Ein russisches Gericht hat die einstweiligen Maßnahmen aufgehoben, die es der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) faktisch untersagten, ihre russische Tochtergesellschaft zu verkaufen. Dies bestätigte am Dienstag ein Anwalt der Bank sowie der russischen Einheit Raiffeisenbank gegenüber Reuters.

Mit dieser Gerichtsentscheidung könnte die RBI ihrem Ziel näherkommen, sich aus Russland zurückzuziehen – ein Vorhaben, an dem die Bank nach eigenen Angaben seit mehr als drei Jahren arbeitet, seitdem Russland den Konflikt in der Ukraine entfacht hat.

Die Suche nach einem geeigneten, nicht sanktionierten Käufer bleibt jedoch eine Herausforderung. Banken sehen sich zudem mit zusätzlichen regulatorischen Hürden konfrontiert, darunter die Notwendigkeit, für jeden Deal die persönliche Zustimmung von Präsident Wladimir Putin einzuholen.

Die RBI reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme.

Im Juni hatte ein russisches Gericht den Antrag der RBI abgelehnt, die einstweilige Verfügung aufzuheben. Diese war das Ergebnis einer Klage der russischen Investmentfirma Rasperia, nachdem ein geplatzter Deal die RBI im vergangenen Jahr dazu verpflichtete, rund 2 Milliarden Euro (2,3 Milliarden US-Dollar) Schadensersatz zu zahlen.

Der Streit mit Rasperia folgte auf das Scheitern eines Deals, der der RBI ermöglichen sollte, einen Teil ihrer eingefrorenen Vermögenswerte in Russland freizusetzen. Die Bank hatte versucht, eine Beteiligung an dem in Wien ansässigen Bauunternehmen Strabag zu erwerben, zog sich jedoch unter Druck aus Washington zurück.

Anastasia Taradankina, Anwältin der russischen Raiffeisen-Tochter von der russischen Kanzlei Delcredere, bestätigte, dass die einstweilige Beschlagnahmung der Anteile durch das Gericht aufgehoben wurde.

„Wir haben alles getan und die Maßnahmen wurden aufgehoben“, sagte Taradankina gegenüber Reuters.

Laut Gerichtsunterlagen wurden die Maßnahmen am 4. August aufgehoben.

Im zweiten Quartal verbuchte die RBI nach eigenen Angaben einen Verlust, nachdem sie aufgrund des Rechtsstreits in Russland eine Abschreibung von 1,2 Milliarden Euro (1,4 Milliarden US-Dollar) vornehmen musste.

($1 = 0,8667 Euro)