon vor allem Symbolpolitik bleiben.

Denn wer mit krimineller Energie ein Messer mitführt, lässt sich nicht von einem Schild aufhalten. Bereits heute sind Waffen in der BVG verboten – geändert hat das an der Realität wenig. Warum also sollte ein neues Schild plötzlich Wirkung entfalten?

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Noch dazu fehlt es an der Durchsetzung. Die Polizei ist überlastet, das BVG-Personal darf keine Taschenkontrollen durchführen. Ein Verbot, das nicht kontrolliert werden kann, hat keine abschreckende Wirkung.

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Natürlich ist das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste wichtig. Aber echte Sicherheit entsteht nicht durch eine Placebo-Zone, sondern durch konkrete Maßnahmen: mehr Personal, sichtbare Präsenz, Prävention und konsequente Strafverfolgung. Wer den Eindruck erweckt, ein Schild könne all das ersetzen, betreibt Augenwischerei.

Denn Sicherheit lässt sich nicht anschrauben – und Angst nicht mit Symbolen verbannen. Wer handeln will, braucht mehr als Mut zur Geste. Es braucht den Mut zur Lösung.

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