Kuriose Spendenaktion mit tierischen Stimmen auf dem Bremer Marktplatz
Mitten im Herzen der Stadt – und doch leicht zu übersehen: Das Bremer Loch zählt zu den charmantesten und gleichzeitig kuriosesten Sehenswürdigkeiten Bremens. Direkt am Rande des Marktplatzes, an der nördlichen Ecke der Bremischen Bürgerschaft, verbirgt sich ein sprechender Gullydeckel, der mit seiner Mischung aus Kunst, Technik und sozialem Engagement nicht nur Touristinnen und Touristen begeistert, sondern auch echten Bremen-Flair versprüht.
„Doh wat rin in’t Bremer Loch“
Das Bremer Loch ist eine beliebte Anlaufstelle für Touristinnen und Touristen in der Hansestadt. Sarah Meyer
Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Kanaldeckel aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als interaktive Spendenbox mit Unterhaltungswert. In der Mitte des bronzenen Gullys befindet sich ein Geldschlitz. Wer hier eine Münze ab zehn Cent hineinwirft, wird mit dem unverkennbaren Gesang der Bremer Stadtmusikanten belohnt. Der Esel ruft „I-aa“, der Hund knurrt, die Katze miaut und der Hahn kräht – aufgenommen von Radio Bremen und aktiviert durch eine Fotozelle, die auf den Münzeinwurf reagiert.
Das ungewöhnliche Konzept stammt von Professor Fritz Haase, einem Bremer Architekten und Künstler. Mit seinem Entwurf hat er nicht nur eine neue Art der Spendenaktion geschaffen, sondern auch ein Stück Alltagskunst im öffentlichen Raum installiert, das Jung und Alt gleichermaßen erfreut. Diese Spendenbox ist in Deutschland einzigartig.
Eine Spardose für die Stadt
Hinter dem Gullydeckel steckt eine unterirdische Edelstahl-Spardose mit klarer Mission: Die gesammelten Gelder kommen der Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe zugute. Diese Organisation unterstützt seit Jahrzehnten soziale Projekte in Bremen – von Hilfen für Familien über Bildungsangebote bis hin zur Unterstützung für ältere Menschen. In den vergangenen Jahren kamen große Spendensummen zusammen: 2024 waren es etwa 25.000 Euro. In diesem Jahr, 2025, sogar 32.000 Euro, die auf tierisch charmante Weise zum sozialen Zusammenhalt in der Stadt beitragen.
Charmanter Stadtrundgang mit gutem Zweck
Der plattdeutsche Spruch auf dem Gullydeckel bringt die Idee auf den Punkt: „Kreih nich, jaul nich, knurr nich, segg I-aa, doh wat rin in’t Bremer Loch.“ Die klare Aufforderung, etwas Gutes zu tun, wird mit einem akustischen Lächeln belohnt – ein liebevolles Detail im Stadtbild, das Bremen einmal mehr als weltoffene und kreative Stadt zeigt.
Zwischen Tourismusmagnet und Kultobjekt
Seit seiner Einweihung am 27. Juli 2007 hat sich das Bremer Loch zur echten Attraktion entwickelt. Passantinnen und Passanten bleiben stehen, suchen neugierig den unscheinbaren Gully, werfen Münzen ein und zücken begeistert das Smartphone, wenn der tierische Dank ertönt. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich mit der bekannten Bronzeskulptur der Bremer Stadtmusikanten das wohl beliebteste Fotomotiv der Stadt – ein perfekter Stopp für alle, die Bremen erkunden.
Vandalismus ohne Erfolg
Im Mai 2019 wurde das Bremer Loch Opfer eines versuchten Einbruchs. Unbekannte beschädigten den Gullydeckel in der Hoffnung auf eine reiche Beute. Doch der Versuch blieb erfolglos. Die Spardose wird regelmäßig geleert – für Diebe also kein lohnendes Ziel, für die Stadtgesellschaft jedoch ein wertvoller Beitrag zum Miteinander.
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Von Sarah Meyer
Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.