Die Drittligasaison 2025/26 hat begonnen. Und nach den ersten zehn absolvierten Spielen des ersten Spieltags kommt am Montag Mittag auch wieder Schiedrichter-Experte Babak Rafati auf liga3-online.de zu Wort. Für das 1:1 des TSV 1860 bei Rot-Weiss Essen hat Rafati zwei Szenen ausgemacht, die diskussionswürdig sind. Das Foul an Kevin Volland, welches ungeahndet blieb, sowie der Ausgleich für die Löwen, der ihnen letztlich einen verdienten Punkt bescherte.

Das Foul an Kevin Volland…

Es war die wahrscheinlich am heißesten diskutierte Szene vom Freitag Abend. In der 50. Minute wurde Kevin Volland von Florian Niederlechner auf dem rechten Flügel auf die Reise geschickt. Rund 16 Meter von der Grundlinie entfernt, seitlich außerhalb des Strafraums grätschte der bereits mit Gelb vorbelastete Tobias Kraulich Volland um, ohne irgendeine eigene Chance, selbst an den Ball zu kommen. Volland sah im Fallen die Chance das Spielgerät nochmal zu erreichen, rappelte sich wieder auf und flankte den Ball in die Mitte. Ein Essener Abwehrspieler stand jedoch gut, konnte die Situation bereinigen und das Spiel lief erstmal weiter.

…bleibt ungeahndet

Nach der nächsten Unterbrechung erst rund eine Minute später rechnete wahrscheinlich fast jeder im Stadion (und vor den Bildschirmen) mit einer Bestrafung für Kraulich, die in diesem Fall nur Gelb-Rot bedeuten konnte. Die Strafe blieb jedoch aus. Große Aufregung im Gästeblock. Die Löwen hätten im Falle eines Platzverweises für den Essener Verteidiger über 40 Minuten mit einem Mann mehr auf dem Platz gestanden.

Rafati: Keine Fehlentscheidung!

Für Babak Rafati war dies jedoch keine Fehlentscheidung. Die Begründung:

Das Foulspiel von Kraulich an Gegenspieler Volland ist im Normalfall, wenn es keinen Vorteil gibt, eine klare gelbe Karte. Wenn der Schiedsrichter aber Vorteil gewährt, was in dieser Situation absolut angemessen ist, da Volland sofort wieder aufsteht und weiterspielt, entfällt wegen der Vorteilsauslegung die gelbe Karte. Es gibt nämlich zwei Ausnahmen, zu denen diese Situation zählt. Handelt es sich beim Vergehen um das Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs, wird der fehlbare Spieler nicht verwarnt (wie in diesem Fall). Es erfolgt somit eine sogenannte “Rabattierung.” (…) Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, Kraulich keine weitere Karte zu zeigen. Der Grund ist, dass die Regel unterscheidet, ob der Vorteil eingetreten ist oder doch nicht. Hier wurde der Angriff nicht unterbunden und der Vorteil konnte ausgespielt werden. Fazit: Hätte der Schiedsrichter keinen Vorteil gewährt, hätte es die gelbe Karte geben müssen. In diesem Fall entfällt diese aber regeltechnisch.

Diese Begründung ist durchaus überaschend und die besagte “Rabattierung” hatte in so einem Fall bislang gewiss nicht jeder Fan auf dem Schirm. Volland hat durch seinen engagierten Einsatz, direkt nachdem er von den Beinen geholt wurde, die Hinausstellung von Kraulich verhindert. Dazu passt das Statement, das Florian Niederlechner im Interview bei MAGENTA nach dem Spiel zu der Szene abgab:

Wenn Kevin vielleicht in dem Moment weiß, dass er (Kraulich, d. Red.) ‘ne gelbe Karte hat, dann bleibt er wahrscheinlich liegen.

Ausgleich nach Abseits? Rafati: Keine Fehlentscheidung

Die andere strittige Szene des Spiels führte zum Ausgleich für die Löwen. Torschütze Flo Niederlechner wurde in der 68. Minite mit einem langen Ball von von Sean Dulic – womöglich leicht im Abseits stehend – angespielt und erzielte dann per Lupfer über Torwart Wienand hinweg, das 1:1. Hier hat Rafati eine deutlich kürzere Analyse, als für die Volland-Szene zur Hand:

Anhand der vorliegenden TV-Bilder, die ein wenig verzerrt sind, ist es nicht aufzulösen, ob Niederlechner in Abseitsposition steht oder nicht. Zumindest ist es folglich richtig, im Zweifel weiterspielen zu lassen und den anschließenden Treffer anzuerkennen.

 

 

 


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