Nach fast drei Jahrzehnten, High Heels, Herzschmerz und Hysterie endet die Ära von „Sex and the City“. Showrunner Michael Patrick King zieht den Schlussstrich, Sarah Jessica Parker nimmt Abschied – stilvoll, emotional und mit großer Liebe zu New York.
Die „Sex and the City“-Nachfolgeserie „And Just Like That…“ (kurz: AJLT) geht mit der aktuell laufenden dritten Staffel zu Ende. Showrunner Michael Patrick King verkündete das Serienaus auf Instagram.
Während er die letzte Folge der Staffel schrieb, sei ihm klar geworden, dass dies ein guter Zeitpunkt für ein Ende sei. Daraufhin habe er das Staffelfinale in zwei Episoden aufgeteilt. Die dritte Staffel sollte ursprünglich zehn Folgen haben, umfasst nun aber zwölf. Mitte August ist damit endgültig Schluss.
„Mit großer Dankbarkeit danken wir allen Zuschauerinnen und Zuschauern, die diese Figuren über so viele Jahre in ihre Herzen und Wohnzimmer gelassen haben“, schrieb King.
Wohnungen, Zeitzonen, Freunde, ihre Meinung, ihre Schuhe und ihre Haare gewechselt – aber nie ihre Liebe und Hingabe für New York City
Hauptdarstellerin Sarah Jessica Parker betrauerte via Instagram das Ende ihrer Serienfigur, der Kolumnistin Carrie Bradshaw. „Carrie Bradshaw hat meinen professionellen Herzschlag in den vergangenen 27 Jahren dominiert. Ich glaube, ich habe sie am allermeisten geliebt.“
In einem langen, emotionalen Posting nannte sie die Serie „pure Freude, Abenteuer und die schönste Art harter Arbeit mit außergewöhnlich talentierten Menschen“. Sie teilte außerdem eine Montage mit Carries ikonischsten Looks und Momenten:
Die Originalserie „Sex and the City“ (kurz: SATC) wurde zwischen 1998 und 2004 zum weltweiten Popkulturphänomen. Sie handelt von vier Frauen, die in New York leben, lieben, arbeiten und feiern. Neben Carrie Bradshaw sind das Charlotte York (Kristin Davis), Miranda Hobbes (Cynthia Nixon) und Samantha Jones (Kim Cattrall). Sie shoppten, brunchten, dateten – und unterstützten sich gegenseitig, während Carrie, die Schriftstellerin, alles dokumentierte. Auch zwei SATC-Kinofilme feierten Erfolge.
2021 erschien mit „And Just Like That…“ das ebenfalls reichweitenstarke Sequel, das allerdings auf gemischte Kritikerreaktionen stieß. Die Freundinnen befinden sich nun nicht mehr in der „komplizierten Realität von Leben und Freundschaften in ihren 30ern“, sondern in der „noch komplizierteren Realität“ ab 50 – und sie sind nur noch zu dritt.
Kim Cattrall war ausgestiegen, unter anderem wegen persönlicher und finanzieller Differenzen, wie es in Medienberichten hieß. Ihre Figur Samantha wurde in der Serie nach London verlegt. In der zweiten Staffel trat Cattrall überraschend in einem kurzen, nicht im Abspann genannten Cameo auf.
Die neuen Staffeln erzählen u. a. davon, wie Carrie zur Witwe wird, Miranda sich als queer outet und Charlotte mit der Krebsdiagnose ihres Mannes Harry umgeht. Der modische Anspruch bleibt zentral – samt ikonischer High Heels, die durch die Straßen von New York klackern.
In ihrem Abschiedspost schrieb Sarah Jessica Parker über Carrie Bradshaw mit fast literarischer Wucht: Sie habe „Wohnungen, Zeitzonen, Freunde, ihre Meinung, ihre Schuhe und ihre Haare gewechselt – aber niemals ihre Liebe und Hingabe für New York City.“ Parker beschrieb ihre Serienfigur als Frau, die „Straßen, Avenues – und Rubikons“ überquert habe.
Eine, die Herzen brach, Heels ruinierte, schlechte Entscheidungen traf – und manchmal in Pfützen fiel. Sie habe geliebt, verloren, gewonnen, vergeben, veröffentlicht, gegrübelt, getrauert – und sich immer wieder aufgerappelt. „Ich werde das so schnell nicht vergessen. Kein bisschen davon.“
Was bleibt?
Ja, sie schrieb über Sex, Liebe und Einsamkeit in der Großstadt – und über das Leben dazwischen: Carrie Bradshaw war nie nur eine Figur, sie war ein emotionaler Kompass für alle, die sich durch die Wirrungen moderner Beziehungen tasteten. SATC war ein Phänomen, weil es Fragen stellte, die viele Frauen vorher nur gedacht hatten.
AJLT versuchte, diese Gedanken in die Gegenwart zu übersetzen – diverser, älter, politischer. Doch nicht jeder fand darin noch dieselbe Magie. Die Fortsetzung wurde häufig belächelt oder kritisiert – für ihre Dialoge, für ihr Bemühen, für das Gefühl, dass die Leichtigkeit von früher schwerer zu finden war.
Die Nachfolgeserie wollte viel – und erzählte dabei manchmal wenig, so der Tenor. Figuren verschwanden, neue tauchten auf, Storylines verpufften, Dialoge wirkten mitunter steif. Und Carrie? Es war nicht immer klar, wohin sie wollte. AJLT schien sich in seiner eigenen Relevanzsuche zu verzetteln – und den roten Faden verloren zu haben.
Und trotzdem: Carrie blieb. Mal unsicher, mal souverän. Mal fragil, mal furchtlos. Sie machte Fehler, große und kleine. Liebte Männer – und am Ende vielleicht sich selbst am meisten. Von ihr lernte man, dass ein Brunch mehr sein kann als eine Mahlzeit, dass ein Paar Manolos Trost spenden können – und das Leben manchmal keine Pointe braucht, sondern nur eine gute Frage.
Vielleicht ist genau das ihr größtes Vermächtnis: dass sie nie alle Antworten hatte, aber nie aufhörte, sie zu suchen.
In Deutschland ist die HBO-Serie auf Sky und Wow zu sehen. Ende Mai startete die dritte Staffel – jede Woche erscheint eine neue Folge. Das zweiteilige Staffelfinale beginnt am 8. August, das Serienfinale folgt am 14. August.
dpa/AP/st