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Der Kreml stellt Kontakt in Aussicht: Putin erwägt nach Jahren erstmals wieder direkte Gespräche mit Selenskyj – doch Moskaus Linie ändert sich nicht.
Moskau – Es könnte das erste Treffen der Regierungschefs aus Russland und der Ukraine seit Jahren werden. Wladimir Putin sei nach „Vorarbeiten auf Expertenebene“ bereit, sich mit Wolodymyr Selenskyj zu Gesprächen zu treffen, teilte der Kreml laut dem staatlichen Fernsehsender RT mit.
„Ich möchte Sie daran erinnern, dass der Präsident selbst die Möglichkeit eines solchen Treffens nicht ausschließt“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezüglich möglicher Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg. „Aber erst, nachdem die notwendige Arbeit auf Expertenebene erledigt und die nötige Distanz überwunden ist.“
Kreml-Sprecher hält auch Treffen von Putin und US-Sondergesandten für möglich
Er sagte, die „Vorarbeiten“ seien noch nicht erledigt. Putin hatte laut Newsweek zuvor mehrere Versuche Selenskyjs zurückgewiesen, sich zu Gesprächen über die Beendigung des Ukraine-Krieges zu treffen. Kreml-Sprecher Peskow schloss zudem ein Treffen zwischen dem Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, und Putin später in dieser Woche nicht aus, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur TASS.
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Kurz vor Ablauf einer von US-Präsident Donald Trump gesetzten Frist zur Beendigung des Ukraine-Krieges reist der US-Sondergesandte Steve Witkoff nach Moskau. Witkoff werde „ich denke nächste Woche, Mittwoch oder Donnerstag“, nach Russland fliegen, sagte Trump am Sonntag (Ortszeit).
Letztes Treffen zwischen Putin und Selenskyj fand 2018 statt
Das letzte persönliche Treffen zwischen Putin und Selenskyj fand im Dezember 2019 im Rahmen des Gipfeltreffens im sogenannten „Normandie-Format“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Vermittler statt.
Wladimir Putin hatte bereits am 1. August bei einem Presseauftritt auf der nordwestrussischen Klosterinsel Walaam erklärt: „Wir brauchen einen dauerhaften und stabilen Frieden auf soliden Grundlagen, die sowohl Russland als auch die Ukraine zufriedenstellen und die Sicherheit beider Länder garantieren würden.“
Selenskyj: „Wir verstehen, wer die Entscheidungen in Russland trifft und wer diesen Krieg beenden muss“
Gleichzeitig machte der Kreml-Chef laut afp unmissverständlich klar, dass Moskau an seinen Forderungen festhält. „Die Bedingungen bleiben natürlich gemeinsam unverändert“, betonte er während des Auftritts mit dem weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko. Diese Bedingungen beinhalten unter anderem die vollständige Abtretung von vier ukrainischen Regionen, die teilweise unter russischer Kontrolle stehen – eine Position, die Kiew kategorisch ablehnt.
Nach Druck aus den USA könnten sich Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin nach Jahren wieder zu persönlich zu Verhandlungen treffen. © IMAGO/Presidential Office of Ukraine
Der ukrainische Präsident Selenskyj intensiviert derweil seine Bemühungen um direkte Gespräche mit Putin. „Wir verstehen, wer die Entscheidungen in Russland trifft und wer diesen Krieg beenden muss“, schrieb Selenskyj am selben Tag in sozialen Netzwerken. Die Frustration der ukrainischen Führung wächst, nachdem bisherige Verhandlungen zwischen Delegationen beider Seiten keine Fortschritte in Richtung einer Waffenruhe erzielt hatten.
Kein Ende des Ukraine-Kriegs: Unvereinbare Positionen von Russland und Ukraine bleiben
Die Fronten verhärten sich zusehends. Während Putin von Frieden spricht, beharrt er auf Bedingungen, die für die Ukraine eine Kapitulation bedeuten würden. Die vier teilweise besetzten Regionen stellen für Kiew eine rote Linie dar, deren Abtretung als vollkommen inakzeptabel gilt. Ob es zu dem von Selenskyj angestrebten direkten Treffen mit Putin kommen wird, bleibt angesichts dieser unvereinbaren Positionen fraglich. (lm)