Berlin/Hamburg – Seit Freitagabend ist auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg nichts mehr wie zuvor – sie ist lahmgelegt. Und das für ganze neun Monate. Wer zwischen den beiden Metropolen pendelt, braucht vor allem eines: Geduld.

Montagmorgen, 6 Uhr am Regionalbahnhof Wustermark: Regen. Keine Schilder, keine Toiletten, kaum Informationen. Wer hier aus dem Bus in die Bahn oder aus der Bahn in den Bus will, braucht Nerven. Die Busse: mal zu früh, mal zu spät. Die Übergangszeit zum Anschluss-Zug: teilweise nur zwei Minuten.

Bahn saniert Strecke zwischen Berlin und Hamburg

Sandra C. (27) aus Brieselang steht auf dem nassen Bahngleis des letzten intakten Bahnhofs vor der Sperrung. Die angehende Personalerin pendelt täglich nach Berlin-Lichtenberg: „Normalerweise steige ich bei mir im Ort in den Zug. Jetzt muss ich mit dem Bus nach Wustermark, um von hier den Regio zu nehmen. Heute bin ich fast zwei Stunden unterwegs. Sonst brauche ich etwas über eine Stunde.“

Der Wecker von Sandra C. (27) hat eine halbe Stunde früher als üblich geklingelt: „Ich denke, wenn die Ferien vorbei sind, wird es hier nochmal deutlich angespannter“

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Foto: Olaf Selchow

Die Deutsche Bahn saniert 270 Kilometer Strecke. Ein Mammutprojekt. Oberleitungen weg, Stellwerke aus, Bauzüge rollen. Das Ziel: eine modernisierte Strecke, weniger Störungen, bessere Pünktlichkeit. Doch aktuell ist davon wenig zu spüren.

Bundeswehrsoldat Lukas Zahlten (19) aus Kyritz: „Mein Ersatzbus stand wegen kaputter Hintertür eine halbe Stunde rum. Jetzt habe ich meinen Zug verpasst. Dabei habe ich einen wichtigen Termin in meiner Kaserne in Pasewalk. Es ist alles großer Mist“

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Foto: Olaf Selchow

Längere Fahrzeiten, weniger Züge

Für Pendler heißt das: längere Wege, weniger Züge, vollere Wagen. Im Fernverkehr werden die ICE-Züge über Stendal und Uelzen umgeleitet – 45 Minuten länger je Fahrt. Nur noch jede Stunde statt halbstündlich ein Zug.

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Noch härter trifft es Pendler aus dem Brandenburger Umland. Sie müssen jetzt auf Busse umsteigen. Die Fahrt von Wittenberge zum Hauptbahnhof dauert jetzt statt eineinhalb satte dreieinhalb Stunden!

Einmal zu den Bussen bitte! Pendler zwischen Hamburg und Berlin brauchen die nächsten Monate einen langen Atem

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Foto: Olaf Selchow

Der Bundestagsabgeordnete Christian Görke (63, Linke) macht sich Sorgen: „Keine Toiletten, keine Wegweiser, Fahrer können kaum Deutsch. Die Busse kommen ohne Beschriftung. Die Leute stehen da und wissen nicht, wo sie hinmüssen.“

Die Bahn nennt es „die größte Generalsanierung in ihrer Geschichte“. Für Pendler wie Sandra bleibt bis mindestens April 2026 einfach nur: die längste Durststrecke ihres Alltags.